"Ich bin nicht auf Musik limitiert"

28.4.2017, 16:37 Uhr

Ich glaub´, ich steh´ im Wald! Und in der Tat: Eben noch über den Konzertflügel gebeugt, folgt man dem Pianisten nun zu den Klängen von Chopins "Fantaisie Impromptu" durch grünes Dickicht. Der Protagonist scheint den Ortswechsel kaum recht realisiert zu haben, da wartet auch schon eine Überraschung auf ihn und die Zuschauer...

Wassili Zampouridis zeigt den von ihm produzierten Videoclip nicht ohne Stolz und mit einer gewissen Ernsthaftigkeit. Denn das Filmchen gehört zum vorläufigen Ergebnis eines langen Weges. Es ist der Weg hin zum Künstlertum des Beau Pluto...

Dabei fing alles ganz konventionell an: 2001 beginnt der fünfjährige Wassili, zweiter Spross der Gastwirtfamilie Zampouridis aus Eckersmühlen, mit dem Klavierspiel. Er kapiert schnell und will mehr; das wöchentliche Unterrichtspensum an der Rother Volkshochschule wird verdoppelt.

Mit sechs Jahren darf er zum ersten Mal Wettbewerbluft schnuppern – und siegt prompt. Die Atmosphäre findet der Kleine "anregend – ein bisschen Aufregung und dieses Knistern in der Luft". Er möchte weiter, sich auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene mit anderen Jung-Virtuosen messen. Die Rechnung geht auf: In neun Jahren wird Wassili Zampouridis 30 Preise gewonnen haben.

Mit zwölf wechselt der ambitionierte Eckersmühlener zu Nanette-Christine Goletzko, die am Musiklehrstuhl der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg unterrichtet. Auch sie erkennt alsbald sein immenses Potenzial und vermittelt zur Musikhochschule München, wo Zampouridis, 15-jährig, Jungstudent bei Professorin Claude-France Journès wird. Gleichzeitig besucht er ein Englisch-Linguistik-Semester an der Uni Erlangen. "Er war immer sehr reif", sagt seine Mutter Anastasia achselzuckend.

Studium in London

Doch Wassili hat noch anderes im Sinn: ein Musikstudium in England – deshalb das Vertiefen der Sprache. Bei passender Gelegenheit stellt sich der Rother Gymnasiast dem Londoner Dozenten Christopher Elton von der "Royal Academy of Music" vor. Wassili Zampouridis bittet um ein Vorspiel, das ihm auch gewährt wird. Ab da reist er alle acht Wochen in die englische Hauptstadt, um sich von einem begeisterten Professor Elton unterweisen zu lassen...

Nach dem Abitur 2014 kann der junge Mann endlich das ersehnte Studium an besagter Royal Academy in London aufnehmen. Jedoch: "Ich dachte, es würde viel mehr Wert auf das Künstlerische gelegt", meint er rückblickend. Stattdessen gab es zwei Jahre lang vor allem Musiktheorie und -geschichte satt.

Gleichwohl hat Wassili Zampouridis etwas Entscheidendes von der Insel mitgebracht: ein gefestigtes Selbstverständnis als Künstler, das er nun mit dem bedeutungsschweren Namen "Beau Pluto" garniert.

Der nämlich ist eine Anspielung auf Plutos (Allegorie der natürlichen Erdenreichtümer in der griechischen Mythologie), welcher aus seinem Füllhorn unter anderem auch den Reichtum der Kunst schüttelt.

Schöne Kunstfülle

Das französische Wort "beau" ("schön") soll indes die zahlreichen Möglichkeiten transportieren, die Kunst in Sachen "Schönheit" gestatte. Kurz: "Jeder empfindet ´schön` anders", erläutert Zampouridis. Es gebe kein ´Richtig` oder ´Falsch`, keine Schublade dafür. Es gebe lediglich "ein Bedürfnis, Kunst zu schaffen."

Um dem gerecht werden zu können, hebt der 21-Jährige die Trennlinien zwischen den Gattungen auf. Musik, Schauspiel, Video, textile Kreativität – das alles fließt für Beau Pluto ineinander.

Ein ekstatisches Klavierspiel, ein selbstkonzipiertes Outfit (Umsetzung: Eva und Michael Söhn) sowie ein Videoclip würden sich demnach nicht ausschließen, sondern vielmehr zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen.

Natürlich sei ihm die Unkonventionalität seines Ansatzes bewusst; freilich wisse er, dass er damit am Klassik-Verständnis so manches Traditionalisten rüttle. Aber: Er könne nunmal nicht anders.

Denn sobald er ein Stück spiele, "sehe ich eine Geschichte, Bilder, Szenen, Farben". Das gelte es auszudrücken. Auf vielfältige Weise. "Als Künstler bin ich nicht auf Musik limitiert", lautet Beau Plutos Überzeugung.

Demgegenüber gehe es ihm keinesfalls darum, etwas "möglichst Cooles" zu schaffen oder ein "Auffallen um jeden Preis" zu evozieren, nein. "Es geht um Authentizität". Aus eben diesem Grund wolle, ja, müsse er sich von Althergebrachtem befreien.

"Liberation" ("Befreiung") lautet folgerichtig auch der Titel seiner neuen CD, die er am 5. Mai in der Kulturfabrik vorstellt, produziert über sein eigenes Label "Homme royal".

Zu hören sein werden Interpretationen klassischer Stücke, die Zampouridis mit dem Freiheitsbegriff assoziiert – Bach, Beethoven, Chopin, Rachmaninow, griechische und japanische Kompositionen. Zudem würden entsprechende Videointerludes eingespielt, verrät Beau Pluto.

"Ich möchte da etwas aufbrechen", erklärt er bestimmt. Denn Kunst im Allgemeinen und Musik im Speziellen sei schließlich "mehr als eine Ansammlung von Noten". Wütend, romantisch oder introvertiert und vor allem vielfältig dürfe sie sein.

Der Grund liegt auf der Hand: "Kunst drückt nichts anderes aus als das Leben..."

Beau Plutos CD-Release-Konzert "The Liberation" in der Kulturfabrik Roth beginnt am Freitag, 5. Mai, um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. "Liberation" ist unter anderem bei Genniges-Bücher in Roth, bei Saturn, Media-Markt, Thalia und Amazon erhältlich.

http://www.beaupluto.com

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