Hilpoltstein: Kettenhemd und Kupferblätter

27.8.2014, 17:49 Uhr
Hilpoltstein: Kettenhemd und Kupferblätter

© Foto: Viola Bernlocher

Herbert Rohrmüller hat ein genaues Bild, vor Augen und auf dem Papier. Er ist der Architekt des Reliefs, an dem die Hilpoltsteiner Kinder während des Ferienprogramms im Museum basteln. Im vergangenen Jahr hat der gelernte Metallbauer mit ihnen schon ein Relief aus Metall gebaut; dieses ziert mittlerweile ein Treppenhaus in der Grundschule. Jetzt soll ein zweites dazu kommen, das Thema ist „Herbst“ und zeigt einen vom Wind gebogenen Baum, an dessen Ästen die Blätter rarer und vom Wind durch die Luft gewirbelt werden. Eine Gestalt im langen Mantel wandelt durch die herbstliche Landschaft gen Bildrand.

„Das kann man ganz oberflächlich als Herbstbild sehen, oder metaphorisch für den Herbst des Lebens nehmen“, erklärt Herbert Rohrmüller sein Kunstwerk, das die Kinder umsetzen. Die Gestalt steht dann entweder für einen Spaziergänger oder für das dem Ende entgegen gehende Leben. Es ist schließlich ein plastisches Relief und kein zweidimensionales Gemälde, ein bisschen Tiefgang sollte da erlaubt sein.

Das Relief besteht aus verschiedenen Metallsorten, die Blätter und der Baum sind aus Kupfer, während die Wolken aus Edelstahl bestehen, das Ganze wird auf einer Platte aus Edelstahl befestigt.

Im Keller des Museums „Schwarzes Roß“ spricht Rohrmüller gegen den Lärm an. Die Kinder dengeln mit vorne abgerundeten, speziellen Hämmern das im hellen Licht der Strahler glänzende Kupferblech. In der Mitte des Werktisches, um den die Kinder stehen, liegt eine große Schachtel mit den vorgeschnittenen „Blättern“ des Baumes. Die Formen hat Rohrmüller alle schon in seiner Werkstatt aus dem Metall geschnitten, sodass die Kinder leichtes Spiel haben. Mit konzentriertem Blick, die Köpfe über den Dengelblock gebeugt, gehen die Kinder ihrer Arbeit nach. Wenn sie fertig sind, bringen sie ihre Werkstücke zur Abnahme zu Rohrmüller. Der schaut mit noch konzentrierterem Blick drauf, und zeigt auf das gebogene Blech: „Da, die Ecke noch genauer“ oder „hier an der Seite musst du noch nacharbeiten“ und schickt die Kinder wieder zurück. Genauigkeit muss sein.

Am Nachmittag sind alle Blätter akkurat gedengelt und gebogen und auch die Figur, das Herzstück des Bildes neben dem Baum, hat eine plastische Form bekommen. Die Jungs toben durch den Hof, eine Gruppe Mädchen sitzt im Biergarten vor dem Museum an einem Tisch und behandelt das Kupfer mit rauer Polierwatte. Jetzt glänzt das Kupfer in der Sonne, und hat ein wenig mehr Struktur bekommen, stolz zeigen die Mädels Rohrmüller ihre polierte Figur. Zusammensetzen muss er das Relief nachher selbst, bevor es in der Grundschule aufgehängt wird.

Für die Kinder gibt es an diesem Museums(nachmit)tag nach getaner Arbeit noch einen Film über einen modernen Burgenbau mit mittelalterlichen Mitteln und eine Führung von Peter Hagenmeier durch die alte Brauerei im Keller und die Ausstellung über mittelalterliche Handwerkstechniken im Obergeschoss. Und Geschichte hautnah probieren zwei Jungs schon mal im Kettenhemd aus.

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