Hilpoltsteiner Quartett will es zum dritten Mal wissen

1.9.2017, 14:56 Uhr
Hilpoltsteiner Quartett will es zum dritten Mal wissen

© Foto: Stefan Bergauer

Der TV Hilpoltstein geht unverändert in die Zweitliga-Saison. Wieso auch etwas ändern? Das Team stellte mit Alexander Flemming und Petr David eines der besten vorderen Paarkreuze der zweiten Liga. Hinten steigerte sich Dennis Dickhardt in der Rückrunde ungemein, war am Ende bester deutscher Spieler dieser Rückrunde. Und Nico Christ, der sich am Knöchel verletzt hatte, spürt nur noch ab und an ein leichtes Zwicken. Schon im Frühjahr hatte Teamchef Bernd Beringer mit seinen Spielern gesprochen und per Handschlag alles klar gemacht. So läuft das in Hilpoltstein.

"Kontinuität im Umfeld und bei den Spielern zeichnet uns aus", sagt Beringer bei der Vorstellung des Teams in der Pyraser Landbrauerei – ein traditioneller Termin des TV. Dazu passt, dass die Hilpoltsteiner Mannschaft im dritten Jahr in Folge in gleicher Besetzung antritt.

Das klappt nur, wenn es in der Mannschaft passt. "Wir haben viel Spaß zusammen", sagt Alexander Flemming. Gemeinsamer Urlaub, gemeinsame Witze, Training mit alten Hilpoltsteiner Bekannten, Gegenbesuche der Hilpoltsteiner Gastgeber in Petr Davids Heimat Havirov bei Ostrava oder Alexander Flemmings viertägige Teilnahme am Burgfest (inklusive Burgfestlauf): Das alles zeigt auch, wie tief das Team mit der Stadt verwurzelt ist. Das ist dem TV wichtig – wenn schon kein Eigengewächs in seiner ersten Mannschaft spielt, soll zumindest die Bindung zu den Spielern so eng wie möglich sein.

Es komme nicht von ungefähr, dass ein Sachse in Bayern bleibe und sich hier wohlfühle, sagt Beringer über seinen Kapitän Flemming. Seit 2009 spielt der mittlerweile 30-Jährige beim TV, Dickhardt und Christ kamen 2011, David stieß 2015 dazu. Der TV genieße hohe Sympathie-Werte in Tischtennis-Deutschland, so Beringer. Der Auftritt im Pokal in der vergangenen Saison machte den TV noch bekannter.

Hilpoltsteiner Quartett will es zum dritten Mal wissen

© NN Infografik, Quelle: TV Hilpoltstein

Doch in der Liga geht es nicht um die Vergangenheit. Leichter als in den vergangenen Jahren dürfte es auch heuer nicht werden. "Alles ist nahe beieinander, näher als sonst", sagt Beringer. "Wir können Erster und Letzter werden." Das Ziel liegt für den Teammanager nach dem siebten Platz in der vergangenen Saison jedoch in der vorderen Tabellenhälfte.

Sein Kapitän will zunächst schnellstmöglich weg von den Abstiegsrängen – und dann ebenfalls in die obere Tabellenhälfte. "Alle anderen Mannschaften sind auch stark."

Und wer ist der stärkste Gegner? Als Geheimfavoriten nennt Beringer den TTC Bad Hamm, der sich mit dem französischen Ex-Nationalspieler und Mannschaftseuropameister Damien Eloi (48) verstärkt hat. Der TTC Bad Homburg scheint nach einem Wechsel gut besetzt, Petr David zählt auch Saarbrücken II, die der TV am vergangenen Wochenende im Pokal schlug, zu den Favoriten.

"Wir kämpfen um jeden Ball"

Dann wäre da noch Passau. Dem TTC wurden sonst immer vordere Plätze zugerechnet. Jetzt muss man sehen, wie sich die drei Neuzugänge schlagen – und auch hier hatte Hilpoltstein im Pokal schon die Nase vorne. Frickenhausen hat nach dem Beinahe-Abstieg personell nachgelegt, so wie der 1. FC Köln. Dortmund tritt wie Hilpoltstein mit dem gleichen Team wie in der Vorsaison an – da reichte es zu Platz sechs. Der Vorjahreszweite Jülich wirkt schwer einschätzbar, Aufsteiger Mainz scheint am ehesten die Außenseiterrolle zu haben. Tatsächlich scheint die Abstiegszone heuer schon früh zu beginnen.

"Wir sind gut vorbereitet und werden um jeden Ball kämpfen", verspricht Flemming. Wichtig werde sein, in einen Lauf zu kommen und die ersten zwei, drei Spiele zu gewinnen. Der 33-jährige Petr David an Nummer Zwei will nach der positiven Bilanz in der vergangenen Saison mindestens eine ausgeglichene erreichen. Tabellenplatz fünf bis drei peilt der Tscheche an.

Hilpoltsteiner Quartett will es zum dritten Mal wissen

© NN Infografik, Quelle: TV Hilpoltstein

Dahinter haben Dennis Dickhardt (30) und Nico Christ (34) die Plätze getauscht. "An der Vier hatte ich Spaß, ich hatte das Spiel vor mir. Alles hängt von einem ab", sagt Dickhardt, die neue Nummer Drei, der in der Vorsaison schon ab und an diese Position übernommen hatte. Nach Problemen in der Hinrunde verbesserte er sich enorm. "Ich bin zurück nach Frankfurt gezogen. Dort sind die Bedingungen besser, ich hatte mehr Konstanz", sagt Dickhardt. In den Weihnachtsferien opferte der Pilot Urlaub fürs Training, nahm unbezahlten Urlaub und versuchte, seinen Dienstplan möglichst günstig zu legen. Das zahlte sich aus: drittbester internationaler Spieler der Rückrunde.

Spaß mit früheren Kollegen

Nico Christ avancierte in der vergangenen Saison mit Siegen gegen Bad Königshofen und Werder Bremen zum "Pokalhelden" (Beringer), doch eine Verletzung warf ihn in der Rückrunde aus der Bahn. Bei ein, zwei Bewegungen spürt er den Knöchel noch, viel Tape hilft darüber hinweg. "Ich habe über den Sommer viel trainiert", sagt Christ. Mit den alten Mannschaftskollegen Benjamin Rösner und Felix Bindhammer spielte er in Würzburg Squash, Badminton, Tennis — und eben Tischtennis. Das machte den Kopf frei. Im Herbst wird Christ zudem Vater. "Das ist eine neue Perspektive, ich mache mir weniger Druck."

Einen Wunsch hat Christ für die kommende Saison – und den dürften Mannschaftskollegen und Fans teilen. Einst waren die Doppel des TV gefürchtet, in der vergangenen Saison rannten die Spieler aber oft einem Rückstand hinterher. "Diesen Hilpoltsteiner Bonus, diese Euphorie hätte ich gerne wieder", sagt Christ. "Ein 6:4 knapp durch die Doppel gewinnen — das hätte ich gerne ein paar Mal."

Beim Doppelspieltag zum Auftakt könnte dieser Wunsch schon in Erfüllung gehen. "Es wird spannend, spannend, spannend", sagt Beringer. "Aber wir haben gezeigt, dass wir mit Glück und Engagement in den oberen Ebenen mitmischen können. Und das wollen wir auch im kommenden Jahr tun."

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