Kommentar: Fairness steht bei Edelhäußer nicht an erster Stelle

7.2.2017, 12:25 Uhr

Dreist oder dumm? Egal, mit welchen Attributen man den PowerPoint-Auftritt des Rother Bürgermeisters Ralph Edelhäußer während der Podiumsdiskussion unserer Zeitung auch versieht – unterm Strich bleibt, dass der Amtsinhaber seinem Kontrahenten Andreas Buckreus mit unfairen Mitteln entgegentrat.

Damit brüskierte er auch die Moderatoren Carola Scherbel und Detlef Gsänger, die Edelhäußer im Vorfeld der Veranstaltung nicht über diese Aktion informiert hatte. Als sich die beiden, die durch Edelhäußers PowerPoint-Präsentation im wahrsten Sinne des Wortes an den (Bühnen-)Rand gedrängt wurden, vom ersten Schreck erholt hatten, war der Bürgermeister so in seinem Redeschwall, dass er kaum zu bremsen war. Wer ihn kennt, weiß Bescheid.

Befürworter dieser Aktion gab es im Publikum kaum, dafür jede Menge echauffierter Besucher, die nach der Veranstaltung Dampf abließen.

Zu Recht: Denn Edelhäußer nutzte seinen Posten als Bürgermeister für seinen Wahlkampf, um in der Kulturfabrik eine Präsentation des Masterplans für die Innenstadt auf die Leinwand zu bannen. Mag sein, dass ihm das Ausmaß seiner Aktion nicht bewusst war, denn schließlich steht der 43-Jährige auf elektronische Kommunikation, ist Stammgast bei Facebook. Eine PowerPoint-Präsentation ist auch eine Art nicht-verbaler Kommunikation und damit auf Edelhäußer zugeschnitten.

Nein, dieser Erklärungsversuch für seinen Auftritt greift nicht. Edelhäußer wusste sehr wohl, was er tat, als er den Masterplan für die Innenstadt an die Wand zauberte. Die Besucher und Andreas Buckreus waren nicht nur ob des Procederes überrascht, sondern auch vom Inhalt. Dass es ein fertiges Konzept für die Innenstadt gibt und vor allem so kurz vor der Wahl, habe er nicht gewusst, räumte SPD-Kandidat Buckreus ein. Schaut so Transparenz aus, die der Bürgermeister bei Entscheidungsprozessen stets einfordert? Wohl kaum!

Doch eine solche Vorgehensweise scheint bei Edelhäußer Tradition zu haben: Vor zwölf Jahren zauberte er – ebenfalls bei einer Podiumsdiskussion der RHV/HiZ — zur Überraschung aller ein Konzept für ein Hallenbad aus der Jackentasche, das nie jemand zu Gesicht bekam, kritisierte Buckreus. Der Herausforderer blieb auch bei der Power Point-Präsentation cool und setzte weiterhin zielsicher Nadelstiche Richtung Edelhäußer. Deswegen geriet dieser nicht nur bei der Debatte ums Hallenbad ins Rudern. Buckreus setzte dem Amtsinhaber während der zwei Stunden zu, ohne Polemik und ohne laut zu werden. Er meisterte auch solche Klippen wie das in der Abenberger Straße geplante Baugebiet und die Zukunft der Leoni-Flächen nach dem Umzug des Unternehmens an die Rother Lände.

Buckreus räumte aber auch ein, dass man zur Lösung der meisten kommunalpolitischen Probleme das Rad nicht neu erfinden müsse.

Edelhäußer hat natürlich mit der wirtschaftlichen Situation der Kreisstadt ein Pfund, mit dem er wuchern kann. Der Stadt „geht es so gut wie nie“ (O-Ton Edelhäußer). Und das trotz einer Handelsbrache im Stadtzentrum (Valentin-Passage) und fehlender Bau- und Gewerbegebiete in der ehemaligen Industriestadt.

Außerdem ist das Thema Kasernengelände laut Edelhäuser nach wie vor völlig offen und damit für städtische Planungen vorerst tabu. Die Offiziersschule werde zwar kommen, aber angesichts der politischen Weltlage werde das Areal weiterhin militärisch genutzt.
Edelhäußer wird sich gewaltig strecken müssen, will er auch die nächsten sechs Jahre im Rother Rathaus leben. Mit Schnoddrigkeit alleine ist es nicht getan.

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