Hilpoltstein: Als der Freyerskeller noch ein Sündenpfuhl war

7.9.2014, 17:34 Uhr
Hilpoltstein: Als der Freyerskeller noch ein Sündenpfuhl war

© Manfred Klier

Vorbei ging es zunächst am ehemaligen Torwächterhaus neben der Raiffeisenbank, wo früher einmal das Heidecker Tor gestanden hatte. Im Torwächterhaus wohnte ein Seifensieder namens Schuster. Die Chronik berichtet, dass er mit 66 Jahren starb und „von 22 Kindern beweint wurde“. Der ehemalige „Lustgarten“ der Pfalzgräfin Maria Dorothea, heute der Festplatz, hatte im Jahre 1807 ein besonderes Spektakel gesehen. 6000 Schaulustige sollen sich hier im Jahre 1807 eingefunden haben, als der Sohn des Meckenhausener Nachtwächters öffentlich hingerichtet wurde, weil er eine Magd erschlagen hatte. Es war die letzte Hinrichtung in Hilpoltstein. Friedlicheren Zwecken diente die Dreifaltigkeitskapelle, die einst eine Wallfahrtsstätte gewesen war. Besonders kurios ist die Deckenform, die an einen Sargdeckel erinnert.

Maximal zwölf Grad

Dann aber ging es auf verschlungenen Trampelpfaden im Schein vieler Taschenlampen zum Ochsenwirtskeller, der 1648, also am Ende des Dreißigjährigen Krieges, aus dem Felsen geschlagen worden war. Er gehörte zum Gasthof zur Post, der die „Braugerechtigkeit“, also das Braurecht besaß. Zum Reinheitsgebot, so wusste Gruber zu berichten, gehörte damals auch ein Felsenkeller, der eine Temperatur von höchstens zwölf Grad Celsius haben durfte. Eisabwurfschacht und Tauwassergrube aber auch ein geräumiger Weinkeller sind in dem etwa 80 Meter langen Keller erhalten.

Die schwarzen Wände sind Zeugen davon, dass hier nach dem Zweiten Weltkrieg große Mengen an eingelagerten Kerzen verbrannt sind. In der Nähe führt der „Hohe Weg“, ein ehemaliger Handelsweg, vorbei. Sicher eine günstige Gelegenheit für die Knechte, beim Bierkeller vorbeizuschauen.

Der Kreuzwirtskeller wurde um 1670 vom Wirt des Gasthofs „Zum Roten Kreuz“ errichtet. Daher der Name. Er besaß die größte der fünf Hilpoltsteiner Brauereien. An den Bierkeller wurde später ein Sommerkeller angebaut.

Der Grimm-Keller von Xaver Grimm, Wirt vom „Weißen Roß“, ist besser unter dem Namen Hietsch’n-Keller bekannt. Als Hietsch’n werden im Volksmund Kröten bezeichnet, die sich in dem matschigen Untergrund wohlfühlen. Deshalb, und um die Fledermäuse nicht zu stören, wurde der Keller nur durch die Gittertür besichtigt.

Dicke Mauern

Das letzte Ziel war der über 900 Jahre alte Freyerskeller, auch „Keller am Burganger“ genannt. Obwohl etliche Wirte hier ihr Bier einlagerten, hat sich der Name des ersten Pächters Carl Gottfried Freyer erhalten. Über einen Meter dick sind die Quader des Tonnengewölbes. Etliche Handwerkerzeichen sind in den Steinen zu erkennen. Vor 49 Jahren, berichtete Gruber, wurde der Keller zum „Sündenpfuhl“ erklärt und zugemauert, bevor er 1990 wieder geöffnet und saniert wurde. Heute ist er ein oft genutzter Veranstaltungsort.

Schon fast zwei Stunden hatte die Kellerwanderung gedauert, als es Getränke zur Erfrischung gab. Fackeln wurden angezündet und der Zug bewegte sich hinunter in die Stadt, vorbei an der früheren Stadtmühle und dem Badehaus in der Vorstadt zur Försterwiese, der letzten Station.

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