Jules Verne würde staunen: In Reinwarzhofen in sieben Tagen um den Globus

19.5.2016, 16:02 Uhr
Jules Verne würde staunen: In Reinwarzhofen in sieben Tagen um den Globus

© Foto: Jürgen Leykamm

„Eine Reise – eine Welt – unser Lager“ heißt das Motto der Veranstaltung, für die eigentlich nur einer so richtig als Pate in Frage kommt: Kolumbus persönlich. Er darf das Lager dann auch offiziell eröffnen, stilecht fährt er dazu mit dem Schiff ein. Besser gesagt, lässt er sich darin hineinziehen ins große Zelt. Dabei sieht der (vermeintliche) Entdecker Amerikas, der eigentlich nach Indien wollte, dem Diözesanvorsitzenden Günther Bäte verblüffend ähnlich. Die Dimensionen der ursprünglichen „Santa Maria“ dürften indes um einiges größer gewesen sein.

Rollenspiel im Gelände

Was dann nach der Wiederentdeckung des überseeischen Kontinents vor einem guten halben Jahrtausend so geschah, wird beim Diözesanlager trefflich nacherlebt. Beim Rollenspiel im Gelände teilen sich die Gruppen auf, die die Kolonialmächte abbilden: Engländer, Portugiesen und Spanier wollen sich den Kuchen aufteilen. Händler, Banditen und Kriegstrupps durchziehen bald das Gelände um Reinwarzhofen. Die Schlachten werden per Handzeichen entschieden: Schnick, schnack, schnuck – und schon ist klar, wer gewonnen hat.

Doch die USA haben noch mehr zu bieten: Die Kinder und Jugendlichen zwischen sieben und 20 Jahren lernen Hip-Hop tanzen und vieles mehr. Von Amerika aus lässt sich prima die „Abkürzung“ über die Inselkette der Aleuten nehmen – und schon finden sich die Wölflinge, Jungpfadfinder, Pfadfinder und Rover in Asien wieder. Im wilden Wettstreit der TV-Marke „Takeshi's Castle“ gilt es da gegeneinander anzutreten.

Papier geschöpft

Die jungen Damen und Herren schöpfen Papier, wie es anno dazumal bahnbrechend im Reich der Mitte praktiziert wurde. Oder sie machen es den Vorderasiaten gleich, die das Filzen erst so richtig kultivierten. Die Unterschiede indischer und japanischer Schriftzeichen werden unter die Lupe genommen, Yogaübungen praktiziert und Pipas (Saiteninstrumente) gebastelt. Auch zwei 3 D-Drachen erblicken das Licht der Welt, die auf die prosaischen Namen „Lausbub“ und „Kevin“ hören, der aber nicht allein zu Hause ist, sondern mit den anderen durchs Zeltlager tobt.

Und schon geht es „ab in den Süden“. Bis nach Australien nämlich, wo eine ganz eigene Art Football gespielt wird, die die Lagerteilnehmer leidenschaftlich praktizieren. Sie machen ihr eigenes „Great Barrier Reef“ und stellen mystische Instrumente wie den Regenmacher und das Didgeridoo her. Großer Hit sind die selbst gemachten Bumerangs und sackhüpfender Weise darf man sich an die „Känguru-Challenge“ wagen. Ein Einbürgerungstest verrät, ob der Teilnehmer zum echten „Aussie“ taugt.

Danach heißt es ab ins Wasser und durch den Indischen Ozean schwimmen. Bis nach Afrika, wo indes der Mangel an jenem nassen Element ein großes Thema ist – auch beim DPSG-Zeltlager. „Hakuna Matata“ klingt es aber trotzig durch die Zeltstangen hindurch, wo sich auch ein gewöhnungsbedürftiges Terrarium mit lauter Heuschrecken wiederfindet. Die Kinder und Jugendlichen basteln an einem großen Mosaik, aus manuellen Pixeln entsteht so ein ganzer Kontinent. Was deutlich macht, wie vielschichtig jener Erdteil von Tunesien im Norden bis Südafrika im Süden ist. Da braucht es schon 30 Einzelstationen, um das Spektrum abzubilden. Mitsamt der großen Bandbreite an Exportartikeln wie Kaffee oder Kakao.

Dann lässt sich der „Rückflug“ nach „Europa“ buchen, das selbst nicht Thema ist, sondern Schlafbereich und „Flughafen“ bildet. So ganz ohne moderne Verkehrsmittel wie Flugzeuge geht es eben doch nicht. Woran auch die Teilnehmerzahl von genau 747 denken lässt. Die Teilnehmer sind wiederum in besagte vier Altersstufen aufgegliedert und das jeweilige Programm ist auf sie abgestimmt.

Premiere geglückt

Eine große logistische Herausforderung, weswegen die Vorbereitungen zum Diözesanlager auch in zwei Jahren 3500 Stunden Organisatorenzeit verschlungen haben, wie Bäte erläutert, der auch die Lagerleitung übernommen hat. Für die DPSG Regensburg ist das Gastspiel in Reinwarzhofen eine Premiere, die geglückt ist. Andere Diözesanverbände hatten den Platz empfohlen. „Wir sind extremst zufrieden“, so der Vorsitzende. Vor allem die Ausstattung in Sachen Küche und Sanitär sei schlicht „gigantisch“.

Fürs Wetter könne ja niemand etwas, schiebt er lächelnd hinterher. Denn das ist in den Tagen um Pfingsten weniger einladend. Die Kälte wird zur Herausforderung, doch der Boden erweist sich als saugfähig und verhindert eine Schlammschlacht auf dem Zeltplatz.

So bleibt Bätes Resüme: „Wir fühlen uns gut hier – der Platz ist empfehlenswert!“ Fast beiläufig fügt er an: „Wir kommen wieder. . .“

Und das schon sehr bald. Wenn auch in anderer Konstellation. 2017 sind hier aus ganz Bayern Pfadfinder der Altersstufe von 13 bis 17 Jahren zu Gast.

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