Krone für „Zenzi“ und „Karl“ am Saumarktfest in Spalt

8.9.2014, 17:18 Uhr
Krone für „Zenzi“ und „Karl“ am Saumarktfest in Spalt

© Jürgen Leykamm

An solche Dimensionen kann das aktuelle Geschehen freilich nicht heranreichen. Das ist auch nicht die Absicht des Heimatvereins Spalter Land. Von weither kommen die Gäste aber auch zur modernen Version der Feierlichkeit. Auch ein Ehepaar aus dem Erzgebirge ist dieses Mal zu Gast. Eine wesentlich kürzere Anfahrt hat ein anderes Paar: Regina und Siegfried Eigler aus Erlangen. Sie ist Doktorandin an der dortigen Universität, er wirkt dort als Dozent für organische Chemie. Was ja thematisch sehr gut zum Hopfen und seiner Verwertung beim Brauen passt. Womit der Vereinsvorsitzende Hans Rosenbauer wieder einmal das beste Gespür beweist, wen er da im Rahme des Saumarktfestes zu dessen „Königin Zenzi und König Karl“ auserwählt. Beide genießen sichtlich den unverhofften Ruhm, lassen sich gerne die Doldenkrone aufsetzen und die Schärpe umhängen.

Krone für „Zenzi“ und „Karl“ am Saumarktfest in Spalt

© JürgenLleykamm

Bevor das Paar von Gästen an den Biertischen in der Gänsgasse hochleben gelassen wird, während es zu zünftiger Musik und von der „Hopfendurl“ (das Maskottchen der Pflücker in Puppenform) begleitet durch die Reihen zieht. Ein wahrhafter krönender Abschluss eines Ausflugs nach Spalt, der für die Eiglers in der Massendorfer Schlucht beginnt, sie zu den Kirchen der Stadt und schließlich zu Bratwürsten und alkoholfreiem Bier ans Saumarktfest führt. Dort kommen sie unter anderem auch in den Genuss von lustigen Liedern und Gstanzln, für die Heinz Nüßlein am Akkordeon und Sepp Eder an der Drehorgel sorgen. Ersterer besingt etwa einen vermeintlichen gebrechlichen Hopfenzupfer, der gesteht: „Wenn der Saumarkt kummt, kann i laufn wie a Hund!“

Einblicke in die Zeit vor über 100 Jahren geben auch die Sommernachtsspieler, die zwei Szenen ihrer „lebendigen Stadtführung“ zum Besten geben. In der einen geraten streitbare Nachbarinnen aneinander, die sich gegenseitig als „spinnerte Oschl“, „gscherte Sulln“ oder „miserablige Mistschwalbn“ titulieren. Erst der Pfarrer vermag zu schlichten.

Einen Polizisten braucht es hingegen in der zweiten Szene. Er verfolgt einen Zupfer, der es mit dem Gesetz nicht so ganz genau genommen hat. Eine kurze Leibesvisitation genügt, um ihn dingfest zu machen, wogegen er sich verbal aber zu wehren weiß – und prompt den Gesetzeshüter als “grün angestrichenes Abführmittel“ beschimpft. Das Anspiel gibt dabei zugleich Einblicke in das berüchtigte „Jenisch“: Eine Geheimsprache der Doldenernter von weiter her. Spalt hieß hier „Spanien“, das Umfeld der Stadt „Portugal“.

Einst fand das Fest übrigens am Gabrieliplatz statt. Die Gänsgasse mit ihrer urigen Atmosphäre allerdings wird dem Spektakel um einiges besser gerecht. Und die Laufwege für die Veranstalter sind kürzer. Denn hier steht auch das vereinseigene Veithaus: das Domizil eines Hopfenbauern aus dem 17. Jahrhundert.

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