Kaunzinger schwimmt allen davon

1.6.2017, 21:00 Uhr
Kaunzinger schwimmt allen davon

© Foto: Jürgen Leykamm

"Das Muskelreservoir unterstützt den Knochenbau", erklärt der Senior mit beeindruckender Fitness. Im Kampf gegen die Osteoporose also könne die sportliche Betätigung äußerst wertvolle Dienste leisten. Im gehobenen Rentenalter von jetzt auf gleich zur Sportskanone werden zu wollen, sei aber nicht zu empfehlen. Erst sich vom Arzt durchchecken lassen und dann erst einmal Sportarten wählen, die den Organismus möglichst wenig belasten, empfiehlt Kaunzinger. Wie etwa Wandern oder das gelenkschonende Schwimmen, für beides ist etwa Ehefrau Claudia zu haben.

Letzteres ist wiederum die Spezialität ihres Gatten, allerdings auf einem Niveau, mit dem so mancher nicht mehr mithalten kann, der es auf die Hälfte der Zahl an Lebensjahren oder noch weniger bringt. Alles fängt an, nachdem die drei Söhne flügge geworden sind. In der zweiten Hälfte seiner 40er Jahre will es der Elektrotechniker, der seine Brötchen lange bei der WTD 81 verdient hat, richtig wissen. Er schnappt sich sein Tourenrad und fährt eben mal nach Dubrovnik – in schlappen acht Tagen.

"Natürlich habe ich vorher trainiert", sagt er viele Jahrzehnte später. Doch der erste Tag bringt eine überraschende Erkenntnis: "Mein Puls wollte sich ei

Kaunzinger schwimmt allen davon

nfach nicht mehr beruhigen – da musste ich dann drei Bier trinken." Das hat geholfen, der Rest der Tour verläuft ohne Komplikationen, jeden Tag schreibt er zudem eine Postkarte nach Hause. Ein Erlebnis, nach dem Kaunzinger mehr will. Er beginnt Marathon zu laufen, lässt zu Trainingszwecken wöchentlich bis zu 140 Kilometer hinter sich. Seine beste Zeit: drei Stunden 20 Minuten.

Doch bald merkt er er: "Die einseitige Belastung ist nicht gut für meinen Körper", vor allem für die Kniegelenke. "Dann hat mich der Triathlon angelockt", plaudert Kaunzinger aus dem Nähkästchen. Als sich im TSV Greding eine Triathlonabteilung gründet, ist er dort mit Feuereifer dabei. In ganz Bayern holt er erste bis dritte Plätze. Beim Ironman im heimischen Landkreis ist er sowohl mit 55 als auch mit 60 Jahren am Start. Mit 65 darf er sich Bayerischer Meister in der Kurzdistanz nennen. Weitere fünf Jahre später scheint sich dieser Erfolg zu wiederholen, doch er wird disqualifiziert.

"Ich war zu schnell", schmunzelt Kaunzinger, bevor er gesteht: "weil ich mich verlaufen habe." Mit 75 verlegt er sich endgültig aufs Schwimmen. Auch deswegen, weil er die Unterwasserwelt für sich entdeckt hat und im Roten Meer taucht und dabei fotografiert. Vielleicht wird er gar noch Aktivist, der Vandalismus der Kollegen in den Korallenriffen macht ihn zumindest schwer zu schaffen. Wie beim Radeln nach Dubrovnik will er es auch hier wissen und schwimmt im Alter von 79 von Greding nach Berching, wo er dem dortigen Schwimmverein beigetreten ist. Wieder folgen hohe Platzierungen, allesamt im vergangenen Jahr.

Heuer nun die Krönung mit dem ersten Platz bei den 33. Internationalen Meisterschaften in Wetzlar. Keine 39 Minuten brauchte er für die 1500 Meter Freistil. In diesem Stile will er auch weitermachen, auch noch mit 85 Jahren bei Wettkämpfen antreten. "Der Sport trägt und hält fit", betont Kaunzinger, dessen Tag nach dem Aufstehen erst einmal mit einer halben Stunde Klimmzüge beginnt. "Gymnastik ist sehr wichtig", sagt er. "Aber Geräte brauche ich dazu keine." Zwei Stunden ist er zudem mit Elo-Hund Adele unterwegs. Auch wenn ihr das wie bei Regenwetter gar nicht behagt.

Bei allem Engagement ist ihm freilich bewusst, dass die Bäume, die noch ausgerissen werden können, immer kleiner werden. "Man merkt jedes Jahr", sagt Kaunzinger ganz offen.

Doch wichtig sei, sich auch im höheren Alter sportliche Ziele zu setzen und beim Versuch sie zu erreichen, nie aufzugeben – soweit es die Gesundheit erlaube. Aufpassen müsse man beim Radeln, da der Gleichgewichtssinn mit dem Altersfortschritt abnehme. "Wandern am besten in der Gruppe – und immer das Handy mitnehmen", empfiehlt Ehefrau Claudia. Sie hat sich auf ihrem Smartphone auch eine eigene App installiert, die sie zu mehr Bewegung anspornt. Doch die sind die beiden ohnehin von Kindesbeinen an gewöhnt. Eine Prägung, die ihnen heute noch von Nutzen ist. Etwas von diesem Sportsgeist hat Günther Kaunzinger übrigens auch als Ausbilder bei der Wasserwacht, der er 35 Jahre angehörte, der jungen Generation näher gebracht.

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