Heideck: Der Wald blüht auf und hilft den Insekten

30.9.2018, 13:39 Uhr
Heideck: Der Wald blüht auf und hilft den Insekten

© Foto: Jürgen Leykamm

Denn so schön die Optik der Blumen auch ist – der Hintergrund für die im wahrsten Sinn des Wortes großflächig angelegte Aktion ist ein überaus ernster. Dem "dramatischen Insektensterben" soll Einhalt geboten werden, erklärt Harald Schiller, kommissarischer Leiter des Forstbetriebs Allersberg. Bienen, Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge, aber auch Fledermäuse und Vögel sollen sich auf den über 40 seiner Flächen, die insgesamt 42 000 Quadratmeter umfassen, wieder verstärkt wohlfühlen.

Regionales Saatgut

Bereits vorhandene Wildwiesen sowie sonnige Wegränder erblühen nun zur Freude von Mensch und Tier. Zum Einsatz kam dabei ausschließlich regionales Saatgut, also Samen von Pflanzen, die hier seit jeher beheimatet sind. Eine Florenverfälschung, die Änderung des Artenbestandes, sollte unbedingt vermieden werden, so Schiller. Außerdem wurden die Art des Bodens oder der Lichteinfall berücksichtigt. Wählt man falsch, kann es sein, dass eine Pflanzenart die anderen zu dominieren beginnt.

Alles erschwert hat nach Aussage des Hilpoltsteiner Forstrevierleiter Alfons Herzog dann auch noch die ungünstige Witterung. So wurde erst im Juli ausgesät, die Trockenheit verzögerte dann die Keimung. Außerdem "verzichten wir im Staatswald auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger". Umso mehr freut man sich nun, dass sich die Blühflächen auf den Lichtungen trotzdem gut entwickelt haben. Klatschmohn, Kornblume, Taubenkropf-Leimkraut, wilde Möhre und Schafgarbe recken sich der Sonne entgegen. Bis zu 30 verschiedene Arten finden sich auf einer einzigen Projektfläche wieder.

Das Projekt "Der Wald blüht auf", das vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unterstützt wird, hat aber noch einen weiteren großen Baustein: die gezielte Schaffung von stehendem Totholz, das naturschutzfachlich besonders wertvoll ist. Ausgewählte Laub- oder Nadelbäume werden dabei in einer Höhe von vier bis sechs Metern bei Holzerntearbeiten "geköpft". Diese Exemplare bieten dann einen gefragten Lebensraum etwa für die streng geschützte Käferart namens "Eremit". In einer Eiche fühlt sich zudem der Eichenheldbock auf den Plan gerufen.

Vor allem dann, wenn es 200 bis 300 Meter weiter noch einen "kopflosen" Baum gibt. So entsteht eine Biotopvernetzung aus lauter Trittsteinen, die Insekten wieder hilft, sich von A nach B, von Stein zu Stein auszubreiten. Ohne die Maßnahme würden sie "inselartig gefangen" bleiben, formuliert Schiller.

Mit Sofortwirkung darf man allerdings nicht rechnen. Dieser Projektteil "ist auf eine Entwicklung in den nächsten 40 bis 50 Jahren ausgerichtet", sagt Herzog.

Lebensraum

Ein ganzes Dutzend solches stehenden Totholzes gibt es in seinem Revier nun. Die entsprechenden Kronen bleiben in kurzem Abstand zum Biotopbaum liegen, sie sollen "bei den Insekten für eine Initialzündung sorgen". Die Bäume selbst werden sehr sorgsam ausgewählt, sodass nicht die Gefahr besteht, "dass wir uns hier die Schädlinge heranzüchten", erläutert Schiller. Eine Fichte etwa scheide damit von vorne herein aus.

Die Biotopbäume selbst erfreuen mit positiven Folgeeffekten. Die Insekten, welche die Hochstümpfe für sich nutzen, dienen etwa den Vögeln und Fledermäusen als Nahrungsquelle. So kann das verletzte, stärkere Stammholz für Insekten, Höhlenbrüter aber auch Kleinsäugern viel Gutes tun. Und auch wenn der Baum eines Tages zusammenbricht, gehen seine Wohltaten weiter: Die verschiedenen Phasen der Zersetzung lässt Pilze und Moose ausbreiten und bietet Lebensraum für selten gewordene Tiere.

Keine Kommentare