Großweingarten: Faschingszug mit Kult-Geist

12.2.2018, 07:55 Uhr
Großweingarten: Faschingszug mit Kult-Geist

© Fotos (3): mr

Alle ortsansässigen Vereine hatten sich für den Faschingsumzug dieses Jahr wieder ordentlich etwas einfallen lassen. Die Themen der bunt geschmückten Narrenfahrzeuge reichten dabei von Kanada bis hin zu China. Und für eine halbe Stunde regnete es nicht nur Popcorn, Bonbons und allerhand Süßes – auch mundgerecht geschnittener Käse, geräucherte Würste und Sekt reichten die Faschingsbegeisterten dem schaulustigen Publikum in Großweingarten. Das Prinzenpaar, Leonie I. und Gusti I., hat somit allen Grund, auf seinen Hofstaat stolz zu sein.

Großweingarten: Faschingszug mit Kult-Geist

Ein regelrechter Geheimtipp sei dieser Faschingsumzug, erklärte eine begeisterte Zuschauerin im selbstgeschneiderten Einhornkostüm. Sie komme mit ihrer Familie extra aus Nürnberg: "Danach geht es erst richtig rund, denn dann wird überall gefeiert, wo man ein Plätzchen findet."

Der Spalter Stadtrat Michael Breit ist einer der Organisatoren des Faschingstrubels und freut sich besonders über das Zusammenwirken der Vereine: "Jeder macht etwas, und wir ziehen alle an einem Strang." Für Breit ist es "gefühlt der 25. Faschingsumzug", und von Jahr zu Jahr werde das bunte Treiben in Großweingarten größer. Angefangen habe alles vor Jahrzehnten, als ein Kindergarten einen kleinen Umzug veranstaltete.

Heute steht Großweingarten für einen Tag regelrecht Kopf. Und wenn ein Tag nicht reicht, nimmt man eben den nächsten noch zum Feiern mit.

Das ist in Großweingarten auch kein großes Problem. Denn: Eine durchzechte Nacht kann zumindest von den Männern plausibel erklärt werden. "In Großweingarten treibt die Gestalt Solimu (Solimann) an Fasching sein Unwesen. Er leitet die armen Männer auf Irrwegen nach Hause", erklärt Micheal Breit schmunzelnd. "Die daheim wartenden Ehefrauen bekommen dann ein perfektes Alibi geliefert, wenn die Männer nach ihrem Kneipengang erst in den frühen Morgenstunden auftauchen."

In der Tat ist Solimu längst zu einer Kultfigur in Großweingarten geworden. Der Sage nach führt er die betrunkenen Männer mit einem Licht im so genannten Soli, einem Flurstück zwischen Ottmannsberg, Hagsbronn und Großweingarten, in die Irre. Stundenlang würden die Männer dort im Kreis laufen und mit allen Kräften und Mitteln versuchen, zu ihren Frauen nach Hause zu gelangen.

Verstärkung für den Geist

Kein Wunder also, dass der Solimu gleich als erster dem Faschingsumzug vorausläuft. Seit 2008 ist der Alibi-Geist nun schon in voller Gestalt dabei. Um den vielen feiernden Männern auch so richtig zu helfen, hat er in den vergangenen zehn Jahren ordentlich Verstärkung bekommen. Mehrere Dutzend Helfer habe er bereits. "Auch hier werden es immer mehr", sagt Breit erfreut. Die Kostüme und vor allem die Masken werden in liebevoller und detailreicher Handarbeit aus Lindenholz gefertigt.

Nach dem Umzug waren viele der Kostümträger dennoch froh, von der Solimu-Maske befreit zu sein. "Eine solche Maske wiegt um die sechs Kilo, Zeit fürs Wirtshaus", erklärte einer der Solimänner erleichtert.

Die Frage ist nur, was erzählt er seiner Solifrau morgen früh? Bestimmt, dass er durch die vielen Lichter der anderen Solimänner nicht mehr nach Hause fand. Wenn er nächstes Jahr wieder dabei ist, hat die Ausrede funktioniert.

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