K-Frage bewegt auch SPD-Politiker im Landkreis Roth

11.1.2017, 06:00 Uhr
K-Frage bewegt auch SPD-Politiker im Landkreis Roth

Welcher SPD-Mann (so viel zumindest steht fest) wird den GroKo-Juniorpartner, der bei Umfragen in Untiefen von 20 Prozent dahinschwimmt, in einen selbstbewussten Wahlkampf mit dem Ziel der Kanzlerschaft führen? Und welchen Mann hält das SPD-Volk für den richtigen? „Die Anzeichen verdichten sich, dass Sigmar Gabriel Kanzlerkandidat wird“, stellt der Rother SPD-Kreisvorsitzende Sven Ehrhardt nicht erst nach dem jüngsten Bericht der Boulevardzeitung fest. Schließlich habe der in den vergangenen Monaten ja auch „einige Erfolge verbuchen“ können: „Dass der SPD-Vorsitzende gegen den erklärten Willen der Union Frank-Walter Steinmeier als Bundespräsident durchsetzen konnte, das war — neben der Person Steinmeier — ganz klar sein Verhandlungsgeschick.“ Zweitens habe er es geschafft, die Mitglieder bei der CETA-Diskussion „auf Linie zu bringen“.

Auf die Frage, ob Ehrhardt selbst den derzeitigen Vizekanzler und Wirtschaftsminister Gabriel als Kandidat favorisiert, gesteht er jedoch zu: „Ich bin hin- und hergerissen.“ Früher sei er ein großer Fan des Goslarers gewesen. „Jetzt geht‘s aufwärts“, habe er gedacht, als Gabriel den Vorsitz der Partei übernahm. „Gabriel ist spontan und schlagfertig, er ist in der Lage die Bürger zu erreichen.“ Aber dann habe sich der Vorsitzende „phasenweise wie Seehofer gedreht und gewendet und ständig seine Meinung geändert“. Ehrhardts persönliches Fazit lautet deshalb: „Mir wäre Martin Schulz als Kanzlerkandidat lieber gewesen. Auch weil die SPD mit dem überzeugten Europäer ein klares Statement für Europa abgeben würde.“ Außerdem: „Die Schlagfertigkeit, die ich an Gabriel so schätze, bringt Schulz ja auch mit.“ Bei der Ergänzung muss er schmunzeln: „Aber ich wurde nicht gefragt.“

Was die Chance der SPD angeht, überhaupt von Kanzleraussichten sprechen zu können, will der Kreisvorsitzende gar nicht sooo pessimistisch sein: „Natürlich werden wir die Union nicht überholen, aber wir können das Ergebnis von 2013 deutlich verbessern, und es könnte für Rot-Rot-Grün reichen.“ Er sei keiner, der das kategorisch ausschließen will, „denn es gibt auch in der Linken sozialdemokratische Tendenzen“.

Er ist überzeugt: „Wir können nur dann Erfolg haben, wenn wir einen klar linken Wahlkampf führen und die soziale Gerechtigkeit in den Vordergrund stellen.“ Denn all die Anhänger der AfD, „das sind doch keine Nazis, sondern Menschen, die sich abgehängt fühlen“.

Gerade auf die sozialen Themen — dass Bildung immer noch vom Geldbeutel der Eltern abhängt, das Vermeiden von Steuerflucht sowie Leih- und Zeitarbeit — müsse die SPD unbedingt setzen. „Wenn wir eine Union ,light‘ sind, wird das zu einem ähnlichen Wahlergebnis wie 2013 führen.“

Anders als für Sven Ehrhardt ist für die Schwabacher SPD-LandtagsabgeordneteHelga Schmitt-Bussinger Sigmar Gabriel erste Wahl: „Ich würde es begrüßen, wenn er antritt. Gabriel wäre ein guter Kanzler. Er hat wichtige Themen wie den Mindestlohn und die Rente mit 63 gesetzt, und er hat als Persönlichkeit das Zeug dazu.“

Doch seine persönlichen Umfragewerte sind ähnlich bescheiden wie die seiner Partei. Schmitt-Bussingers Erklärung: „Er ist kein diplomatischer Mensch, sondern sehr direkt. Wichtig ist, dass er ein Gespür für die richtigen Themen hat und durchsetzungsfähig ist. Das kann durchaus überzeugen.“

Eine Fortsetzung der Großen Koalition hält Helga Schmitt-Bussinger „nicht für sinnvoll“. Das müsse aber nicht zwangsläufig Rot-Rot-Grün bedeuten. „Denkbar wäre auch eine Ampel mit der FDP, aber Koalitionsaussagen ergeben vor der Wahl keinen Sinn“.

Martin Burkert könnte es wissen. Zumindest ist der als Nürnberger SPD-Bundestagsabgeordnete am nähesten an der Parteispitze dran. „Es verdichten sich die Hinweise“, sagt er zu einer Kandidatur Gabriels. Doch im gleichen Atemzug betont er auch: „Alles ist offen.“

Wen er bevorzugen würde, Sigmar Gabriel oder doch Martin Schulz? „Ich schätze beide sehr“, antwortet Burkert. Und wen noch ein bisschen mehr? „Das behalte ich für mich.“ Schließlich muss Burkert als Chef der bayerischen SPD-Landesgruppe mit beiden Wahlkampf machen.

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