Hilpoltsteiner Burgfest wird 90 Jahre alt

1.6.2017, 16:56 Uhr
Hilpoltsteiner Burgfest wird 90 Jahre alt

© Fotos: ley

Der Mann, auf den sich gegen Ende der Sitzung sonst gebannt die Blicke richten, war allerdings dieses Mal aus terminlichen Gründen gar nicht präsent. Und so ließ Festwirt Christian Schlögl der Ausschussvorsitzenden Barbara Billmaier die Erhöhung des Bierpreises um moderate 20 Cent auf 6,80 Euro vermelden. "Das kann man noch satteln", so ihr Kommentar. Außerdem koste die Mass immer noch deutlich weniger als auf dem Oktoberfest.

Und es gibt noch eine gute Nachricht: Die Biermarken vom vergangenen Jahr behalten ihre Gültigkeit und müssten lediglich an der Kasse gegen den entsprechenden Aufschlag umgetauscht werden, teilte auf Anfrage Harald Schuster mit, Vertriebsleiter Gastronomie und Feste bei der Pyraser Landbrauerei.

Das Burgfestbier versteckt sich dieses Mal in einer gelben Flasche – dem Stadtwappen angepasst. Eine schwarz-gelbe Sonnenbrille gibt es beim Kauf eines Kastens als Zugabe, ebenso den Farben Hilpoltsteins Rechnung tragend.

Runderneuert und ausgetauscht

In der Kleiderkammer habe es heuer wenig zu tun gegeben, wie Leiterin Petra Tratz mitteilte. Über Kinderkostüme dürfen sich die Schüler des Förderzentrums Weinsfeld freuen, die sich engagiert auf die Spuren des Burgfestes gemacht haben. "Runderneuert und gegebenenfalls ausgetauscht" (Tratz) wurden die Kostüme der Landsknechte aus den Reihen des THW. Denn die feiern heuer ihren 50. Auftritt. Der Fasswagen sollte dabei noch durchhalten, denn für das historische Gefährt werde es "immer schwerer Ersatzräder zu bekommen", so der Ortsbeauftragte des Hilfswerks, Werner Hentschel.

Den Festzug noch besser zu ordnen hat sich Festspielleiterin Elisabeth Dietz vorgenommen, einzelne Gruppen sollen bei einem eigenen Termin noch Einweisungen bekommen. Das ist auch ganz im Sinne von Burgfestmotor Dieter Popp, dem es jährlich aufstößt, dass die Komparsen "vor der Bühne oft an unpassenden Stellen ein Eigenleben entwickeln, beim Einzug der Gräfin Privatgespräche führen oder am Handy herumspielen". Vielleicht kann ja hier auch der neue Lehrer etwas nach dem Rechten sehen. Denn Ludwig Bengl wird nach fast 30 Jahren heuer vom Kollegen David Matheisl abgelöst.

Die Burgspieler präsentieren mit ihrer "Heldenreise" ein Märchen für Erwachsene und dem Zauberer wird diesmal via Mikrofon eine Stimme verliehen. Zum 90. Geburtstag hat man sich überdies noch eine weitere Besonderheit ausgedacht: In den Schaufenstern sollen Bilder im DIN A2-Format prangen, die die Feste der vergangenen neun Jahrzehnte widerspiegeln, wie Popp ankündigte.

In der Ausschusssitzung erinnerte Burgfestbürgermeister Josef Lerzer an die Premiere des Festes: mit Schubkarrenrennen und Sackhüpfen. Das Jubiläum habe auch Interesse beim Team der Frankenschau geweckt, berichtete Billmaier. Ob allerdings wirklich gefilmt, stehe noch nicht fest. Silberjubiläum darf die Solarer Feuerwehr feiern – die Floriansjünger schenken heuer zum 25. Mal am Kreuzwirtskeller aus. Dort stehen auch wieder die Tischtennisspieler des TV Hilpoltstein bereit und versorgen ihre Gäste mit 1400 selbst belegten Semmeln.

Belohnung für Ballkünstler

Die Ballkünstler "sollen heuer mal belohnt werden", so Billmaier. Sie dürfen den Empfang nach der "Historischen Reise" bewirten und den Erlös daraus für die Jugendarbeit der Sparte verwenden. Diese besondere Reise gab es schon einmal: 2006, als sich der Umzug der Pfalzgräfin von Neuburg nach Hilpoltstein das 400. Mal jährte. Nun also zeichnet man diesen noch einmal nach. Knapp 60 Personen historischen Fußvolks und Reiter begleiten die amtierende Gräfin Pia Liebald über drei Tage die (passend zum Jubiläum) 90 Kilometer lange Strecke – am Ende gibt es einen großen Empfang mit Sau am Spieß. Am Freitag, 16. Juni, geht es los. Am Sonntag, 18. Juni, steht dann alles im Zeichen der Ankunft der Gräfin gegen 16 Uhr am Burganger.

Die Bevölkerung ist eingeladen mitzufeiern, betonten die beiden Initiatoren Bernhard Luft und Ralf Gnatzy, Chefs der Burgfesttrommler beziehungsweise Fanfarenbläser. Beide Gruppen sind auch immer bei den Wallenstein-Festspielen in Altdorf gern gesehene Gäste. Im Gegenzug ist beim Burgfest nun die Landsknechtstruppe von dort am Festsonntag zu erleben.

Damit endet die Zeit Liebalds als Gräfin endgültig, aber: "Das Jahr wird unvergesslich bleiben", schwärmte sie bei der Ausschusssitzung. Auch nicht mehr in vorderster Linie steht Franz Stadler, ehedem geschäftsführender Beamter der Stadt Hilpoltstein, der sich ums Burgfest lange Jahrzehnte verdient machte.

Zu seinem 70. Geburtstag im Mai wurde er so auch nachträglich beschenkt. Auch mit 80 würde er gerne noch Burgfest mitfeiern wollen, bekundete er – denn dann wird das Burgfest 100 Jahre alt.

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