Hilpoltstein: Entschleunigen und im Dunkeln den Stern sehen

30.11.2015, 17:20 Uhr
Hilpoltstein: Entschleunigen und im Dunkeln den Stern sehen

© Foto: Jürgen Leykamm

Was die rund 400 Besucher zu hören bekamen, waren behutsam abgestimmte Beiträge dreier Ensembles, die im Wechsel mit der Orgel erklangen. Der Orgel kommt auch der Spendenerlös des Konzerts zugute. Bei diesem bildete das Instrument nicht nur einen klanglichen, sondern auch eine räumlichen Kontrast zu den anderen Gruppen. Während jene im Altarraum auftraten, ertönte die von Christiane Hummel gespielte Königin der Instrumente natürlich von der Empore.

Mit zwei pastoralen Werken wusste die Organistin die Gemüter der Besucher sanft zu berühren. Das gelang auch den andere Ensembles. Zum Beispiel den „Frankenbeidl’n“ mit ihrer Musik „A Licht in der dunklen Zeit“. Die Schwarzachauer Saitenmusik ließ nicht nur mit einem „Adventsboarischen“ aufhorchen, sondern vor allem mit einer ebenso geschliffenen wie innig vorgetragenen, dreistimmigen Gesangseinlage: „Maria durch ein Dornwald ging“ hieß der Klassiker in einer einfühlsam auf das Wesentliche reduzierten Version.

In die Tiefen eines schottischen Sees wie auch der menschlichen Seele entführte ein Werk namens „Loch Lomond“, vorgetragen vom Blechbläser-Ensemble der Musikschule. Zwischen den einzelnen Stücken trat ein ums andere Mal Manfred Seitz ans Mikrofon, um mit besinnlichen Texten auf das nahende Christfest einzustimmen.

Mit der Autorin Andrea Schwarz begab er sich auf in das „Abenteuer Advent“ und auf die Suche nach dem, was er den Menschen zu sagen hat. „Mitten im Dunkel den Stern zu sehen“, so eine der Antworten. Oder der Sehnsucht nach mehr Lebendigkeit und der Gegenwart Gottes im eigenen Leben mehr Raum zu geben. Nicht nur die Tür des Adventskalenders, sondern auch die des eigenen Herzens zu öffnen – das empfindet die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann als eine „schöne Übung“ in der Vorweihnachtszeit. Sich auch mal anrühren lassen und sich zu fragen, wie denn das verschlossene Herz des anderen zu knacken sei. Bei solchen Ansinnen lieh Seitz der Theologin gern seine Stimme.

Er selbst sei auch angerührt worden, wie er bekannte. Und zwar von den Visionen einer Dominikanerin und Mystikerin, die just einen Tag nach den Weihnachtsfeiertagen des Jahres 1356 in Kloster Engelthal starb: Christine Ebner. Über ihren Tod erfuhr sie in einer Vision Gottes: „Du kommst bald an einen Ort, wo all dein Elend ein Ende hat. Der göttliche Strom, der von mir auf alle fließt, der strömt auch in Dich und fließt wieder aus Dir.“

„Klappt mein W-Lan?“

Seitz fragte sich, ob denn dieser Gnadenstrom auch zu ihm fließe und Gott „meine Adresse im Mailverteiler hat“, übersprang er sprachlich sieben Jahrhunderte. „Klappt mein W-Lan oder werde ich von den Spams der Welt zugemüllt?“ überlegte er sich, bevor er sich an ein weiteres Wort Ebners erinnerte.

Ihr soll Christus gesagt haben: „Es gefällt mir in meiner Gottheit, dass ich dir Gutes tue.“ Das sei auch für den heutigen Menschen die tröstliche Botschaft des Christuskindes, befand Seitz schließlich, „gehen wir auf Empfang“. Nach weiteren Musikstücken endete dann „eine Stunde des Zurücklehnens, der Entspannung und der Stille“, so der Hilpoltsteiner Bürgermeister Markus Mahl in seinem Schlusswort.

Dazu hatte gleich zu Beginn auch Pfarrer Franz-Josef Gerner aufgerufen, der den eingangs erwähnten Widerspruch derzeit am eigenen Leibe erfährt. Denn für ihn ist natürlich in diesen Tagen Hochsaison. Zum anderen aber appelliert er zugleich, sich auf Gott zu besinnen und in Stille „auf den zu hören, der da kommen soll“.

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