In Hofstetten hat die Umgehung schlechte Karten

23.1.2015, 06:00 Uhr
In Hofstetten hat die Umgehung schlechte Karten

© Foto: Rödel

„Wir stimmen jetzt ab, wer für die Ortsumgehung ist. Und dann können wir eigentlich auch gleich wieder gehen.“ Mit ihren Worten zur Eröffnung der Bürgerversammlung hatte die Hofstettener Ortssprecherin Christine Rodarius die Stimmung in dem Hilpoltsteiner Ortsteil schon ganz gut beschrieben: Hier will keiner die neue Ortsumgehung.

Wie berichtet, würde die Trasse von der Allersberger Straße, am Baugebiet „Über dem Rothsee“ vorbei bis zur Rother Straße führen, weiter am neuen Wohngebiet „Dorotheenhöhe“ entlang durch den Staatswald und über die Bahnlinie, dann durchs Gänsbachtal bis hin zum Gewerbegebiet „Kränzleinsberg“ und schließlich bis zur Heidecker Straße. 3,7 Kilometer wäre die Straße lang, die Kosten werden derzeit auf rund 13 Millionen Euro geschätzt.

60 Meter bis zum Sportplatz

 Gebaut werden könnte die Straße über die sogenannte Sonderbaulast. Das heißt, die Stadt finanziert erst mal die Arbeiten, bekommt dann aber 80 Prozent der förderfähigen Kosten vom Freistaat zurück. Die Zuschüsse würden „relativ zeitnah“ ausgezahlt werden, erklärte Bürgermeister Mahl und versicherte, dass es durchaus möglich sei, den Neubau zu finanzieren.

Der dritte Abschnitt, die Strecke durch das Gänsbachtal, würde direkt an Hofstetten vorbeiführen. 250 Meter wären es bis zu den ersten Wohnhäusern, 60 Meter bis zum Sportplatz und 30 Meter bis zur Trocknungsanlage.

Wäre es in diesem Bereich aber noch möglich, die Belastungen – zum Beispiel durch eine mögliche Bepflanzung auf der Fläche zwischen Straße und Wohngebiet — für die Bewohner relativ gering zu halten, bereitete die letzte Etappe der Ortsumgehung den Bürgern dann doch mehr Kopfzerbrechen. Dann nämlich würden die Autos über einen neuen Kreisverkehr die Hofstettener Hauptstraße queren, um ins Gewerbegebiet zu gelangen. Doch genau hier ist nicht nur der Gredl-Radweg in der Nähe, hier radeln vor allem jeden Morgen die Schüler von Hofstetten nach Hilpoltstein in die Schule. Die Mädchen und Jungen müssten dann auf dem Schulweg jedes Mal die neue Umgehungsstraße kreuzen, zwar über eine sogenannten Querungshilfe, dennoch vor allem für die Eltern unter den Besuchern der Bürgerversammlung eine undenkbare, weil sehr gefährliche Variante. Und bedeutet Umgehung nicht drumherum gehen? Mit dieser Straßenführung würde es aber eher eine Abtrennung geben, nämlich die Hofstettens von Hilpoltstein, wie einer der Anwohner süffisant anmerkte.

Rund 15.000 Autos fahren täglich über den Altstadtring. 5000 Fahrzeuge, so die Prognose, könnten dann den Abzweig über die Ortsumgehung nehmen. Die Frage, wie hoch der Anteil des Schwerlastverkehrs sein würde, konnte Mahl in der Bürgerversammlung nicht beantworten. Nur so viel: Mit Blick auf die Anbindung des Gewerbegebietes würden sicher viele Lkw die Straße nutzen. Und wenn sich der Verkehr auf dem Altstadtring um ein Drittel reduziert, „das wäre schon eine ganze Menge“, so Mahl.

Wie lohnend ist Investition?

Doch lohnt sich die Investition für die Stadt wirklich? Wie schaut es mit den Folgekosten aus? Wenn die neue Umgehungsstraße fertig ist, würde der Altstadtring — auf dem dann immer noch täglich bis zu 10.000 Autos fahren — sehr wahrscheinlich in die Zuständigkeit der Stadt fallen, die dann für Winterdienst und Reparaturen zuständig wäre. Das kostet.

Und was passiert, wenn die Ortsumgehung doch nicht gebaut wird? Dann wird auf alle Fälle das Gewerbegebiet eine zweite Zufahrt erhalten. Abschnitt vier der Ortsumgehung wird also in jedem Fall gebaut, entweder in einer abgespeckten Variante, nämlich von der Heidecker Straße bis zur Siemensstraße (bei dieser Länge muss die Stadt die Bauarbeiten selbst zahlen), oder in der ursprünglichen Variante, nämlich von der Heidecker Straße bis zur Hofstettener Hauptstraße (dann würde der Staat bis zu 60 Prozent der förderfähigen Kosten übernehmen). 700 Meter wäre diese neue Erschließungsstraße lang, die Kosten würden sich auf immerhin noch rund drei Millionen Euro belaufen.

Doch während der Bürgermeister versicherte, dass wenigstens diese Etappe dringend gebraucht werde, weil das Gewerbegebiet wachse, hatten die Hofstettener wenig Verständnis. Dies wäre „für uns die schlechteste Lösung“, schimpfte ein Besucher. Der Grund: Zwar fällt der Kreisverkehr an der Hofstettener Straße weg. Dennoch, so die Befürchtung, könnten viele Lastwagen über diese Seite ins Gewerbegebiet fahren. Und das, wo gerade in diesem Bereich viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind.

„Überzeugen Sie den Stadtrat“

Fazit des Abends: Es gibt jede Menge Vor- und Nachteile. Und wenn die Hofstettener gegen die Ortsumgehung sind, „dann überzeugen Sie den Stadtrat von ihrer Meinung. Oder falls es einen Bürgerentscheid gibt, dann gehen Sie hin und stimmen mit ab“, appellierte der Bürgermeister.

Ortssprecherin Christine Rodarius hatte noch eine andere Idee. Die Hofstettener könnten ja auch selbst aktiv werden und ein Bürgerbegehren starten, eines gegen die große Umgehung. Das Entscheidende, so Rodarius, sei nämlich, „dass der Stadtrat den Bürgerwillen sieht“.

Eine andere Überlegung kam übrigens am Rande der Veranstaltung von einem Hofstettener, der darauf hinwies, dass so manche Verkehrsbelastung hausgemacht ist. Und da sollte sich jeder mal an die eigene Nase fassen und überlegen, wann er selbst ins Auto steigt, obwohl er eigentlich auch das Rad nehmen könnte.

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