Gymnasium Roth sagt Nein zu Rassismus

18.2.2017, 06:00 Uhr
Gymnasium Roth sagt Nein zu Rassismus

© Foto: Graff

In die Hand bekamen die Auszeichnung Larissa Lange und Anna-Lena Zimmermann – also die beiden Schülerinnen, die sich aus der SMV (Schülermitverwaltung) heraus für das Projekt stark gemacht hatten und es federführend und aktiv in die Schulgemeinschaft getragen haben.

Mit der Zertifikatsübergabe ist das Gymnasium Roth Teil des "größten Schülernetzwerkes in Deutschland" (Werner Höfer) geworden. Diesem gehören aktuell bayernweit über 500 Schulen an; darunter auch welche aus dem Landkreis, wie die Realschule Hilpoltstein. Immer mehr, wie die Wilhelm-von-Stieber-Realschule, die in wenigen Tagen ausgezeichnet wird, stoßen dazu. Das Besondere an dem Projekt ist, dass es allein in Schülerhand liegt.

Als Larissa Lange und Lena-Marie Zimmermann von der Bewegung gehört hatten, waren sie "sofort davon überzeugt", ergriffen sie postwendend die Initiative, informierten darüber die Mitschüler in allen Klassen und sammelten schließlich die erforderlichen Unterschriften, die es braucht, um als Teil des Netzwerks offiziell anerkannt zu werden.

Weit über 80 Prozent aller Schüler und Lehrer (und damit weitaus mehr als formal erforderlich) haben eine dreiteilige Erklärung unterzeichnet, mit der sich jeder Einzelne verpflichtet, gegen Rassismus und Diskriminierung aller Art anzugehen und diese Einstellung auch an die nächste Schülergenerationen weiterzugeben.

Zur offiziellen Anerkennung mussten sich die Schul-Initiatorinnen um einen externen Paten kümmern, der das Projekt am Gymnasiums langfristig begleitet — und richteten eine entsprechende Anfrage an die Familie Walchshöfer, Veranstalter des "Challlenge Roth". Sie hätten die Anfrage "gerne und aus Überzeugung" angenommen, sagte Felix Walchshöfer in der Feierstunde; er war selbst Abiturient des Rother Gymnasiums.

"Beim Challenge haben wir mit Menschen aus 71 Nationen mit unterschiedlichsten Hautfarben, kulturellen Hintergründen und Sprachen zu tun." Für ihn sei es selbstverständlich, auf die Menschen zuzugehen "statt sie in Schubladen zu stecken". Er ermunterte die Schülerinnen und Schüler, "mit offenem Auge und offenem Herz" in die Welt zu gehen und so Rassismus und Diskriminierung keine Chance zu geben.

Dass sich Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen auf verschiedenste Weise intensiv mit dem Thema beschäftigen, wurde bei der Feierstunde eindrucksvoll sichtbar. Die SMV präsentierte einen selbst produzierten Film zu Ausgrenzung und Integration im Schulalltag, der am Projekttag vor Weihnachten entstanden ist. Das Unterstufentheater zeigte zwei Szenen, in denen Vorurteile und Parolen über den Haufen geworfen wurden. Die Schulband, die die Feier musikalisch umrahmte, sorgte unter anderem mit Michael Jacksons "Better World" für die inhaltlich passenden Töne.

Eine Feierstunde allein macht allerdings noch keine Schule mit Courage. "Ihr habt euch auf den Weg gemacht – jetzt muss die Idee jeden Tag mit Leben gefüllt werden", mahnte Werner Höfer in Richtung Schulfamilie.

Den Worten folgten gleich Taten: Direkt im Anschluss an die Feierstunde fanden für die zehnten Klassen Workshops zu den Themen Migration, Integration und interkulturelles Training statt. Die übrigen Klassen wurden vom Schulleiter mit dem Auftrag zurück in den Unterricht geschickt, "einen Alltag zu gestalten, der geprägt ist von dem, was wir hier gehört und erlebt haben".

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