Hilpoltstein: Eine wunderbare Idylle vor der Haustür ist in Gefahr

1.11.2015, 16:03 Uhr
Hilpoltstein: Eine wunderbare Idylle vor der Haustür ist in Gefahr

© Foto: Jürgen Leykamm

Vom Treffpunkt am Sportplatz Hofstetten waren es dabei nur ein paar kurze Treter in die Pedale, um zur ersten Station zu gelangen. In Richtung des Gewerbegebiets „Am Kränzleinsberg“ findet sich hier gleich ein Biotopverbund wieder. Streuobstbestände, Wiese, Waldsaum. Dem Artenschutzbeauftragten des LBV, Andreas von Lindeiner, ging da natürlich das Herz auf. Vom Seidenschwanz angefangen, wusste er eine ganze Reihe Arten aufzuzählen, die hier auf dem Spiel stehen. Der „bedeutende Lebensraum“ böte auch den hier rastenden Zugvögeln Nahrung.

Störender Lärmhorizont

Die Argumente der Umgehungsbefürworter ahnend, räumte der örtliche BN-Vorsitzende Frank Lehner zwar ein, dass die Trasse nicht mitten durch die Bäume führen würde. Entscheidend sei aber der entstehende Lärmhorizont, der Flora und Fauna im Umkreis von 200 Metern stark beeinträchtigen würde. Außerdem soll man bedenken, was man hier für eine wunderbare Idylle direkt vor der Haustür der Stadt habe, gab einer der Radler zu bedenken. Dass diese Schneise einmal mit Asphalt durchzogen werde, sei unerträglich: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das jemand wünscht!“

Und weiter ging es zur Trocknungsanlage und zum Gänsbach, wo das Herz von Lindeiners nochmal höher schlug. Bildet jener Bereich doch Teil des durchgängigen Grünzugs der Stadt, was an sich schon eine Besonderheit sei, die es zu erhalten gelte. Und es seien hier gleich ein halbes Dutzend an Spechtarten zu finden, dazu noch das Wappentier des LBV (der Eisvogel). Bruchweiden böten Hohlraumbrütern Lebensraum, die Wasseramsel sei regelmäßiger Gast und für den Biber sei der Platz eigentlich ideal.

Im Konjunktiv sprechen

Eine freundliche Ermahnung gab es an dieser Stelle seitens des Experten an den BN-Vorsitzenden, der angesichts der Planungen in Faktensprache überging: „Wir sollten hier nur im Konjunktiv reden!“ Denn noch gehe man davon aus, dass ein in der Vergangenheit begangener Fehler nicht wiederholt wird. Das hofft Sieglinde Faber, Chefin des Faberhofs, wo die Radler auch Station machten. Bei den Planungen in derzeitiger Form käme das „St. Floriansprinzip“ zur Anwendung. Verkehrsprobleme würden nur verlagert und nicht gelöst. Auch gelte es gerade im Jahr des Bodens der Versiegelung der Flächen Einhalt zu gebieten. Was da versiegelt werden soll, dient bislang vielen Hilpoltsteinern als „Nächsterholungsgebiet“, das dann entwertet würde. So von Lindeiner am Waldstück in der Nähe der Gredl-Trasse, die mit einer Brücke überquert werden soll.

Jogger, Reiter und Pilzesammler befänden sich hier statt mitten in der Natur plötzlich an einem großen „Riegel zwischen Wohnbebauung und Erholungsraum“, gab ein Teilnehmer der Tour zu bedenken, „Hilpoltstein schneidet sich selbst ab“. Die Frage sei auch, „wer dann hier überhaupt noch spazieren gehen will“, ergänzte von Lindeiner.

Weiter ging es durch den Wald bis zu einer Stelle in 200 Meter Entfernung zur Rother Straße. Das entspräche damit in etwa den Verhältnissen, wie sie unweit hiervon durch die neue Umgehung für das neue Wohnbaugebiet entstehen würde. „Die 200 Meter reichen nicht“, erklärte LBV-Vertreter Thomas Rödl, während die Geräusche der Pkw und Lkw trotz mächtiger Bäume deutlich an die Ohren der Radler drangen.

Ruhe finden

Auch Eric Wieser zeigte sich betroffen. Mit seiner sechsköpfigen Familie sei er 2012 eigens von Allersberg nach Hofstetten gezogen, „um Ruhe zu finden.“ So ähnlich dachte sich das auch Rolf Degen, der einst in New York lebte und nun seine Zelte zwischen Rother und Allersberger Straße aufgeschlagen hat.

Dort gibt es nicht nur einen Rodelhang für die Kinder (der bald abrupt an einer Umgehungsstraße sein Ende finden könnte), sondern auch das rar gewordene Rebhuhn tummelt sich hier noch. Die dortige Kulturlandschaft mit ihren Ackerreihen sei sogar aus naturschutzfachlicher Sicht das wertvollste Areal, das durch die Umgehungsstraße zerstört würde, betonte von Lindeiner. „Der Einschnitt würde einigen Arten den Lebensraum komplett nehmen.“ Sprach’s, griff zum Feldstecher, um nebenbei einen Schwarm durchziehender Feldlerchen zu beobachten.

Wenig begeistert zeigte sich auch LBV-Kreisvorsitzender Rupert Zeiner, der sich hier seit Jahren mit seinen Mitstreitern für die Wiesenbrüter müht. Er sei sehr froh gewesen, als hier die Oberleitungen verschwanden. Doch solche Verbesserungen würden durch die Umgehung zunichte gemacht. Planungen für sie habe es zwar schon lange gegeben, so Lehner gegen Ende der Tour. Aber „es hätte keiner gedacht, dass die nochmal jemand aus der Schublade zieht“.

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