Hartes Training: Karnevalclub Röttenbach auf Titeljagd

11.11.2017, 08:54 Uhr
Hartes Training: Karnevalclub Röttenbach auf Titeljagd

© André Ammer

Liana Wolf zum Beispiel ist mit ihren 16 Jahren schon ein richtiger Star in der Region. Rund 11.000 Follower hat die sechsfache deutsche Meisterin im Solistentanz auf ihrem Instagram-Profil, bei vielen Turnieren stehen die Menschen Schlange für ein Autogramm oder ein Selfie zusammen mit dem Tanzmariechen des Karneval-Clubs Röttenbach. "Manchmal wird sie sogar noch im Hotel von Fans verfolgt", erzählt ihre Trainerin Ivonne Gedigk, während sich Liana Wolf fürs Training aufwärmt.

Dehnen, dehnen, dehnen – immer wieder bereiten sich die 16-Jährige und ihre Vereinskameradinnen mit Stretchingübungen auf die Belastungen bei ihren Auftritten vor. In der Übungshalle der Röttenbacher "Besenbinder" tragen die meisten Mädchen schlichte schwarze Leggings und ärmellose Trikots. Nichts erinnert an das Outfit, mit dem etwa die Fans des fränkischen Faschings in Veitshöchheim Liana Wolf in Verbindung bringen.

Kurzer Rock, aufwendig verzierte Kostümjacke und dicke Zöpfe unter dem charakteristischen Dreispitz – so präsentieren sich die sportlichen Aushängeschilder des im Landkreis Erlangen-Höchstadt beheimateten Karnevalsvereins unter anderem bei den fränkischen und mittelfränkischen Meisterschaften im karnevalistischen Tanzsport. Für das Make-up verwenden die Mädchen eine wasserfeste Profi-Schminke, damit bei den schweißtreibenden Auftritten nichts verläuft. Was auf der Bühne so spielerisch leicht aussieht, fordert den jungen Tänzerinnen eine Topkondition ab.

Mit vollem Ehrgeiz dabei

Viermal pro Woche feilt Ivonne Gedigk, die für die Röttenbacher Solisten ab 15 Jahren verantwortliche Trainerin, an der Form der Tänzerinnen. Über mangelnden Biss ihrer Schützlinge kann sie sich nicht beklagen: "Sie sind alle unheimlich ehrgeizig. Manchmal muss ich sie aus der Halle schmeißen, weil sie einfach nicht heimgehen wollen."

Auch die 14-jährige Michelle Zerrahn und die elfjährige Lea Höhn absolvieren dieses Trainingspensum und holten unter anderem deutsche Meistertitel im Solotanz. "Manchmal ist es schon sehr anstrengend, aber sonst wird man ja auch nicht besser", erklärt Michelle Zerrahn, die mit vier Jahren mit dem karnevalistischen Tanzsport begann und mit sechs ihr erstes Turnier bestritt. "Nur die Harten kommen in den Garten", fügt Lea Höhn hinzu, deren beide älteren Schwesten ebenfalls bei den "Besenbindern" tanzen. Und die Mutter der Elfjährigen sitzt während der Trainingsabende im Nebenraum und näht Kostüme für die Schautanz-Auftritte der Röttenbacher Tanzgarden.

Keine Einzelerscheinung beim KC: "Bei vielen unserer Aktiven engagiert sich die komplette Familie im Verein", sagt Vorsitzender Thomas Semmelroth, dessen Vater eines der Gründungsmitglieder war. Zurzeit absolviert der Geschäftsführer eines Autozulieferer-Betriebs 80-Stunden-Wochen ("40 Stunden für den Job, 40 Stunden für den Verein"), um die zahlreichen Veranstaltungen und Auftritte der Besenbinder zu organisieren.

"Man muss schon einen gewaltigen Sprung in der Schüssel haben, wenn man das macht", bilanziert Ivonne Gedigk, doch für viele Aktive ist das Tanzen bei den "Besenbindern" – neben der Buchnesia wohl das sportliche Aushängeschild der Region im karnevalistischen Tanzsport – ein Kindheitstraum. "Mir macht es einfach Spaß, und man lernt immer etwas Neues", sagt Michelle Zerrahn. Auf den Rummel, dem manche ihrer älteren Vereinskameradinnen bei großen Auftritten ausgesetzt sind, kann sie jedoch verzichten.

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