Hilpoltstein: Wenn Sagenheld Orpheus aus der Unterwelt grüßt

23.4.2017, 16:53 Uhr
Hilpoltstein: Wenn Sagenheld Orpheus aus der Unterwelt grüßt

© Foto: Manfred Klier

Der erste Teil des Konzertabends war den eher sinfonischen Kompositionen gewidmet. Zuerst grüßte der griechische Sagenheld Orpheus aus der Unterwelt, der letztlich vergeblich um seine Eurydike warb. Jacques Offenbach schrieb diese Oper, zu der die Stadtkapelle die Ouvertüre temperamentvoll interpretierte. Ein mitreißender Can-Can, bei dem nur noch die Tänzerinnen fehlen, beschloss das Werk.

Danach hörte man die Klänge einer Orgel, gespielt von Susanne Czieharz. Kein Wunder, stand doch die sogenannte Orgel-Sinfonie von Camille Saint-Saëns auf dem Programm. Wie der Name schon sagt, ist diese eigentlich für große Orgel geschrieben. Das Blasorchester antwortete auf seine Weise und entfaltete sich zu einem wohlklingenden sinfonischen Orchester, in dem die Percussion-Instrumente eine wichtige Rolle spielen.

Eindrücke aus Amerika

Der in Prag geborene Komponist Antonín Dvorák hat seine Eindrücke in Amerika, der "Neuen Welt", in der gleichnamigen Sinfonie in Töne gesetzt. Auch im Finalsatz klingt immer wieder das Leitthema aus dem zweiten Satz an, dessen Mächtigkeit durch wuchtige Pauken- und Beckenschläge unterstrichen wird. Nach allmählichem Abebben endet der Satz wieder mit einem Forte.

Die Legende von Nimrod, einem "gewaltigen Jäger vor dem Herrn", lieferte für Edward Elgar den Stoff für die neunte seiner insgesamt 14 Enigma-Variationen. Nach einem verhaltenen, melodiösen Beginn steigerte sich die Stadtkapelle mehr und mehr dem Finale dieses Satzes entgegen. Kein Wunder, dass "Nimrod" oft für Filmmusiken eingesetzt wird.

Mit drei Jahren soll Camille Saint-Saëns bereits lesen gekonnt haben und mit sechs hatte er schon erste Kompositionen geschrieben. Eine seiner späteren Opern trägt den Titel "Samson et Dalila", die 1887 in Weimar uraufgeführt wurde. Diese schildert den Freiheitskampf der Hebräer um das Jahr 1000 vor Christus. Orientalisch-feurig interpretierte die Stadtkapelle den "Danse Bacchanale". Fast wähnte man sich auf einen orientalischen Markt versetzt. Paukenwirbel unterstrich die Dramatik, die auf ein grandioses Finale zusteuerte.

Temperamentvoll startete der zweite Teil des Abends, der von Marschmusik bis hin zu moderner Musik reichte. Der Hunnenherrscher Attila war Herr über das Gebiet des heutigen Ungarn. Der tschechische Komponist Julius Furík hat dem stürmischen Attila im "Ungarischen Triumphmarsch" ein musikalisches Denkmal gesetzt.

Der zeitgenössische Komponist Martin Scharnagl landete mit seiner Polka "Von Freund zu Freund" einen Hit. Einer schlichten Einleitung folgen rhythmische Passagen und eine lyrische Triomelodie.

Beim Thema "Musical" stößt man immer wieder auf den Namen Andrew Lloyd Webber. Zahlreiche Auszeichnungen erhielt er für seine Schöpfungen, darunter für das Musical "Das Phantom der Oper" aus dem Jahr 2004, in dem ein Phantom in der Pariser Oper sein Unwesen treibt. Mit zunächst elegischen Klängen führte das Blasorchester in das unheimliche Geschehen ein, immer wieder mit neuen Klangnuancen und erstaunlicher  Wandlungsfähigkeit.

Gellender Schrei

Dazwischen die versöhnlichen Töne einer Piccoloflöte, bis plötzlich ein gellender Schrei Schlimmes erahnen ließ. Es brodelte im Orchester. Danach kehrte tödliche Ruhe ein, bis schließlich das Gute mächtig triumphierte.

Weltbekannt wurde das amerikanische Folk-Rock-Duo Simon & Garfunkel, nicht zuletzt durch Titel wie "Sounds of Silence", "Mrs. Robinson" und "Bridge over troubled water". In einem Medley erklangen diese eingängigen Melodien. Carolin Brandl setzte unter Applaus einen schwarzen Hut und eine Sonnenbrille auf, das Kennzeichen der Blues Brothers aus den 1980er Jahren. In einer  Energie geladenen Interpretation spielte die Kapelle in der "The Blues Brothers Revue" ihre Fähigkeiten noch einmal voll aus. Frenetischer Applaus und Bravo-Rufe kamen aus dem begeisterten Publikum zurück.

 

Natürlich wurden Zugaben gefordert. Davon gab es gleich drei. Als schmissiger Rausschmeißer erklang schließlich der Radetzy-Marsch von Johann Strauss.

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