Horlamus: Normaler Mensch kontra die Wirtschaftslobby

8.9.2017, 05:58 Uhr
Horlamus: Normaler Mensch kontra die Wirtschaftslobby

© Foto: Elke Bodendörfer

In Anlehnung an "Alles ist möglich", ein Film über den britischen Skispringer Eddie the Eagle, will auch Alexander Horlamus sich nicht als "chancenlos" abstempeln lassen, so wie es zwei Heimatzeitungen bei seiner Nominierung seiner Ansicht nach nicht besonders charmant betitelten. Sicher, auf Platz 36 der bayerischen SPD-Landesliste ist es nicht gerade aussichtsreich, ein Ticket nach Berlin zu ergattern. Aber wer weiß.

Schließlich hat der 33-jährige Rechtsanwalt schon jede Menge Erfahrungen gesammelt. In der Kreisstadt Lauf aufgewachsen, folgte nach dem Abitur ein Jurastudium an der Universität in Erlangen. "Schon in der Schule war mir klar, dass ich mal Staatsanwalt werden will", beschreibt Horlamus sein Faible für die Juristerei. Staatsanwalt wurde er zwar nicht, dafür aber arbeitet er schon seit einigen Jahren in einer renommierten Rechtsanwaltskanzlei in Nürnberg und nebenbei auch selbstständig. Gerechtigkeit liegt ihm am Herzen, das merkt man vor allem, wenn man ihn danach fragt, was er in der SPD bewirken will.

Sein größtes Anliegen ist der soziale Wohnungsbau, sprich es müssen wieder mehr Wohnungen auch für ärmere Schichten und ältere Menschen, die sich teure Mieten einfach nicht leisten können, geschaffen werden. In seiner Heimatstadt Lauf liege der Quadratmeterpreis schon bei 600 Euro. "Das kann es doch nicht sein." Auch als Stadt- und Kreisrat, wo er jeweils auch Fraktionsvorsitzender ist, ist ihm dieses Thema sehr wichtig.

Weitere Schwerpunktthemen sind für ihn eine vernünftige Rente ("Das Rentenniveau darf nicht weiter sinken, sondern muss steigen"), die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, kostenlose Kindergärten, Schulen, Studium und Meisterkurse sowie vernünftige Kindergartenöffnungszeiten, die sich an die Arbeitsmarktrealität anpassen.

"Für mich als Strafrechtler ist zudem die Sicherheitspolitik ein wichtiger Aspekt. Die Leute müssen in Sicherheit leben können und kriminelle Ausländer müssen abgeschoben werden." Deshalb gebe es auch in Sachen Asylpolitik noch viel zu tun. Die Träger müssten mit mehr Sozialarbeitern ausgestattet werden. Und als leidenschaftlicher E-Biker stellt er fest, dass es mit den Radwegen durch die größeren Orte noch recht schlecht aussieht.

Im Gespräch mit Horlamus kommen wir immer wieder auf soziale Themen zu sprechen. Kein Wunder, schon seit seinem 14. Lebensjahr gehört der Laufer den Genossen an. In der Woche, als Johannes Rau Bundespräsident wurde, hat er seine Beitrittserklärung ausgefüllt. "Ich komme aus einer Familie mit lauter SPD-Stammwählern", erklärt er. "Ich fand es damals schon gut, dass bei der SPD der normale Mensch im Mittelpunkt steht und nicht die Wirtschaftslobby."

Horlamus engagierte sich bei den Jusos, half mit 19 Jahren bereits im Wahlkampfteam von Thomas Beyer mit und arbeitete später im Büro des Landtagsabgeordneten und danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Erlanger Landtagsabgeordnete Alexandra Hiersemann. 2008 wurde er in den Stadtrat der Stadt Lauf und in den Kreistag des Landkreises Nürnberger Land gewählt. Vor drei Jahren kandidierte er für den Posten des Landrates in seinem Heimatkreis, musste jedoch gegen den amtierenden Landrat Armin Kroder von den Freien Wählern den Kürzeren ziehen.

Auch in zahlreichen Vereinen und Verbänden engagiert sich Horlamus. So ist er unter anderem nicht zuletzt wegen seiner juristischen Kenntnisse beim ASB Regionalverband Nürnberger Land im Vorstand, beim Bund Naturschutz, bei der Arbeiterwohlfahrt, beim VdK, um nur einige zu nennen. Auch der Erhalt und die Geschichte seiner Heimatstadt sind ihm ein Anliegen, weshalb er aktives Mitglied bei den Altstadtfreunden Lauf ist. Als bekennender "Faschingsmuffel" ist es ein Kuriosum, dass er Ehrensenator bei der Karnevalsgesellschaft Hilaritas Lauf ist. "Ich war dort mal eingeladen und die Truppe ist mir so ans Herz gewachsen." Nun hat er zumindest ab und zu mal die Kappe bei den Prunksitzungen auf.

Bei so viel Arbeit und Ehrenamt bleibt nicht gerade viel Zeit für die Ehefrau Heidrun. Doch die beiden verbindet nicht nur das gemeinsame Studium, sondern sie genießen die freien Stunden beim Wandern oder Radfahren in der Hersbrucker Schweiz und in den Alpen oder bei ihren Reisen in ferne Länder, von denen zahlreiche großformatige Bilder an den Wänden ihrer Wohnung zeugen.

Um richtig "runterzukommen", setzt sich Alexander Horlamus ab und zu auf die Terrasse und stopft sich eine Pfeife, ganz so wie Genosse Herbert Wehner früher im Bundestag. Auch beim Lesen kann er gut abschalten. Derzeit liest er viel über Otto von Bismarck und erzählt von einer weiteren Leidenschaft. Geschichte interessiere ihn schon seit Schulzeiten, nicht auszuschließen, dass er als Rentner später noch Geschichte studiert. Aber mal sehen, was aus Alex Horlamus bis dahin noch alles wird. Schließlich ist "Alex möglich".

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