Haus des Buches: Terrasse statt Turm als Markenzeichen

27.11.2018, 16:45 Uhr
Haus des Buches: Terrasse statt Turm als Markenzeichen

© Foto: Jürgen Leykamm

Kein Zufall, denn mit jenem ersten Advent beginnt auch das neue Kirchenjahr – der passende Zeitpunkt also für einen Neustart der Einrichtung im neuen Gebäude, das zum Einstand dort für die Besucher an diesem Tag von 10 bis 14 Uhr geöffnet ist. Der Eine-Welt-Laden "Kaffeebohne" findet sich nun auch im neuen Büchereidomizil wieder.

Durch den Standortwechsel geht zwar mit dem Kirchturm, der in St. Marien mit Büchern gespickt war, ein Markenzeichen verloren. Doch es dürfte wohl durch ein anderes ersetzt werden. Denn im ersten Stock des ehemaligen Bauernhauses, das zudem durch die nicht so ganz geraden Wände über einen eigenen Charme verfügt, findet sich eine geräumige Terrasse wieder, die einmal vielfältig genutzt werden kann.

Der Grund dafür, dass es überhaupt ein neues Domizil zu beziehen galt, lag im mangelhaften Brandschutz der früheren Bücherei. Nach einer Inspektion durch die Landeskirche vor fünf Jahren erhielt das Gemeindezentrum hierfür die "Rote Karte", so Pfarrer Rudolf Hackner von der Pfarrgemeinde St. Michael als Betreiber der Bücherei. Gerade der Kirchturm war für diese Bewertung ausschlaggebend.

Damit ging die Suche nach einer neuen Heimat für den Lesestoff los. Erst sei das alte Schulhaus in unmittelbarer Nähe im Gespräch gewesen, erinnert sich Hackner zurück. Nachdem diese Idee wieder verworfen wurde, gab die Marktgemeinde den entscheidenden Impuls. Denn die hatte 2014 schon das einstige Bauernhaus in der Schulgasse 2 erworben. Das Haus direkt am Marktplatz galt es zu revitalisieren.

Der heimische Planer Reiner Gussner machte sich ans Werk. Er regte auch die Bezeichnung "Haus des Buches" an, die nun auch zum Tragen kommt. Für den Markt galt es nun den Umbau und die Modernisierung des Gebäudes zu stemmen. Dabei gab es wohl Segen von oben. Denn die kalkulierten Baukosten in Höhe von 450 000 Euro brutto konnten genau eingehalten, der Zeitpla auch. Außerdem stehen Mittel aus der Städtebauförderung in Höhe von 60 Prozent der förderfähigen Kosten in Aussicht.

Die Einhaltung des zeitlichen Rahmens ist angesichts der hohen Auslastung der Firmen nicht selbstverständlich. Zwölf Gewerke wurden ausgeschrieben. Im Zuge der Baumaßnahme ließ man zusätzlich eine dringend benötigte öffentliche Toilette ins Büchereigebäude integrieren. Der Neustart am Marktplatz beschließt eine lange Geschichte der Bücherei. Ihr Startschuss fiel 1976 im Pfarrhaus. Als im Folgejahrzehnt die Kirche St.Marien zum Gemeindezentrum umfunktionierte wurde, lag die Idee nahe, die Bücher dorthin ziehen zu lassen.

Mit dem Umzug 1986 fiel auch der Startschuss für die Büchereinachmittage, die seither ununterbrochen stattfinden – heuer das 33. Mal. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich ein beachtlicher Bestand angesammelt. Den Bezug des neuen Gebäudes hat man aber nun zum Aktualisieren genutzt. "400 Bücher haben wir aussortiert, sie waren einfach nicht mehr zeitgemäß", so Vogel. Doch ebenso viele kamen neu hinzu.

Insgesamt besteht das rein ehrenamtliche Team aus 18 Personen, die sich jährlich 2000 Stunden engagieren. Für den Umzug hat man eigens die Werbetrommel gerührt. So erfolgreich, dass die Teilnehmerlisten gar kopiert werden mussten – rund 50 Helfer packten tatkräftig mit an. Vormittags hieß es aus-, nachmittags dann schon einzuräumen.

Die Kosten des neuen Inventars, die sich auf rund 40 000 Euro beziffern, trägt von Pfarrer Kirchengemeinde. Doch das trübt die Begeisterung von Pfarrer Rudof Hackner nicht: "Uns war es wichtig, in solche Topräume einziehen zu können, die dem Status der Bücherei auch angemessen sind." Sechs Räume stehen auf zwei Etagen im Haus des Buches für die Ausleihe zu den neuen Öffnungszeiten (Montag von 19 bis 20, Mittwoch von 15 bis 17 Uhr und Sonntag von 10 bis 12 Uhr) bereit.

Nichts ändert sich an der Kooperation mit der Schule, von wo aus die Kinder weiterhin kostenlos für die wöchentliche Schulstunde in der Bücherei mit dem Bus gefahren werden. Auch die Vorschulkinder der Thalmässinger Kindergärten haben hier weiterhin alle zwei Wochen ihre angestammten Termine. Die Bücherkiste der Einrichtung in Eysölden wird im selben Rhythmus neu bestückt. Eine offizielle Einweihung des Haus des Buches folgt noch und findet am Sonntag, 17. Februar, statt.

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