Kochen wie die Kelten

1.9.2014, 17:46 Uhr
Kochen wie die Kelten

© Foto: Jürgen Leykamm

Doch gleich zu Beginn der Aktion, so räumt es die kommunale Jugendpflegerin Anja Völkl vom Kreisjugendring ein, steht die Veranstaltung auf der Kippe. Denn als es losgehen soll, sind die Schleusen des Himmels weit geöffnet und Besserung ist nicht in Sicht. Aber es steht auch immerhin eine Hand voll Buben und Mädchen erwartungsvoll mitten im Gelände mit den historischen Häusern aus den verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte.

Die fünf jungen Gäste geben den Ausschlag: „Wenn Kinder da sind, dann ziehen wir die Sache auch durch!“ Gesagt – getan. Sehr zur Freude der kleinen Besucher, von denen dann trotz widriger Witterung immer mehr ins Geschichtsdorf strömen. Feuerstellen gibt es zu der Veranstaltung gleich drei an der Zahl. Und die lassen sich bei Schmuddelwetter ja auch viel besser genießen als bei brütender Hitze.

Dem Kampf mit der Natur, wie ihn die Kelten täglich aufnehmen mussten, wird dies auch gut gerecht. Eigentlich „sind wir jetzt in der gleichen Situation wie die Menschen jener Zeit“, bekräftigt Günter Mainka, Schmied aus Röttenbach, und stellvertretender Vorsitzender des Vereins der Vor- und Frühgeschichte Landersdorf. Auch die hätten sich bei Regen im Haus um den Ofen geschart und gehofft, dass sie nicht zu viel Zunder beim Entfachen des Feuers verlieren. Auch das „Feuerzeug“ von damals demonstriert Mainka eindrucksvoll: Ein künstlerisch geschwungenes Eisen und ein Feuerstein.

Herbert Lehmeyer, Maschinenbauer aus Roth und Neuling im Verein, reicht dem Vizechef das Holz und erzählt den Gästen gleich etwas über den Lehmofen. Bei dessen Bau habe man zum Beispiel auch Stroh und Gras aus Gründen der Elastizität verwendet — „das war das Baustahlgewebe von damals“. Dann fruchten die Feuerungsbemühungen. „Jetzt brennt es!“ ruft der siebenjährige Adrian aus Roth seiner zwei Jahre älteren Schwester Sophia zu und hält mutig seine Hand über die Ofenöffnung.

Knusprige Brotfladen

Erst raucht es noch ein bisschen – doch das vertreibt lästige Parasiten und macht die unterm Dach aufgehängten Lebensmittel haltbar. So ist es laut Lehmeyer zumindest früher gewesen. Die Erzählung macht hungrig und durstig. „Jetzt wäre es Zeit für ein keltisches Bier, das römische kann man ja nicht trinken“, flachst Mainka, der kurz darauf ins Rinderhorn tutet (von einigen auch respektlos „Keltentröte“ genannt) und so neue Besucher anlockt, während einige seiner bisherigen Gäste vom Steinzeit ins Keltenhaus wandern.

Dort wird gekocht. Unter Anleitung von Mitstreitern des Nürnberger Vereins „Museum im Koffer“ schnippeln die jungen Gourmets Gemüse für den Eintopf, der über offenem Feuer dampft. Dazu gibt’s knusprige, von den Kindern gerollte Brotfladen, die Museumspädagoge Jürgen Rybka über die Flammen hält. Für ganze Wildschweine wie bei den berühmte Galliern reicht es zwar nicht, aber immerhin sorgen ein paar Speckstreifen für die kulinarische Abrundung.

Bis das Essen fertig ist, schauen sich die sechsjährige Amelie und die zwei Jahre jüngere Johanna aus Heuberg die Grabbeigaben von einst an: ein Krug, ein Salzstein und vieles mehr sind darunter. Sven aus Abenberg sorgt derweil für Nachschub in Sachen Brot und mahlt mit einem Stein das Getreide. Richtig schwere Plackerei für den Sechsjährigen. „Da kannst Du mal sehen, wie viel Arbeit in einem Stück Brot steckt“, gibt der Vater zu bedenken. Der Mutter wird aber dann ganz stolz das feine Mehl als tolles Ergebnis der Bemühungen präsentiert. Derweil fertigen andere Buben und Mädchen Schmuck wie von Falbala getragen an. Die vierjährige Laura aus Hilpoltstein töpfert einen Teller, der drei Jahre ältere Fabian wagt sich an eine Vase. Draußen wird indes wild gehämmert: Unter Anleitung des Künstlers Thomas Volkmar Held schmiedet der sechsjährige Lunas aus Heideck Pfeilspitzen für die Jagd. Der Regen ist längst vergessen, die Feuerstellen sind umlagert und es darf geschwelgt werden in der guten alten Zeit – bevor es dann später in die richtig bequeme Neuzeit zurückgeht.

Keine Kommentare