Kaserne in Roth: Schippen für die Himmelsstürmer

29.6.2017, 17:18 Uhr
Kaserne in Roth: Schippen für die Himmelsstürmer

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Der bayerische Bau- und Innenminister hatte die Lacher auf seiner Seite: Nein, sagte Joachim Herrmann vor dem Hintergrund der dort drapierten großen Bagger, er werde jetzt nicht in einen solchen steigen. Das war aber auch nicht vorgesehen, Herrmann musste für das 144-Millionen-Euro-Projekt einer neuen Offiziersschule in Roth nur den Spaten heben – was er als Reserveoffizier des Heeres natürlich begeistert tue – die Luftwaffe habe die Heeressoldaten schließlich stets "Spatenhaulis" genannt.

Mit Begeisterung sei er, Herrmann, nicht nur nach Roth gekommen, mit Begeisterung baue sein Ministerium auch für die Bundeswehr — in Roth übrigens "schon im letzten Jahrzehnt". "Aber als die Tiger-Hallen fertig gebaut waren, wurde entschieden, dass keine Tiger kommen", setzte er hinzu. Diesmal sei er dagegen überzeugt, "dass wir die Offiziersschule fertig bauen, und dann zieht sie auch ein".

Mehr noch: "Die Luftwaffe hat den festen Willen, die dritte Dimension zu erobern", stellte beim offiziellen Generalleutnant Karl Müllner, der Generalinspekteur der Luftwaffe, für die Himmelsstürmer klar. In diesem Fall müsse er allerdings zugeben: "Mit dem Spaten? Falsche Richtung. Doch wer gen Himmel strebt, muss erst in die Tiefe gehen." Müllner kündigte bis zu 720 Lehrgangsteilnehmer ab 2021 in Roth an, neben dem zentralen quadratischen Lehrgangsgebäude mit Lehr- und Sprechsälen sowie Bibliothek werden Unterkünfte, Sportstätten, Waffenkammer und Betreuungseinrichtungen gebaut. Für eine Feldjägerkompanie entstehen gerade Funktions- und Unterkunftsgebäude, sie sind 2018 bezugsfertig.

Das "klare Bekenntnis" zur Offiziersschule, das er und Christian Schmidt, damals Staatssekretär im Verteidigungsministerium, 2013 abgegeben hatten, sei nicht ganz frei von Risiken gewesen, denn ein Spatenstich auf Kasernenareal habe zuletzt eher zivilen Charakter habt. Umso mehr freue er sich, dass mit dem Bau der Schule in Roth auch eine infrastrukturelle Trendwende bei der Bundeswehr markiert werde: Nach 420 Offiziersanwärtern im Jahr 2016 erhalten heuer schon 500 ihr Patent, und 2018 würden 600 Anwärter ihre Ausbildung abschließen.

Für Alice Greyer-Wieninger, Ministerialdirektorin im Verteidigungsministerium, bildet die Offiziersschule sozusagen die neue "Wiege der Luftwaffe", zukunftsweisend, zentral und attraktiv. Das Campus-Prinzip biete dabei die Möglichkeit, Lern- und Lehrumgebung funktional, ansprechend und motivierend zu gestalten — mit Einzelzimmern und Bad für jeden Offizier.

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