„Ich wohne in der richtigen Ecke“

26.7.2016, 16:16 Uhr
„Ich wohne in der richtigen Ecke“

© Fotos: Regler

Helm auf, schnell noch die Brille zurechtgerückt - und ein paar kräftige Pedalumdrehungen später schießt Simon Maurer schon auf das erste Hindernis im Bikepark Georgensgmünd zu. Mit einem weiten Satz katapultiert sich der 16-Jährige von einem Erdhügel, legt das Mountainbike im Flug kurz quer und jagt bereits auf den nächsten zu. Ab und zu stattet das Mountainbike-Talent aus Spalt dem kleinen Bikepark vor der Haustüre einen Besuch ab. Meist geht es zum Trainieren aber in die Umgebung der Hopfenstadt.

„Ich wohne einfach in der richtigen Ecke“, meint Simon Maurer. Denn im Spalter Hügelland könne man optimal sowohl Kondition als auch Technik verbessern. Und wenn es mal etwas wirklich schwierigeres Terrain sein soll, dann gibt es dafür ja Bikeparks wie etwa jenen in Osternohe im Nürnberger Land.

Praktisch täglich sitzt der Realschüler, der im Team von Herobikes beziehungsweise für RadSport Hügelland startet, auf einem seiner Mountainbikes. Denn seit diesem Jahr fährt Maurer Downhill- und Enduro-Rennen, und das durchaus erfolgreich. Zugute kommt Simon dabei, dass er eigentlich „schon immer Rad gefahren“ ist und als Kind kein Stubenhocker war.

„Ich hab noch nie eine Konsole gehabt“, er war lieber draußen unterwegs. Obwohl er auch als Torwart Talent hatte, Zweiräder haben es ihm schon immer angetan. Von drei bis acht fuhr er Motorcross, später auch Trial. Nachdem er zwei Kinderräder mit seinen wilden Fahrten und Sprüngen geliefert hatte, gab es mit sechs Jahren endlich ein BMX. Sein erstes Mountainbike bekam er schließlich zur Firmung geschenkt. Als endgültig klar war, wohin die Reise gehen würde, musste ein spezielles Downhill-Rad her.

Obwohl er heuer seine erste echte Wettkampfsaison absolviert, können sich die Ergebnisse durchaus sehen lassen. Wenn der 16-Jährige am Start war, schaffte er es bislang immer unter die ersten Fünf. Mitte Juli sicherte er sich schließlich im thüringischen Tabarz in seiner Altersklasse sogar den Titel des Deutschen Vizemeisters in der Kategorie Downhill. Gerade einmal 0,855 Sekunden fehlten ihm in einem Wimpernschlagfinale auf den Sieger. „Möglichst schnell eine abgesteckte Strecke runterfahren“, darum geht es bei dieser Spielart des Mountainbikens. Das faszinierende und die Crux an der Sache ist aber etwas ganz anderes, erklärt Simon. Wer hier erfolgreich sein will, der braucht „die richtige Mischung“, Speed alleine reicht nämlich nicht. Man muss die Geschwindigkeit „vom Start bis ins Ziel durchhalten“ und vor allem „die richtige Linie finden“. Entsprechend wichtig ist deshalb auch die Streckenbegehung. Und hier liegt eine von Simons Stärken. „Er kann eine Strecke gut lesen“, meint Vater Christian Maurer.

Vater ist Mädchen für alles

Der Schornsteinfegermeister begleitet seinen Sohn nicht nur mit dem Wohnmobil zu den Wettbewerben, sondern ist darüber hinaus außerdem – neben dem Rother Radladen Herobikes – Sponsor, Mechaniker, Manager, Koch und noch einiges mehr. „Quasi Mädchen für alles“, lacht Maurer senior. Dass ihm jemand den Rücken freihält, sich um die Dinge neben dem eigentlichen Sport kümmert, das sei laut Simon Maurer enorm wichtig. Denn so ein Rennwochenende hat es in sich. Da der Rektor der Rother Realschule hinter der Sache steht, kann das Zwei-Mann-Rennteam Maurer meist schon am Donnerstag zu den Austragungsorten anreisen.

Am Freitag stehen dann Trainieren und die so wichtige Streckenbegehung – per pedes allerdings – auf dem Programm. Samstags absolviere er einige Trainingsläufe, erklärt der 16-Jährige, bevor es schließlich beim sogenannten Seeding Run, der die Startreihenfolge festlegt, zum ersten Mal ernst wird. Sonntag ist dann endlich Renntag. Nach zwei bis drei Probeläufen am Vormittag wartet am Nachmittag der alles entscheidende Finallauf. Hier muss nicht nur das Fahrerische, sondern nicht zuletzt die Konzentration auf den Punkt stimmen. Auf der Heimfahrt, berichtet Vater Christian, „ist Simon dann meist völlig fertig.“ Diese ständige konzentriert sein, pflichtet im sein Sohn bei, „das strengt richtig an.“

Am kommenden Wochenende hat Simon Maurer in Schöneck im Vogtland erneut die Chance, Deutscher Meister zu werden. Diesmal wird in der Disziplin Enduro – bei der nicht eine zusammenhängende Strecke, sondern verschiedene Wertungsprüfungen gefahren werden – der Titel vergeben. Leicht wird es allerdings nicht, denn er muss gegen ältere Jahrgänge antreten. „Ein Platz unter den Top Five wäre super.“ Vielleicht hilft ihm ja das Wetter. „Wenn’s richtig regnet“, käme ihm das entgegen. Während viele andere dann nämlich eher zurückhaltend fahren oder schlichtweg den Spaß verlieren, mag er solche Bedingungen und kommt gut mit ihnen zurecht.

Regen hin oder her – Simon Maurer freut sich auf die Meisterschaft. Denn obwohl Downhill für ihn „die Königsdisziplin“ ist, findet er Enduro-Rennen grundsätzlich „entspannter“. Dank der einzelnen Stages genannten Wertungssektionen „kann man hier Fehler leichter wieder gut machen.“ Vielleicht klappt es also tatsächlich erneut mit einem Platz auf dem Stockerl.

 

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