Hilpoltstein: "Die Billi" kriegt ’ne Eins mit Stern vom Rektor persönlich

14.7.2017, 17:28 Uhr
Hilpoltstein:

© F.: Tschapka

"Eigentlich", sagt Barbara Billmaier und blickt auf ihre dunkelblauen Pumps, "wollte ich ja Schuhverkäuferin werden". Aber daraus wurde nichts. Ihre damalige Grundschullehrerin machte der kleinen Barbara Wittmann aus dem Spitalwinkel nämlich einen Strich durch die infantile Rechnung. Viel zu clever, das Kind. Es gehöre auf ein Gymnasium, insistierte die Pädagogin.

Mangels entsprechender Bildungseinrichtungen in unmittelbarer Wohnortnähe fiel die Entscheidung der Eltern für das Nürnberger "Institut der Englischen Fräulein" – eine Internatschule, an der das Hilpoltsteiner Mädel alsbald lernen sollte, was Heimweh bedeutet. . .

Barbara Billmaier wischt die Gedanken daran mit einer abwinkenden Handbewegung weg. Trotzdem weiß sie seither, wie sehr ein empfindsames Kinderseelchen leiden kann.

Ob es eben diese Erfahrung gewesen sei, die ihr späteres Berufsleben bestimmte? "Ach, das kann man so nicht sehen", kontert Barbara Billmaier pragmatisch. Fest stehe jedoch: "Achtsamkeit, Liebe und ein Ernstnehmen" im Umgang mit den Schülern hätten sich als wichtigste Instrumentarien ihrer Pädagogenlaufbahn herauskristallisiert.

Die begann nach dem Abitur 1972 mit einem Studium für das Volksschullehramt an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät Nürnberg. Schon 1975 legte sie dort – frisch verheiratet — die erste Lehramtsprüfung ab, um anschließend als Vertretungslehrkraft im vertrauten Hilpoltstein zu landen.

Anschließender Einsatzbereich sollte der seinerzeitige Schulverbund Mörlach-Göggelsbuch-Ebenried-Mörsdorf werden. Nachdem Billmaier ihre Junglehrerschaft in Göggelsbuch ein Jahr lang im "Learning-by-Doing"-Modus erprobt hatte, folgte die zweite Lehramtsprüfung in Ebenried. Mit Erfolg.

1978 erhielt sie daraufhin die Leitung einer ersten Klasse in Pfaffenhofen. Wegen Töchterlein Annette durfte Barbara Billmaier 1980 an die Grundschule Hilpoltstein und damit an ihren Wohnort zurückwechseln – wo sie die nächsten 37 Jahre bleiben sollte und wollte.

"Mein ganzer Berufsweg war ein Glücksfall", fasst Barbara Billmaier gut vier Dekaden zusammen. Was ihr davon am nachdrücklichsten in Erinnerung geblieben sei? Auf jeden Fall die stets fruchtbare Kooperation mit Vorgesetzten und Kollegen, erklärt sie. Denn die wäre maßgeblich dafür verantwortlich, "dass man sein Arbeiten gut gestalten kann".

Unter der Ägide von Rektor Erich Meier brachte Barbara Billmaier gar zwei Jahrzehnte zu – eine "wertvolle Zeit", unterstreicht sie noch heute.

"Man hat da nicht groß reden müssen, sondern konnte sich einfach aufeinander verlassen", bündelt Peter Benz diese Phase. 2013 hat er selbst die Leitung der Grundschule Hilpoltstein von Karin Kachelrieß übernommen, nachdem er dort viele Jahre Klassenzimmertür an Klassenzimmertür mit Barbara Billmaier gewirkt hatte.

Dass Benz es war, der 1998 die Konrektorenstelle an der "GS Hip" antrat — und nicht Barbara Billmaier —, das nimmt sie ihm auch im Nachhinein nicht krumm. "Er ist immer ein wichtiger Wegbegleiter für mich gewesen — und ein Gewinn für Hilpoltstein", meint Billmaier ehrlich.

Überhaupt Hilpoltstein. "Man identifiziert sich mit diesem Ort in einer Form, die nicht normal ist", flachst Peter Benz und meint es doch ernst. Im positiven Sinn. Bestes Beispiel: Barbara Billmaier.

Klare Trennung von Berufs- und Privatleben? Die sei bei ihr schlechterdings möglich. Denn das Fulltime-Engagement rund um Burgfest und katholische Pfarrgemeinde hätte sich auch gedeihlich auf ihre Lehrtätigkeit ausgewirkt.

Dazu kann Barbara Billmaier bloß nicken: "Ein geknüpfter Teppich an Kontakten war von Anfang an da und musste nicht erst hergestellt werden". Soll heißen: Sie habe mühelos das Gemeindeleben in die Schule hinein- und die Schule wiederum ins Gemeindeleben hinausgetragen, skizziert Benz, indem er Seniorennachmittage beim BRK, Vorlesestunden mit echten Hilpoltsteiner Unikaten oder Schulspiel-Events auf der Burg ins Feld führt.

Ganzheitliche Sichtweise

Doch nicht nur diesbezüglich hätte er sich "vieles von ihr abgeschaut". Gerade was den Billmaier’schen Berufsethos angehe, sei ein "Abspicken" von ihr Ehrensache — weil das einleuchtende Manifest zu Barbara Billmaiers beruflicher Entwicklung laute: "Man muss den Menschen als Ganzes sehen".

Oder anders: "Ein guter Lehrer ist, wer es schafft, auch schwächere Schüler von der Schule zu begeistern", umreißt Barbara Billmaier ihr Credo. Sie hätte dieses Kunststück zuwege gebracht, indem sie stets die Stärken der ihr anvertrauten Menschlein mit viel Lob und Anerkennung in den Vordergrund zu rücken wusste, so Benz.

Seit den 1980er Jahren sei Barbara Billmaier federführend für die Einschulungsabläufe verantwortlich gewesen; habe Elternabende, Schülerscreening oder die Kita-Kooperation organisiert. Es mutete demnach konsequent an, als 1998 ein Ruf aus München ertönte, der die versierte Pädagogin in die Bayerische Lehrplankommission berief, wo sie am neuen Curriculum mitschreiben durfte.

Als ebenso konsequent wie gerechtfertigt erachtet Peter Benz auch das, was Barbara Billmaier 2015 zuteil wurde: die Ernennung zur Studienrätin im Grundschuldienst. Eine Besonderheit, "die mich regelrecht beflügelt hat, eine echte Anerkennung meiner Arbeit!", räumt Barbara Billmaier glücklich ein.

Wenn also in Kürze ein neuer Lebensabschnitt für sie beginnt, dann würde ihr viel Schönes im Gedächtnis bleiben, meint die Pensionistin in spe. Denn: "Diese Schule war mein Auftrag!" Sie werde somit "große Schuhe hinterlassen", habe man ihr gesagt, schmunzelt Barbara Billmaier hintersinnig. "Aber da wachsen auch andere rein", ist sie’s gewiss.

Und wenn man schon mal beim Thema sei: Demnächst wolle sie endlich ihren Kindheitstraum wahr machen, verrät die künftige Ruheständlerin. In Garmisch gebe es einen kleinen Schuhladen mit dessen Besitzerin sie sich spontan angefreundet hätte. Denn die heiße — ganz zufällig — auch Barbara Wittmann, so wie die Hilpoltsteinerin ehedem selbst. Und diese oberbayerische Schuhverkäuferin wisse ganz genau, was ihre pensionierte Namensvetterin aus Mittelfranken sich jetzt wünsche...

Keine Kommentare