Im Heidecker Stadtrat gibt’s jetzt heimischen Apfelsaft

7.2.2017, 15:43 Uhr
Im Heidecker Stadtrat gibt’s jetzt heimischen Apfelsaft

© Jürgen Leykamm

Die vier Ansprechpartner gaben einen Zwischenbericht des auf drei Jahre angelegten Projektes, dessen erste zwölf Monate bereits fast abgelaufen sind.

Im Heidecker Ortsteil Rudletzholz warf Anna Christ von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) im Landratsamt erst einmal einen Blick in jene Zeit zurück, als die Streuobstwiesen sich aus der Landschaft verabschiedeten: In den 1970er Jahren liefen ihnen die Plantagen den Rang ab. Die Bewirtschaftung lohnte sich nicht mehr und Brennnessel, Schlehen sowie Sträucher ließen immer mehr Obstbäume auf den Wiesen verkümmern oder absterben.

Schwindende Biotope

Mit ihnen verschwanden aber auch wichtige Ersatzbiotope und Rückzugsgebiete für viele gefährdete Arten.

Im Landkreis wollte man dies nicht mehr so hinnehmen und rief zur Stärkung der „ObstWiesenVielfalt“: Flächen sollen gesichert, gepflegt und langfristig wieder bewirtschaftet werden.

Für das Pilotprojekt nahm sich der Kreis drei besonders streuobstreiche Gemeinden vor: Heideck, Spalt und Thalmässing. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 316 Flächen mit zusammengenommen 123 Hektar kartiert, 16,5 davon auf Heidecker Gebiet. Sie verteilen sich auf 54 Bestände, von denen immerhin 34 ertragsfähig sind, stellte Nicole Menzel vom LPV einen Teil des Ergebnisses der Bestandsaufnahme vor.

Im Heidecker Stadtrat gibt’s jetzt heimischen Apfelsaft

© Jürgen Leykamm

Diese Obstwiesen sollten unbedingt erhalten bleiben, schließlich tummelten sich auf solchen Arealen bis zu 5000 verschiedene Arten, führte die Referentin aus. Außerdem seien die Bestände prägend für das Landschaftsbild, wie sie anhand einer Heidecker Ortsansicht bewies.

Rein pragmatisch gehe es aber auch darum, bei Förderprojekten die Abfrage öffentlicher Gelder zu begründen. Das könne man aber sehr gut, da etwa die Baumhöhlen Platz für Eichhörnchen und Siebenschläfer böten oder sich dort Ameisen fänden, die wiederum dem Specht schmeckten. Die Wiese selbst schaffe Deckung für Wild und Igel.

Zusammen schneiden und feiern

Deswegen gelte es, die von Verbuschung bedrohten Obstwiesen wieder in Schuss zu bringen: Sträucher zu entfernen, nach zu pflanzen oder für den richtigen Schnitt zu sorgen.

Menzel regte an, „gemeinschaftliche Schnitt-Aktionen zu organisieren“, bei denen sich die verschiedenen Generationen und Vereine treffen und nachher auch gemeinsam grillen. So könnten die alten Bäume fachgerecht erhalten werden. Auch das komplette Neuanlegen einer Streuobstwiese oder die Erstpflege einer bestehenden würden über das Projekt gefördert, ebenso wie das Anbringen von Nistkästen oder Maßnahmen des Artenschutzes.

Mehrere Fördermöglichkeiten

Eine erfolgreiche Maßnahme sei beispielsweise bereits bei den Laibstädter Sommerkellern erfolgt. Hier konnte man die Förderung sehr gut mit den hier beheimateten Fledermausbeständen begründen. In diesem Jahr sollen in einer benachbarte Senke Pflanzungen erfolgen. Weitere Freistellungen seien indes in Heideck sowie in Großweingarten geplant.

Förderung ist aber nicht nur über das Projekt „ObstWiesenVielfalt“ möglich, sondern auch über die „Landschaftspflege und Naturparkrichtlinien“ beziehungsweise das „Kulturlandschafts-“ oder das „Vertragsnaturschutzprogramm“, worauf Thomas Weimert von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt aufmerksam machte. Hinsichtlich der letzten beiden Fördertöpfe müssten die Anträge bis spätestens Freitag, 17. Februar, gestellt sein.

Was die „ObstWiesenVielfalt“ angehe gelte es, auch über neue Wege nachzudenken, so Kollegin Christ. So könne ja etwa der Stadtrat Heideck mit gutem Beispiel vorangehen und in den Sitzungen heimischen Apfelsaft genießen. Bürgermeister Ralf Beyer sagte zu und handelte die entsprechenden Konditionen gleich mit Georg Stengl, dem Chef des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins, aus.

Ernte und Pflege tauschen

Denkbar sei auch eine Art Tauschbörse, so Christ. So mancher Eigentümer von Streuobstwiesen sei wohl aus Altersgründen nicht mehr in der Lage, die Bestände zu pflegen, die sie etwa zum Ernten jungen Familien überlassen könnten. Auch hier meldete sich eine Interessentin. „Da können wir gleich einen Ortstermin vereinbaren“, zeigte sich Till Scholl vom LPV erfreut.

Er machte jedoch auch deutlich, dass es sich bei den geförderten Pflegemaßnahmen um gemeinschaftliche Aktionen unter fachgerechter Leitung etwa eines Baumwartes handle. Es lockten aber hohe Förderquoten, zudem würden die Rechnungen von den Projekt-Initiatoren vorab beglichen, erst dann seien die Eigenanteile zu entrichten.

Ziel sei es, die Maßnahmen der „ObstWiesenVielfalt“ in ein unbefristetes Förderprogramm zu integrieren.

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