Heinrich grüßt an der Hilpoltsteiner Burg

28.4.2018, 08:46 Uhr
Heinrich grüßt an der Hilpoltsteiner Burg

© Stefan Bergauer

"Suuuper", so die einhellige Meinung der Kinder am Ende ihres Aktionstages. Am Freitagvormittag füllen sie die Burg mit Leben, tauchen in die Welt des Mittelalters ein. Auf der Burg probieren sie, ob Helme, Kettenhemden oder Armschienen aus dem Fundus des Museums Schwarzes Roß und der Feuerwehr passen. Uff, ganz schön schwer.

Kleine Wehwehchen heilen Mitglieder der Kleiderkammer mit Kräutern und Allheilmitteln im Freyerskeller, sie sättigen auch hungrige Mägen mit mittelalterlichen Speisen. Spiele und der Druck der eigenen Banner sind weitere Stationen auf dem Burganger.

Bezug zur Burg stärken

Nach dem Bau von Nistkästen im Oktober ist der Mittelaltertag der zweite Aktionstag der Grundschule zusammen mit dem Museums- und Heimatverein (MuH). Über Ingrid Hiebinger, Lehrerin an der Grundschule und Vorstandsmitglied des MuH, sind die Kontakte exzellent.

"Es geht darum, einen Bezug zum Ort und zur Burg als historischem Objekt herzustellen", sagt Christoph Raithel, Vorsitzender des MuH. "Die Kinder kommen mit ihren Eltern wieder, können Sachverhalte erklären, da bleibt was hängen." Zum Beispiel an der Kochstation: In die Palette der Nahrungsmittel haben sich Fehler eingeschlichen. Aber welche? Die Finger gehen hoch: "Das Brot", sagt ein Junge und hat recht: Der Sauerteig wurde erst im Spätmittelalter durch Zufall entdeckt, vorher gab es nur Fladen.

Schneller als der Wettbewerb

Reiner Hertel ist mit seiner Fanfare mit von der Partie. Mit ihr gibt er normalerweise das Signal zum Stationswechsel, damit alle 80 Drittklässler alles mal ausprobieren können. Doch nun bläst er zum Sammeln: Der Zug vom Burganger in den Innenhof formiert sich. Denn der MuH nutzt den Aktionstag, um auf eine eigene Aktion aufmerksam zu machen: Gemeinsam mit den Kindern wird die Skulptur des Ritter Heinrich von Stein (nach dem Gründer der Stadt benannt) eingeweiht.

Im März stellte Dieter Popp die MuH-Pläne für die Burg im Stadtratsausschuss für Jugend, Kultur, Sport und Tourismus vor. Der hatte keine Einwände gegen die scherenschnittartige Silhouette, gestaltet von dem Staufer Bildhauer Thomas Volkmar Held, bekannt als TeVauHa. Wie auch, der Stadtrat möchte den öffentlichen Raum ja mit Kunstwerken aufwerten. "Wir wollten uns nicht bewerben, sondern die Idee gleich umsetzen", sagt Raithel.

Friedliches Willkommen

Und so empfängt nun das etwas mehr als zwei Meter hohe Kunstwerk als "Eye-Catcher" (Raithel) die Besucher. Etwas mehr als 2000 Euro hat der Ritter den MuH gekostet. Das Geld stammt aus Restbeständen des "Zeitkonto Kind" und einer Spende: Stefanie Schmauser-Nutz und Thomas Schmauser bedachten zum Jahreswechsel den MuH mit 1000 Euro.

Held hat die Silhouette mit einem Plasmaschneider aus einer Stahlplatte gebrannt. Das Schwert trägt der Ritter links, als "Zeichen des friedlichen Dastehens" (Held). Bewusst darf die Stahlplatte rosten. Zunächst lief die MuH-Aktion unter dem Arbeitstitel "Ritter Rost". Weil es aber eine gleichnamige Buch- und Trickfilmserie gibt, heißt sie nun Ritter Heinrich. "Man wird sehen, welcher Name sich durchsetzen wird", sagt Bürgermeister Markus Mahl, der sich sehr für das Engagement aller Beteiligten bedankt.

Das beste aller Feste

Bei den Kindern scheint sich "Ritter Rost" durchzusetzen. Sie singen ihrem neuen Kumpel ein Lied vom besten aller Ritterfeste und dass sie Schwerter und Lanzen lieber zu Hause gelassen hätten, weil die beim Tanzen störten.

Außerdem legt der rostige Heinrich die Schwertleite, den Rittereid ab: Die Kinder tragen für ihn den Schwur vor. Der lautet: "Sei treu und beständig, sei freigiebig und demütig, sei mutig und voller Güte, achte auf dein Benehmen, sei mächtig zu den Herren, wohltätig zu den Armen, umgebe dich mit Waisen, fliehe überall die Törichten, vor allem liebe Gott, richte Weise gemäß seinem Gebot." Den Schwur haben sich die Kinder zu Herzen genommen — die ehrenamtlichen Betreuer waren beeindruckt vom Benehmen der Schüler.

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