In Gmünd zweite Heimat gefunden

17.11.2018, 18:00 Uhr
In Gmünd zweite Heimat gefunden

© Foto: privat

Barbara Haarländer-Wechsler erinnert sich noch gut an das Jahr 2005: "Da kam dieser 16-jährige Amerikaner bei uns mit der Bahn an". "Sehr reserviert" sei er gewesen, weil er im tiefsten Innern seines Herzens gar kein Gastjahr in der Bundesrepublik absolvieren wollte. Aber dieser Teenager habe seinen leiblichen Eltern – beide erfolgreiche Ärzte – beweisen wollen, "dass er das schafft."

Zum Glück. Denn wenn die Gastmutter zurückschaut, dann mit einem Lächeln. Zu ihren beiden Söhnen Daniel und Philipp habe sie nämlich einen dritten hinzugewonnen. Dabei hätte Alexander, heute 30, anfangs sicher nicht auf ein derart inniges Verhältnis gewettet.

Weil Deutschland für den jungen Mann zunächst "terra incognita" war – unbekanntes Land. Die Mentalität der Menschen, die Gepflogenheiten – all das schien ihm fremd. Zum Beispiel sei Alexander bei seiner ersten Zugfahrt glatt an seinem Bestimmungsort Georgensgmünd vorbeigerauscht, da er "so kurze Strecken von Amerika überhaupt nicht gewohnt war", schmunzelt Haarländer-Wechsler.

Doch das Eis ist schnell gebrochen. Die Wechsler-Söhne und ihr Gastbruder lassen die Monate seines Aufenthalts zu einer überaus umtriebigen Serie werden. Alex lädt alle Gastschüler nach Georgensgmünd ein; er selbst bleibt lieber im Kreis der Familie, weiß Haarländer-Wechsler noch gut. "Alexander ist nirgends hingegangen, die anderen kamen immer zu uns."

Ausnahme: Seine jetzige Ehefrau Julia, die er kurz zuvor als Gastschülerin in den USA kennengelernt hatte. Sie besuchte er gemeinsam mit Daniel Wechsler in Berlin. Allerdings ahnte da noch niemand, was sich aus dieser Freundschaft entwickeln würde. . .

Jedenfalls fühlte sich Alex sehr wohl in Georgensgmünd. Er habe in diesem Jahr so viel Familienleben genossen, wie selten. In einer Familie, die er nicht mehr missen wolle, gab er seiner gerührten Gastmutter gegenüber zu.

Natürlich fiel Alex der Abschied von den Gasteltern, -brüdern und der Oma "unglaublich schwer." Doch an Weihnachten stand er schon wieder auf der festlich geschmückten Türschwelle. Auch die Zeit danach kam er immer wieder.

Vor zwei Jahren zog er ganz nach Deutschland. Der entscheidende Part fiel dabei freilich seiner Jugendliebe Julia zu, mit der er heute in Nürnberg lebt, wo er im Management einer großen Firma tätig ist.

Als Krönung wurde Ende September auf dem Gelände der Firma Haarländer ein rauschendes Fest gefeiert: Die Hochzeit von Alexander und Julia. Ein deutsch-amerikanisches Event, das laut Haarländer-Wechsler "kaum schöner hätte sein können", was nicht zuletzt an dem "besonderen Verhältnis" zwischen Alex und den Wechslers lag. "Fast wie die eigene Familie!"

Das Ganze brachte Barbara Haarländer-Wechsler schließlich auf eine Idee: Sie will künftig weitere Feste und Events auf dem Gelände "unter den drei Eichen" planen und ausrichten oder die kleine Location für selbige Zwecke vermieten.

Keine Kommentare