Immer mehr Familien im Landkreis Roth brauchen Hilfe

30.11.2017, 12:00 Uhr
"Den Familien geht es nicht gut", sagt die Leiterin der Erziehungsberatungsstelle Roth-Schwabach, Elfriede Schweinzer. Alarmierend hoch ist der Bedarf an professioneller Hilfe im Landkreis Roth.

© dpa "Den Familien geht es nicht gut", sagt die Leiterin der Erziehungsberatungsstelle Roth-Schwabach, Elfriede Schweinzer. Alarmierend hoch ist der Bedarf an professioneller Hilfe im Landkreis Roth.

Das Minus ist dadurch begründet, dass auch die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge stark gesunken ist, was andere Probleme nach sich zieht. Waren Ende 2015 noch 119 jugendliche Flüchtlinge im Landkreis, sind es jetzt 51. Für 2018 rechnet man im Landratsamt gar nur noch mit 21.

Die Crux daran ist, dass in der Eile Unterkünfte, Betreuung, Versorgung und vieles mehr aufgebaut werden mussten. Die Träger hätten viele Leute eingestellt, die sie jetzt wieder mangels Arbeit entlassen müssen, so Jugendamtsleiter Manfred Korth. Außerdem würden auch noch Mietverträge laufen, wo gar niemand mehr wohne.

Eine Entlastung bei den minderjährigen Flüchtlingen einerseits, aber eine zunehmende Belastung in der generellen Jugendarbeit stellen der Jugendamtschef und auch die Leiterin der Erziehungsberatungsstelle Roth-Schwabach, Elfriede Schweinzer, fest: "Den Familien geht es nicht gut." Die Fallzahlen würden permanent steigen und liegen heuer bereits bei 930. 2014 waren es noch 739. Es bestehe die Gefahr, dass die Wartezeit für einen Termin bei der Erziehungsberatung wieder steigt.

Außerdem wünschte Schweinzer sich eine weitere Außenstelle in Greding, wo die Bevölkerung nicht ganz so ländlich sei wie beispielsweise in Thalmässing, wo es auch eine Sprechstunde gibt. "Viele Familien haben gar kein Auto", weiß sie. Momentan sei man auf der Suche nach einem Raum, wo die Erziehungsberatung einige Stunden pro Woche angeboten werden könnte. Der Bedarf sei jedenfalls da.

Und auch das Jugendamt ist ausgelastet. Manfred Korth stellt fest, dass einerseits die Scheidungsrate stagniert, aber andererseits die Zahl der Gerichtsverhandlungen wegen Streitigkeiten zum Sorgerecht und zur Umgangsregelung rapide zunehmen. Waren es 2015 noch 89 Fälle, so liegt die Zahl heuer bereits bei 123. Auffällig: "Die Entscheidungen vom Gericht werden einfach nicht mehr akzeptiert."

Und: Die Jugendamtsmitarbeiter hätte immer öfter mit Beleidigungen und Bedrohungen zu tun. Und nicht nur diese, auch bei Landrat Herbert Eckstein gingen immer öfter derartige Anrufe im Vorzimmer ein. "Autoritäten werden immer weniger anerkannt. Der Ton ändert sich", so der Landkreis-Chef.

Auffallend ist auch, dass die Hilfe zur Erziehung, die Hilfe für junge Volljährige, die Heimerziehung und die Eingliederung für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche 81 Prozent des Ausgabevolumens der Jugendhilfe beanspruche. Mehr Geld werde vor allem für die sozialpädagogische Familienhilfe gebraucht, um eine klassische Heimerziehung zu vermeiden. 2015 waren es noch 29 betreute Familien, aktuell sind es 45, die davon betroffen sind. Immer länger würden auch Hilfen für junge Volljährige benötigt, die aus Heimen kämen. Eine Alternative zur Heimunterbringung sind Pflegefamilien. Die Anzahl der Pflegekinder liegt aktuell bei 97, im Vorjahr waren es 95.

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