Hilpoltstein: Die Erfolgsstory des einstigen Abenteuers "KWK"

1.4.2015, 17:15 Uhr
Hilpoltstein: Die Erfolgsstory des einstigen Abenteuers

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Hilpoltstein: Die Erfolgsstory des einstigen Abenteuers

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In diesen vier Jahrzehnten waren rund 2.000 Bands und 8.000 Musiker zu Gast im KWK, wie er mittlerweile auch gerne genannt wird. Und aus dem engagierten Juso-Team ist in der Zwischenzeit ein Arbeitskreis der SPD Hilpoltstein geworden.

Aber zunächst zurück zu den Anfängen. 1975 war die Burgstadt zumindest aus der Sicht der Jugendlichen ein verschlafenes Nest. Es gab keine jugendgerechte Kneipe, keine Konzerte, nichts. Da kamen die Jung-SPDler Helmut Pflaumer, Bernd Beringer (der spätere Bürgermeister), Rüdiger Böll, Rainer Herbrecher und Walter Lassauer samt ihren Frauen auf die Idee, den leer stehenden Kreuzwirtskeller zu pachten, um darin „Kultur für die Jugend“ anzubieten. Aber erst einmal musste das vom Verfall bedrohte Gebäude einigermaßen in Schuss gebracht werden. Also hieß es zunächst Hammer, Farbe und Pinsel in die Hand zu nehmen – alles ehrenamtlich und in Eigenregie versteht sich.

Der Startschuss fiel am 9. Mai 1975 mit dem ersten Konzert. „Mit Paul Djuritschek, Ernst Schultz und Hans Sponseil“, erinnert sich Martin Kapfenberger vom aktuellen KWK-Team und fügt hinzu, dass Ernst Schultz mit der Band „Ihre Kinder“ die erste Deutschrockband war. Auch im Jubiläumsjahr des KWK gratulierte der Deutschrocker mit seinem Auftritt im Februar.

Von Anfang an hat sich der Freitag als Veranstaltungsabend herauskristallisiert. In den ersten Jahren gab es im Keller nicht nur Musik, sondern auch Lesungen, Theateraufführungen oder Vortrags- und Diskussionsabende über den Frieden oder über Amnesty International zum Beispiel. Der KWK entwickelte sich außerdem zum Zentrum für lokalpolitische Aktivitäten. Es gab sogar Protestaktionen wie jene gegen den Abriss eines historischen Hauses am Hilpoltsteiner Marktplatz, wo jetzt das „Schlemmerland“ untergebracht ist. Es sei eine Zeit gewesen, in der die Jugendlichen gerne diskutierten. Das habe sich im Lauf der Zeit geändert, sodass seit vielen Jahren die Musik im Vordergrund steht, sagen die KWKler unisono.

Und was auch noch von Anfang an klar war: Es sollte kein Eintritt verlangt werden, damit auch junge Leute, die es sich sonst nicht hätten leisten können, Zugang zur Kultur haben. „Dahinter steckt der soziale Gedanke, zu dem die Leute auch ein Stück weit durch die Hutsammlung erzogen werden sollen“, erklärt Petra Beringer, die Tochter des Gründungsmitglieds Bernd Beringer. Bei der Hutsammlung kann jeder reinwerfen, was er meint. Von dem Geld wird die Gage der Künstler bezahlt. Das KWK-Team arbeitet schon immer ehrenamtlich und sonstige Unkosten wie Pacht, Strom, Wasser und Werbung werden aus dem Erlös des Getränkeverkaufs bestritten, wobei der Verpächter, die Brauerei Pyraser, dem KWK-Team, großzügig entgegenkommt.

Volltreffer Open Air

Zum Erfolgsgeheimnis des KWK zählt auch das jährliche Open Air. Bereits 1976 gab es ein erstes Open Air am Keller, das gleich ein Volltreffer wurde. Auf der Bühne stand unter anderen der legendäre Nürnberger Liedermacher Günther Stössel. Damals wurde der Kreuzwirtskeller zum Mekka der großen Künstler aus der Nürnberger Musikszene und entwickelte sich dadurch zum Selbstläufer. „Die Leute kamen und kommen aus der ganzen Region von Erlangen, Nürnberg bis nach Ingolstadt“, weiß Kapfenberger. Und auch in politischen Kreisen war der Kreuzwirtskeller kein Unbekannter mehr, sodass das Projekt 1986 den zweiten Platz beim Wilhelm-Dröscher-Preis der SPD einheimste. Zum zehnten Geburtstag mit einem großen Festival kam der spätere Landtagsvizepräsident Karl-Heinz Hiersemann nach Hilpoltstein.

1988 kam dann das jährlich stattfindende Mali-Fest dazu und der bunte Reggae hielt Einzug in die Burgstadt. Das erste Fest fand noch in der Stadthalle statt, doch schon ein Jahr später bevorzugten die Veranstalter die lauschige Atmosphäre vor dem Kreuzwirtskeller.

Das Mali-Fest kam auf Anregung von Gisela Hufe zu Stande, die über die Arbeiterwohlfahrt über die Verbindungen zur LAG Mali-Hilfe wusste. Brachte das Malifest am Anfang gerade mal 1000 D-Mark ein, sind es mittlerweile im Schnitt 5000 bis 6000 Euro, berichten die KWKler voller Stolz. Und Gisela Hufe bekam für ihr Engagement das Bundesverdienstkreuz.

In all den Jahren wechselte das Leitungsteam immer wieder. Die einen gingen, andere kamen. Im Leitungsteam waren in den vier Jahrzehnten auch bekannte Leute anzutreffen wie Peter Dalheimer, ein mittlerweile bekannter ARD-Korrespondent, der spätere Juso-Landesvorsitzende Hans Endres, Christine Rodarius, Peter und Gisela Hufe, um nur einige Namen zu nennen.

Und auf der Bühne begann für so manchen eine große Karriere. Schon immer will man dort jungen Leuten überwiegend aus der Region eine Chance geben, sich vor Publikum zu präsentieren nach dem Motto „Aus dem Keller in den Keller“. Rund 40 Veranstaltungen gibt es im Jahr und Martin Kapfenberger hat kein Problem diese 40 Termine zu füllen. Im Gegenteil: Er hat noch viel mehr Anfragen. „Einmal fragte ein Österreicher, ob er bei uns auftreten könne, wir lehnten ihn ab. Es war Hubert von Goisern“, schmunzelt Robert Engl. Damals habe ihn noch niemand gekannt. Zu den Stars zählten auch Klaus Kreuzeder, Fitzgerald Kusz, Bernd Regenauer, Lizzy Aumeier, Yogo Pausch, Markus Schiederdecker und Christoph Weiherer.

Alt-Stars im Jubeljahr zu Gast

Einige Stars der Anfangszeit sind im Jubiläumsprogramm vertreten, zum Beispiel gleich am Ostersamstag, 4. April, „The Hot Rod Gang“, die im Zeichen des Rock 'n' Roll normalerweise auf ganz großen Bühnen zu finden ist. Zu den unvergesslichen KWK-Gästen zählt auch Tim Broadbent, der mit seinem sympathisch-schrägen englischen Humor am Freitag, 10. April, mal wieder sein Publikum mit auf eine musikalische Reise nimmt.

Die offizielle KWK-Geburtstagsfeier findet am 1. Mai mit Markus Schlesag und Charly Antolini statt. Am 15. Mai steigt das Mali-Fest mit Martin Zobel & Soulrise. Und vormerken sollte man sich bereits den 22. Mai, wenn Paul Rose, einer der besten englischen Rock- und Bluesgitarristen im Keller vorbeischaut. Der Meister-Entertainer Sascha Gutzeit hat sein Kommen für den 29. Mai zugesagt.

Um die langfristige Zukunft braucht sich das KWK-Team keine Sorgen zu machen. „Auch die nächste Generation ist musikbegeistert und wird das Programm aufrechterhalten“, mein Robert Engl. Deshalb lautet auch das Motto der 40-Jahrfeier „The Beat goes on“.

 

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