Hilpoltstein: Stimmungsvolle Nacht der offenen Kirche

29.4.2018, 14:36 Uhr
Hilpoltstein: Stimmungsvolle Nacht der offenen Kirche

© Fotos: Leykamm

Wer von der Stadtpfarrkirche über die Residenz und die Försterwiese hin zur evangelischen Christuskirche wandert und sich dabei auf die vielen Anregungen einlässt, die auf dem Weg auf ihn einströmen, der fühlt sich buchstäblich genau von diesem Strom "getragen".

Es ist dieses Wort, das einen Teil des Mottos der Veranstaltung bildet. "Geliebt" heißt ein weiteres, das ebenso deutlich anklingt. "Wo die Liebe ist, da ist Gott" ist es in verschiedenen Gesängen zu hören – ob auf deutsch oder lateinisch in einem der Taizé-Lieder. Die dritte Mottokomponente ist doppeldeutig: "Wert-voll": Wertvoll sein, Werte haben.

Hilpoltstein: Stimmungsvolle Nacht der offenen Kirche

Immer wieder wird in den fünf Stunden unter verschiedenen Blickwinkeln darauf Bezug genommen. Ob bei den Meditationen von Diakon Bernd Grünauer, der sich in der katholischen Kirche auf die Spuren des Heiligen Georg begibt, der nicht nur für Tapferkeit, sondern auch für Nächstenliebe steht und unter anderem Patron der Krankenhäuser ist. Im Gotteshaus ist er auf einem Glasbild und als einer der 14 Nothelfer zu sehen.

Ein paar Meter weiter können die Besucher an der Residenz auf Schatzsuche gehen und sich Gedanken darüber machen, was im Leben wirklich wichtig ist. Da heißt es auch mal querdenken, was durch die Aufführungen des Improvisationstheaters des Gymnasiums befeuert wird. Blitzschnell müssen sich hier die Mitwirkenden auf immer neue Situationen einstellen.

Wem das zu schnell geht, der lustwandelt zur Försterwiese und durchschreitet das neugestaltete Labyrinth. Wegweiser mit Bibelstellen und Gebeten lassen den, der es betritt, die verschiedenen Lebensphasen neu erleben: als getragener, geliebter, wertvoller Mensch.

Beim "Essen wie die Mönche" in der Christuskirche werden Wein, Brot und Aufstriche schweigend weitergereicht und genossen. "Wertvoll zu sein macht glücklich", gibt es dabei zu hören, es lasse die Seele aufblühen und wachsen. Wer sich aber nur auf die Wertschätzung durch andere Menschen konzentriere, werde schnell von ihnen abhängig, heißt es auch.

Dann lieber in Gottes Augen Wertfülle erfahren, der obendrein noch neue Herzen schenkt. So singt es der Kolping-Chor "KoFamCho" zu Beginn seines Auftritts. Doch das erweist sich nur als Akustiktest. Unvermittelt bricht das Ensemble wieder ab. Was Pfarrerin Verena Fries die Gelegenheit gibt, über dieses besondere Geschenk des Schöpfers vor den Gästen nachzusinnen. Besagtes Lied können die Gäste dann aber noch ein zweites Mal hören.

Vom Babyphone zum I-Phone

Nach dem Auftritt hat Fries' Kollegin Renate Schindelbauer ihren großen Kabarettauftritt, die als "Babett von Schweinau" zentrale Bibelstellen unter dem Aspekt der Sicherheit beleuchtet. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn etwa müsse umgeschrieben werden, so sage es ihr Mann, der Sicherheitsbeauftragte. Denn heute könne keiner mehr verloren gehen. Die Jugend sei behütet "vom Babyphone bis zum I-Phone". Zum Glück aber, so ihr Resümee, gehe es in solchen Geschichten ums Vertrauen und eben nicht um Sicherheitsaspekte.

Als ob Gott den Takt vorgeben will für ein gelingendes Leben. "Trommel, mein Herz, für das Leben" klingt es da passend aus der Jurte von Märchenerzählerin Daniela Lechner. Sie bringt den Lauschenden das Märchen vom "Fundevogel" näher, eine Geschichte zweier Kinder, die durch ihre Unzertrennlichkeit alles Böse überwinden.

Unter dem Vollmond beschließt zu später Stunde eine Andacht die Veranstaltung – vor dem auf der Försterwiese aufgestellten Holzkreuz, auf das so mancher seine Anliegen genagelt hat. Der evangelische Religionspädagoge Gerhard Lachner liest einige davon vor. Bitten um die Familie oder den Weltfrieden finden sich auf den Zetteln ebenso wie etliche Dankesworte. "Mehr Ruhe im Alltag" wird zugleich von Gott erbeten. Auch soll er dabei helfen "die Blicke und Herzen füreinander zu öffnen". Das kann wohl jeder mitbeten. "Hilf uns den Hass zu besiegen, er macht so viel kaputt" – die Nacht der Kirchen hat bei diesem Kampf für die Liebe wohl auch selbst etwas beigetragen.

ZWeitere Bilder:

www.nordbayern.de/hilpoltstein

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