Hilfe wichtiger denn je

19.1.2013, 00:00 Uhr
Hilfe wichtiger denn je

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HIZ: Frau Kahl, die LAG Mali veranstaltet mit dem Kreuzwirtskellerteam in Hilpoltstein seit 25 Jahren im Frühsommer das Malifest. Nun sind französische Truppen in Westafrika einmarschiert, um die Islamisten zurückzudrängen. Wirkt sich die aktuelle Situation auf Ihre Arbeit vor Ort aus?

Gurdun Kahl: Die Dörfer, in denen die LAG Mali Hilfsprojekte durchführt, liegen im Süden des Landes, in Kita und im Hinterland der Stadt Kati, in Dioila und noch weiter im Süden im Kreis Yanfolila, also rund 200 Kilometer im Umkreis der Hauptstadt Bamako und noch weit entfernt von den von besetzten Gebieten oder den Kampfschauplätzen um Mopti oder Diabali. Insofern sind unsere Projektdörfer nicht unmittelbar betroffen.

Und die LAG Mali arbeitet mit malischen Nichtregierungsorganisationen zusammen, die vor Ort die Hilfsmaßnahmen organisieren und realisieren. Dank Internet stehen wir in engem Austausch, und unsere Partner konnten auch nach dem Putsch im März 2012 ihre Arbeit fortsetzen. Aber Mali ist eines der ärmsten Länder der Welt und jetzt im Krieg. Die geringen Mittel, über die der Staat verfügt, werden jetzt und womöglich mittelfristig für militärische Zwecke eingesetzt, die anderswo in der Bildung und wirtschaftlichen Entwicklung fehlen. Für uns heißt das, dass unsere Unterstützung wichtiger ist denn je und unsere Arbeit fortgesetzt werden muss.

Wann waren Sie zuletzt in Mali? Ändern Sie deshalb Ihre künftigen Pläne?

Kahl: Meine letzte Reise war im Januar 2012, noch vor dem Putsch. Damals gab es im Norden die ersten Kämpfe zwischen den Touareg-Rebellen und der malischen Armee. Meine diesjährige Reise zum Besuch der Projektdörfer und Controlling unserer Projekte kann ich vorerst nicht durchführen. Aber wir kennen unsere Partner in Mali schon viele Jahre und wissen, dass sie zuverlässig und vertrauenswürdig sind.

Muss angesichts dieser politischen Entwicklung das große Reggae-Fest in Hilpoltstein heuer ausfallen oder findet es am 10. Mai in veränderter Form statt?

Kahl: Es wird nicht ausfallen, und gerade in diesem Jahr ist unsere Solidarität mit Mali gefragt. Vom KWK-Team weiß ich, dass das Fest geplant wie bisher – und sein 25-jähriges Bestehen feiert!

Was kann die Mali-Hilfe, das KWK-Team und was können die Besucher des Festes jetzt konkret für die Menschen in Westafrika tun?

Kahl: Die Mali-Hilfe kann sich im Süden weiter engagieren und sollte ihre Projekte fortsetzen. Unsere Partner bereiten weitere Projekte vor. Die beste Unterstützung der Malifest-Besucher ist, wenn sie auch und gerade in diesem Jahr zahlreich zum Fest kommen, denn mit den Einnahmen unterstützt das KWK-Team unsere Hilfsmaßnahmen.

Rechnen Sie heuer mit mehr Spenden als bisher?

Kahl: Wenn ein Land zur Krisenregion mit kriegerischen Auseinandersetzungen wird verunsichert das viele Spender. Deshalb bin ich eher pessimistisch und rechne mit weniger Spenden, obwohl sie gerade jetzt mehr gebraucht werden.

Was halten Sie vom Einmarsch der französischen Truppen und von der Unterstützung der deutschen Bundesregierung mit zwei TransAll-Maschinen? Ist das zu wenig? Oder vielleicht sogar zu viel?

Kahl: Die malische Armee hätte meiner Ansicht nach den Vormarsch der Islamisten nicht stoppen können, und so wie es aussah, waren sie auf dem Weg, weiter in den Süden vorzudringen. Insofern war der Militäreinsatz der Franzosen, der schließlich auch von der malischen Übergangsregierung angefragt war, notwendig. Ob zwei deutsche TransAll-Maschinen ausreichen, kann ich ehrlich gesagt nicht beurteilen. Deutschland genießt in Mali ein besonderes Ansehen und ist keine Ex-Kolonialmacht in Mali. Meiner Ansicht nach könnte sich Deutschland vor allem in der humanitären Hilfe und langfristig für eine politische Konfliktlösung als Vermittler einsetzen, und weniger im militärischen Einsatz.

Das Spendenkonto der LAG Mali-Hilfe: Konto 59005 bei der Raiffeisenbank Fürth e.G. BLZ 76260451

 

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