Hilpoltsteiner werben in Roth für die S-Bahn

26.4.2017, 16:00 Uhr
Hilpoltsteiner werben in Roth für die S-Bahn

© Carola Scherbel (Archiv)

Vor gut einem Jahr war die Meldung noch ein Aprilscherz unserer Zeitung gewesen. Doch aus dem Scherz ist planerischer Ernst geworden: Die S-Bahn von Nürnberg nach Roth soll verlängert werden bis Hilpoltstein. Denn der Verkehrsvertrag mit dem Dieselnetz Nürnberg über den Betrieb der Gredlbahn läuft 2031 aus. Eine gute Gelegenheit, findet der Hilpoltsteiner Bürgermeister Markus Mahl, um zu "schauen, ob es realistisch ist, was wir uns ausgedacht haben". Der Takt der Bahn – bisher fährt die Gredl von 5 bis 20 Uhr weitgehend stündlich, am Wochenende bis 19 Uhr alle zwei Stunden – wäre mit der S-Bahn deutlich attraktiver: alle 20 beziehungsweise 40 Minuten bis Mitternacht.

Ulla Dietzel, die mit Mahl für "positive Stimmung" bei der zweiten Anliegerkommune Roth werben wollte, stellte dem Rother Stadtrat ein mehrstufiges Konzept mit mehreren Varianten vor und beleuchtete die Auswirkungen auch für Roth. "Nicht nur Hilpoltstein würde davon profitieren", glaubt sie, sondern der gesamte südliche Landkreis und in Roth vor allem der Lohgarten und Eckersmühlen.

Lieber S-Bahn statt mehr Züge

Theoretisch sei auf der elf Kilometer langen Gredlstrecke mit ihren 22 Bahnübergängen (nur sechs davon gesichert) schon jetzt die Übergangslösung denkbar, dass die Dieseltriebwagen an sieben Tagen im Stundentakt von 6 bis 24 Uhr verkehren. Baulich müsste nichts verändert werden, in Roth blieben die Anschlüsse an den Regionalexpress bestehen. Dazu sei aber ein Antrag der drei Landkreise Ansbach, Weißenburg und Roth nötig. Und es hieße auch, so Ulla Dietzel, dass man weiterhin in Roth umsteigen muss und mehr pfeifende Züge an den Bahnübergängen auch mehr Ärger für die Anwohner bereithalten.

Langfristig strebe sie mit dem Arbeitskreis eine echte S-Bahn-Variante an: Die solle bis Roth-Lohgarten (wohin der Knotenpunkt vom Bahnhof verlegt werden könne) im 20/40-Minuten-Takt fahren, Hilpoltstein werde zu den Hauptverkehrszeiten ebenfalls in diesem Takt angebunden, außerhalb davon stündlich.

Bis zu 15 Millionen Euro

Neben den Vorteilen (kürzere Fahrzeiten, weniger Umsteigen, weniger Emissionen, mehr Attraktivität für den Ausflugsverkehr) nannte sie aber auch den Nachteil, dass die Strecke für die Elektrifizierung umgebaut und die Überführung nach Belmbrach um einen halben bis ganzen Meter erhöht werden müsse. Kosten für die elf Kilometer Strecke: elf bis 15 Millionen Euro. Allerdings könne man bei diesen Umbauten auch etliche "Sowieso-Maßnahmen" wie etwa Bahnsteigerhöhungen realisieren. Und: Den Großteil davon würde der Freistaat tragen, denn der Trend gehe heute eher zum Erhalt und Ausbau der Nebenstrecken als zu deren Stilllegung wie früher, betonte Mahl.

Ob die Strecke wirklich elektrifiziert werden muss oder in zehn Jahren Hybrid-Wagen darauf fahren, ob die Bahn ihren Takt wie angedacht von 20/40 Minuten auf 15/30 umstellt — diese Fragen konnten die S-Bahn-Befürworter noch nicht beantworten. Ins Detail könne und wolle man noch nicht gehen, betonte Mahl, als die Eckersmühlener FW-Stadträtin Sonja Möller forderte: Vor einer so großen Investition solle doch erst der Bedarf mit einem Busangebot abgefragt werden. Denn die Gredl sei abgesehen von Schulanfangs- und Stoßzeiten "leer".

Gutachten notwendig

Ob Parkplatzprobleme vom Rother Bahnhof zum Lohgarten oder nach Eckersmühlen verlagert würden, wie einzelne Stadträte befürchteten, oder ob sie weniger würden, wie Dietzel prophezeite — auch diese Fragen seien noch zu klären. Dazu solle eine Potenzialanalyse (für schätzungsweise 100.000 Euro) dienen, die erst in Auftrag gegeben werde, wenn die Bereitschaft für das Projekt bestehe.

Die hohen Kosten hielten ihn von einer Zustimmung ab, gestand der regelmäßige S-Bahnkunde Karl Schnitzlein (FW), "interessant" nannte dagegen SPD-Stadträtin Dr. Hannedore Nowotny das Projekt vor allem, "weil das Umsteigen wegfällt". Und Richard Radle (Die Grünen) befürwortete die S-Bahn-Idee auch wegen des Energieverbrauchs: "Ein Drittel des Energieverbrauchs im Landkreis macht der Verkehr aus. Wenn wir schon eine Bahnlinie quer durch den Landkreis haben, müssen wir sie auch attraktiv gestalten."

Gegen sechs Stimmen (drei aus der CSU, drei der Freien Wähler) stimmte der Stadtrat dem Projekt "grundsätzlich" zu. Alle weiteren, vor allem kostenverursachende, Schritte werden ihm vorgelegt.

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