Hilpoltstein will "Fairtrade-Town" werden

HILPOLTSTEIN - Die Burgstadt will "Fairtrade-Town" werden. Aber nicht nur das: Hilpoltstein strebt zugleich an, sich als erste Gemeinde im Landkreis dieses Siegel anheften zu dürfen. In der jüngsten Sitzung der dazugehörigen Steuerungsgruppe gelang ein großer Schritt in diese Richtung: Beim Durcharbeiten des Kriterienkatalogs wurde zur Gewissheit, dass all diese Kriterien abgehakt sind. Nun soll der Antrag gestellt werden.

"Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen werden", beteuerten Bürgermeister Markus Mahl und der Gruppenvorsitzende Werner Geßler beim Treffen im Rathaus. Was aber die Zeitschiene beträfe, so "ist uns der Landkreis selbst dicht auf den Fersen". Die Voraussetzungen für eine Anerkennung Hilpoltsteins selbst seien nun alle erfüllt. Bei der Zusammenkunft wurde daher bereits darüber sinniert, wann der beste Zeitpunkt für die feierliche Überreichung des Zertifikats sei. Gedacht wird an einen Freitag in der zweiten Oktoberhälfte. Bis dahin soll weiter die Werbetrommel für das Projekt gerührt werden – eine Übererfüllung der Vorgaben kann ja nicht schaden.

"Hip spielt fair"

Ein Kriterium ist zum Beispiel der Beschluss des Stadtrates zur Unterstützung des fairen Handels. Die soll das Gremium auch selbst praktizieren: beispielsweise durch das Ausschenken fair gehandelten Kaffees und Orangensaftes. Beides wird in Hilpoltstein bei Seminaren, Tagungen und Empfängen gemacht. Bei verschiedenen Veranstaltungen wird mit Infoständen auf das Thema "Fairtrade" aufmerksam gemacht, und bei der Fußballstadtmeisterschaft gab es sechs fair gehandelte Bälle (mit der Aufschrift "Hip spielt fair") als Geschenke. Ein zweites Kriterium ist die Bildung einer Steuerungsgruppe, die gibt es in Hilpoltstein ebenfalls.

Das dritte bescherte die meiste Arbeit. Denn in einer Fairtrade-Stadt sollen sich natürlich entsprechende Produkte in den Geschäften und Gasthäusern wiederfinden. Hier mussten eifrig Klinken geputzt werden, und das sei auch mal eher mühsam gewesen, gestand Geßler ein. Er selbst ist Chef des Hilpoltsteiner Eine-Welt-Ladens "Senfkorn".

Faire Ware in Schulen und Vereinen

Kriterium Nummer vier pocht auf fair gehandelte Ware als Angebot in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen. Hier habe man überall offene Türen eingerannt. Eine kontinuierliche Medienarbeit rundet den Reigen der Kriterien ab.

Hat die Stadt das Siegel erhalten, muss sie am Ball bleiben. Zum einen "geht es dann ja eigentlich erst los", waren sich die Mitglieder der Steuerungsgruppe sicher. Zum anderen wird nach zwei Jahren die Einhaltung der Vorgaben neu überprüft, der Standard sollte dann mindestens erhalten geblieben sein.

Den Anstoß, sich überhaupt als Fairtrade-Stadt zu bewerben, hatte Geßler vor drei Jahren gegeben. In der Feierstunde, in der er selbst den Ehrenamtspreis erhielt, packte er die Gelegenheit beim Schopf und erörterte dem Bürgermeister sein Anliegen. Das fiel zuerst bei einen Infoabend sowie im Kulturausschuss auf fruchtbaren Boden, dann ebnete ein Stadtratsbeschluss im vergangenen September endgültig die Bahn. Seither arbeitet die Steuerungsgruppe fieberhaft am Erreichen des Ziels.

Nur marginal teurer

Geßler nutzte die jetzige Sitzung auch gleich, um mit zwei hartnäckigen Vorurteilen in puncto Qualität und Preis aufzuräumen. Mit dem fair gehandelte Kaffee, der ein sehr gutes Röstverfahren durchlaufe, könnte nur noch hochwertiger italienischer Kaffee mithalten.

Zudem müsse man bei der fair gehandelten Variante nur marginal mehr bezahlen als für ein durchschnittliches Kaffeeprodukt. Und die Palette an Fairtrade-Artikeln sei mittlerweile sehr groß.

Die Zahl der Unterstützer in Hilpoltstein zum Glück auch. Bis jetzt mit dabei sind: Residenz, Haus des Gastes, Wollstube Buchmüller, Gärtnerei Altmann, DM-Markt, Aldi, Edeka, Penny Markt, Netto, Norma, OMV Tankstelle, Senfkorn Weltladen, Musikschule, die Grundschulen Hilpoltstein und Meckenhausen, Förderzentrum Comenius-Schule, Gymnasium Hilpoltstein, KLJB Jahrsdorf, DJK 70 Weinsfeld, Lebenshilfe Hilpoltstein, Sportfreunde Hofstetten, VITAL-REHA-Sport, LBV samt Kindergarten, Katholischer Frauenbund Hilpoltstein, katholische Pfarrei Hilpoltstein, evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Hilpoltstein, Kindertageseinrichtung St. Jakob, BRK-Kita Räuberkiste, Regens Wagner Zell samt Berufsschule Hilpoltstein, Brauereigasthof "Zum Schwarzen Roß", Stadthallen Restaurant und Yo Yoga & Osteopathie Hilpoltstein.