Hilpoltstein: Herzlicher Empfang für den „Heiligen“ Gerhard Lachner

22.9.2014, 16:53 Uhr
Hilpoltstein: Herzlicher Empfang für den „Heiligen“ Gerhard Lachner

© Jürgen Leykamm

Wie neu und ungewöhnlich diese berufliche Umorientierung ist, zeigte dabei ein nicht ganz unbedeutendes Detail. Denn lange Zeit war man sich seitens des Dekanats und der Kirchengemeinde nicht ganz sicher, in welcher Albe man denn den neuen Seelsorger in das Gotteshaus einziehen lassen solle. Man entschied sich dann für die eines Diakons und so durfte diese sein Vertrauensmann des Kirchenvorstands Thomas Neubert zur Verfügung stellen. Als Taufgewand erinnere sie zudem daran, dass allen Gläubigen der Auftrag Gottes zur Gestaltung der Welt in seinem Sinne „ins Taufbuch geschrieben ist“, wie Dekan Klaus Stiegler formulierte.

Er lobte zugleich die Weitsicht des Kirchenvorstandes, die nach dem Weggang von Pfarrer Michael Frieß die vakante halbe Pfarrstelle berufsgruppenübergreifend ausgeschrieben habe. Diese wird nun von einem echten Landkreisrückkehrer bekleidet. In Obermauk geboren, lebt Gerhard Lachner nun in Georgensgmünd. Sein beruflicher Weg führte ihn indes wesentlich weiter. Fünf Jahre wirkte er nach seinem Studium als Gemeindepädagoge in Würzburg. Es schloss sich einer insgesamt 14-jährigen Lehrertätigkeit an, die meiste Zeit hiervon an der Berufsschule Roth aus. Ein Jahr war er dann als Geschäftsführer der in Neuendettelsau angesiedelten „Arbeitsgemeinschaft der Diasporadienste in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern“ tätig. Hier erstreckte sich sein Wirkungskreis von Südamerika bis Osteuropa. Danach legte Lachner erst einmal „ein Sabbatjahr“ ein, so Stiegler.

Jetzt also könne der Religionspädagoge „mit frischer Kraft und geballter Energie“ die neue Stelle antreten, die allerdings erst einmal auf drei Jahre befristet ist. Die pädagogische Kompetenz Lachners will man indes auch nutzen. So ist der 56-Jährige zudem als Springer im Lehramt im Dekanatsbezirk eingesetzt. Die besten Voraussetzungen bringt er dafür mit: Er sei nämlich ein Heiliger. So zumindest laut der Definition eines solchen, wie sie Lachner selbst aus der Bibel in seiner Predigt ableitete. Im Buch der Bücher bedeute „heilig“ nämlich nichts anderes als „gottgehörig“ — und das treffe auf jeden zu, der die Gotteskindschaft im christlichen Sinne für sich beanspruche. Wie dies alle Christen und auch er selbst natürlich zu tun pflegen. Sogar zwei selbstgebastelte Heiligenscheine hatte Lachner dabei. Wer wollte, konnte sich nach dem Gottesdienst damit im Spiegel bewundern und fotografieren lassen. Um sich seines Standes vor Gott zu erinnern, dessen „Liebe uns selbst ansieht, und nicht unsere Fehler.“ Zugleich ermunterte der Seelsorger seine Schäfchen, ihn ruhig zu ermahnen, wenn er in der Gefahr stehe, den Heiligenschein abzulegen und stattdessen der Scheinheiligkeit zu frönen.

Nach einem Segenslied der Jugendband nutzten dann schon in der Kirche zahlreiche Grußwortredner die Gelegenheit, den Neuen willkommen zu heißen. So auch stellvertretende Landrätin Edeltraud Stadler, die ihm neben dem Schöpfer auch das Lächeln als Kraftquelle empfahl.

Smiley als Geschenk

Im Gemeindehaus setzte sich der Reigen an Begrüßungsreden dann fort. Hier gab es dann unter anderem einen selbst genähten Smiley vom Team des Kindergottesdienstes als Geschenk, das damit auch bewusst auf den Namen des Georgensgmünders anspielte. Die Damen und Herren des Seniorenkreis bekannten sich gar als „erster Fanclub“ Lachners, der Posaunenchor blies zum Kanon und die Jugendband veranstaltete mit ihm gleich ein kleines „Vogelkonzert“.

Auch der Hilpoltsteiner Bürgermeister Markus Mahl hieß den Vater zweier erwachsener Kinder willkommen, die zur Feierstunde aus München aus Augsburg angereist kamen. Ehefrau Ingrid Lachner ist Mahl bereits lange bekannt: Beide drückten in Rothenburg vor über drei Jahrzehnten gemeinsam die Schulbank.

Den Ehemann lernte Mahl dienstlich übrigens schon vor Kurzem kennen. Bei der von beiden Herren vorgenommenen Einweihung des Radwegs von Meckenhausen nach Solar.

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