Heidecker Volleyball-Talent will ganz nach oben

15.2.2018, 05:58 Uhr
Auf dem Weg an die Spitze: der Heidecker Joshua "Joschi" Schneider.

© Mario Tomiak Auf dem Weg an die Spitze: der Heidecker Joshua "Joschi" Schneider.

Am 25. März vergangenen Jahres ist es kurz nach halb fünf, als sich für Joshua Schneider der erste Teil seines Traumes erfüllt. Der SV Schwaig spielt in der zweiten Bundesliga gegen Friedrichshafen, es läuft der zweite Satz, Schwaig führt 23:11 – und wechselt den 15-jährigen Außenangreifer ein. Es ist seine Premiere in der zweiten Liga, normalerweise spielt Schneider in der zweiten Mannschaft.

Sie gelingt, Schneider spielt bis zum Ende, sein Team gewinnt 3:1. Der erste große Auftritt wurde mit Bravour gemeistert, so die Meinung beim SV später. Von Schneider werde sicher wieder zu hören sein. Schwaig wird später Vizemeister, Schneider kommt nicht mehr zum Einsatz. Doch er erinnert sich noch gerne daran.

Und irgendwann will er dorthin zurück, aufs Zweitliga-Parkett. Dafür trainiert er viel, viermal oder häufiger in der Woche. Und er hat früh damit angefangen. Zuerst, mit vier Jahren, mit Fußball: "In Heideck gab es nichts anderes", sagt Schneider. Doch mit sieben Jahren wechselte er zum Volleyball. Sein Vater Roland Schneider hatte früher in der Bayernliga gespielt, wollte dann eine Jugendmannschaft trainieren – da musste der Sohn natürlich dabei sein.

Mannschaft des Jahres

Mit dem TSV Weißenburg machte Schneider als Neunjähriger sein erstes Punktspiel in Burgbernheim und holte die mittelfränkische Jugendmeisterschaft. Es folgten viele weitere Titel, bis zum dritten Platz bei der dritten Meisterschaft. 2012 und 2014 wurde das Team mit den beiden Schneiders zur Mannschaft des Jahres im Kreis Weißenburg gewählt.

Vom frühen Start der Ausbildung zehrt Schneider heute. "Er hat eine brutal gute Volleyball-Schule genossen", sagt sein jetziger Trainer Klaus Wischermann vom TSV Zirndorf über den mittlerweile 16-Jährigen gegenüber den Fürther Nachrichten. "Diszipliniertes und regelmäßiges Training ist bei dieser technisch sehr anspruchsvollen Sportart besonders wichtig," sagt Schneider – vor allem als Außenangreifer. "Du bist als erster am Ball, weil du die Annahme machst. Wenn die nicht gut ist, kommt kein Spielfluss zustande, weil der Zusteller keinen Ball stellen kann." Und den würde Schneider, dann im Angriff, wieder verwerten.

"Taxi Mama"

Die Grundlagen hat Schneiders Vater in Weißenburg gelegt. 2015 wechselte der Sohn als Jugendspieler zum TV Mömlingen nach Unterfranken (mit dem will er heuer deutscher Jugendmeister werden) und in die zweiten Herrenmannschaft des SV Schwaig, wo er als 13-Jähriger schon Bayernliga spielte. Seitdem steuert Mutter Sabine das "Taxi Mama". Auch weiter weg ließen die Erfolge nicht lange auf sich warten, so zum Beispiel der dritte Platz bei der deutschen Jugendmeisterschaft oder der Aufstieg mit den Herren in die Regionalliga.

Schneider gilt bei seinem Trainer als akribischer Arbeiter, als Volleyball-Verrückter. "In Weißenburg haben wir zwei-, dreimal die Woche trainiert", sagt Schneider. Anschließend verdoppelte sich diese Zahl beinahe. "Dann sieht man irgendwann den Unterschied." Die gleichaltrige Konkurrenz schläft nicht. Wegen der Förderung wechselte er auch den Verein. Zwar ist Schwaig Landes-Leistungs-Stützpunkt, der Verein will Jugendspieler aufbauen. Doch mit damals 15 Jahren und einer Größe von 1,85 Metern war der körperliche Unterschied zu den Erwachsenen zu groß.

Der Trainer hält viel von ihm

Als Klaus Wischermann nach der Aufbauarbeit in Ingolstadt den gerade abgestiegenen TSV Zirndorf übernahm, wollte Schneider zu ihm. "Ich habe schon im Probetraining gewusst, dass es richtig ist." Also spielt Schneider jetzt für Zirndorf in der Regionalliga. "Joschi" ist der Jüngste im Team und der Trainer hält viel von ihm. "Sollte er mit uns den Aufstieg nicht schaffen, werde ich mich dafür einsetzen, dass er woanders höherklassig spielen kann, denn da gehört er hin." Nach einem erneuten Wechsel sieht es allerdings nicht aus. Zirndorf steht auf Platz zwei der Liga, kann sich am Wochenende wieder an die Spitze setzen, damit wäre die dritte Bundesliga in Reichweite.

In Schwaig waren sie nicht allzu erfreut, dass ein Top-Talent zum neuen Liga-Konkurrenten der zweiten Mannschaft wechselte. Doch mittlerweile hat sich die Aufregung gelegt, Schneider darf beim SV sogar wieder mittrainieren. "Das ist sehr nett." Der Verein hält so den Kontakt zu einem Perspektivspieler, Schneider kann sich mit Zweitliga-Niveau messen.

Kaliberdas Fußstapfen

Dorthin zu kommen, ist einmal das Ziel. Das Einkommen muss aber gesichert sein, Schneider wird kaum vom Sport leben können. Wenn er einen Studienplatz in Bayern bekommt, sollte aber ein entsprechend hochklassiger Verein in Reichweite sein. Und vielleicht kann der Heidecker ja auch noch in die Fußstapfen seines Vorbildes treten.

Schneider war schnell Teil der Bezirksauswahl, gehört mittlerweile zum Bayernkader, sowohl in der Halle als auch beim Beachvolleyball – nach dem Sieg beim Bundespokal 2016 wurde er 2017 im Sand dritter deutscher Meister in Magdeburg. Nur die Bundestrainer wollten Schneider, nun 1,90 Meter groß, nicht haben. "Zu klein", so ihr Urteil über den 16-Jährigen.

Auch Denis Kaliberda ist nicht groß. "1,92 Meter", sagt Schneider. Als kleiner Junge sah er sein erstes Erstligaspiel, in Unterhaching, mit Kaliberda – seitdem ist der Nationalspieler, ebenfalls Außenangreifer, sein Idol. "Er ist ein phänomenaler Spieler mit richtig guter Technik", sagt Schneider. Kaliberda springt mehr als einen Meter hoch, Schneider ist bei etwa 80 Zentimetern. Ein bisschen was fehlt noch, aber der Heidecker hat sein Ziel im Blick.

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