Heidecker besuchte Milchbauern in Burkina Faso

30.6.2016, 16:50 Uhr
Heidecker besuchte Milchbauern in Burkina Faso

© Foto: privat

Wir sind in diesen zehn Tagen durch das Land gereist um zu erfahren, wie Milch produziert, verarbeitet und verkauft wird. Außerdem hatten wir Gespräche mit dem Landwirtschaftsminister, mit Abgeordneten, Vertretern der EU-Kommission sowie Bürgermeistern. Begleitet wurden wir zur Sicherheit stets von Militärkräften, da die Terrorgefahr durch Boko Haram groß ist.

Burkina Faso liegt südlich der Sahelzone und hat eine Fläche wie Deutschland bei rund 20 Millionen Einwohnern. Die Einwohner leben hauptsächlich von der Kleinökonomie, wo jeder versucht, durch den Verkauf von Lebensmitteln, Reparaturwerkzeugen, Gebrauchsgegenständen oder Kleidern das Einkommen von durchschnittlich zwei Euro pro Tag zu erwirtschaften.

Wer in diese Kleinökonomie von außen Einfluss nimmt, verursacht oft große Verwerfungen im Marktgleichgewicht. 70 Prozent der Bevölkerung hat Vieh.

Die Versorgung des Landes erfolgt über kleinbäuerliche Strukturen. Ohne diese würde ein Land wie Burkina Faso nicht ernährt werden können — was unter anderem auch der Weltagrarbericht bestätigt.

Ich konnte erfahren, wie vor allem die Frauen die Landwirtschaft betreiben und sich mit selbst gebauten Kleinmolkereien zur Milchpasteurisierung ihr Einkommen sichern. Bäuerin Marianne Diallo ist die Vorsitzende einer Molkerei, die am Tag rund 150 Liter Milch pasteurisiert und verkauft.

Schulbesuch für die Kinder finanziert

Diese Milchbäuerin aus Tambolo, einem kleinen Dorf etwa 170 Kilometer von der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou entfernt, erklärte uns: „Wir können uns selbst mit Milch versorgen. Wir haben eine kleine Molkerei aufgebaut und produzieren hier Milch und Jogurt.“ Die Bauern aus Tambolo bauen unter anderem Soja, Ackerbohnen und Mais an. Mit dem Einkommen aus dem Milchverkauf ernähren sie ihre Familien und finanzieren den Schulbesuch ihrer Kinder.

Durch den starken Import von Milchpulver aus Europa geraten sie jedoch zunehmend in Existenznöte, weil die EU-Produkte im Schnitt um die Hälfte billiger sind als heimische Milcherzeugnisse. Diese Familien haben keine andere Einkommensmöglichkeit, als ihre Milch zu verkaufen. Wenn wir weiterhin unsere Milch dorthin liefern, sorgen wir dort für Hunger und Elend! Wir schieben unsere selbst verursachten Probleme in Länder wie Burkina Faso ab, die sich nicht dagegen wehren können. 60 Prozent der Menschen sind unterernährt. Die Lebenserwartung liegt bei 50 Jahren.

Wer die Entwicklung anderer Länder hemmt, schadet dabei seiner eigenen Entwicklung. Nach dem Wegfall der EU-Milchquote haben sich der Import von Milchpulver in Burkina Faso verdoppelt und der Preis der EU Produkte halbiert. Die Landwirtschaft dort kann nicht mit unseren Dumpingpreisen konkurrieren.

Keine Kommentare