Künstlerkollektiv Leo N. bei der Blauen Nacht in Nürnberg

4.5.2016, 15:54 Uhr
Künstlerkollektiv Leo N. bei der Blauen Nacht in Nürnberg

© Foto: oh

Zum nunmehr dritten Mal treten die Medienfrau und der Schauspieler mit einer interaktiven Performance beim großen Kulturspektakel an. Am Samstag, 7. Mai, gilt’s: „Wahrheit ist die Pflicht“. Und wahr ist, dass ein Preisgeld von 5000 Euro winkt.

Eine Flasche. Unübersehbar. Sechs Meter lang, zwei Meter hoch. Sie wird dem alten Rathaussaal der Noris zweifelsohne eine neue Note einverleiben. Als liegende Riesen-Reminiszenz an den Party-Klassiker „Wahrheit oder Pflicht“. Denn analog soll auch hier, vor historischer Kulisse, das Drehen der hölzernen Magnum-Bouteille ein Spiel eröffnen. Eines, das den Zuschauer aus seiner bloßen Konsumentenrolle (ver-)führt, auf eine interaktive Spielwiese lockt und ihn möglicherweise darüber sinnieren lässt: Wie hält es die Kunst eigentlich mit der Wahrheit?

Funktioniert so: All die „Bändchenträger“ dieser „Blauen Nacht“, die sich am Samstag (ab 19 Uhr) für den Besuch der geschichtsträchtigen Location im Wolff’schen Bau entscheiden, werden sich fragen lassen müssen. Zum Beispiel: „Was ist deine heimliche Sehnsucht?“, „Worüber hast du zuletzt gelacht? oder „Was bereust du?“.

Geschichten, Gedanken, Worte, Assoziationen. „Alles, was ihnen als Antwort einfällt – Hauptsache wahr“ sollen die Gäste anonym notieren und den Moderatoren des Abends (Lisa Hübner, Philipp Weigand) aushändigen.

"Stimmungs-, Licht- und Musikwechsel"

Haben die eine Auswahl getroffen, beginnt der „Showteil“ – angekündigt durch einen „Stimmungs-, Licht- und Musikwechsel“. Denn jetzt wird an der „Meta-Flasche“ gedreht, die schließlich auf einen von vier Künstlern aus den Bereichen Musik (Florian Baessler), Schauspiel (Ulrike Reinhold, Rahel Weiss, Gunnar Seidel) oder Physical Theatre (Vanessa Mecke) weist.

Aufgabe des jeweiligen Künstlers soll es nun sein, die ausgewählten Publikums-Notate in Kunst zu überführen. „Wir zeigen, gewissermaßen wie unter einer Riesenlupe, den Übergangsmoment von Wahrheit in Kunst“, umschreibt Philipp Weigand – selbst Schauspieler am Staatstheater Nürnberg – diesen „Transformationsvorgang“.

Amusement sei dabei garantiert, versichert das Duo Hübner/Weigand, denn: „Wir konnten für diese Performance fünf echte ,Rampensäue’ gewinnen, die sich in ihrem jeweiligen Genre wirklich ausleben“. Aber: „Entspricht das, was der Künstler mit dem Publikumsgedanken macht, noch der Wahrheit, die der Zuschauer zuvor auf den Zettel geschrieben hat?“ will Leo N. letztlich wissen.

Wie „verführbar“ das Kollektiv durch Kunst ist, darf es selbst eruieren. Denn am Ende sollen die Besucher mit „Ich glaube dir“-/„Ich glaube dir nicht“-Kärtchen darüber abstimmen, ob der künstlerische Beitrag in seiner Darstellungsfreiheit bei der Wahrheit geblieben ist...

Mitten in einem kunst- und medientheoretischen Gegenwartsdiskurs finde man sich auf diese Weise wieder, wissen Lisa Hübner und Philipp Weigand sehr wohl. So gesehen, sei ihr Beitrag „durchaus ein Rütteln an Wachheit und Aufmerksamkeit gegenüber der Wahrheit“. Genauso legitim sei es jedoch, „sich von der Wohligkeit des Moments berieseln zu lassen“, findet die PR-Redakteurin und Radiomoderatorin Lisa Hübner.

300 Stunden Arbeit stecken im Projekt

Zusammen mit ihr und Philipp Weigand bilden heuer fast 20 Beteiligte das Künstlerkollektiv Leo N.; über 300 Stunden Arbeit stecken bereits im Projekt. Am Samstag sollen weitere sechs (19 bis 1 Uhr) hinzukommen – in zwölf Performance-Schichten für je 200 Zuschauer.

Die haben übrigens die Möglichkeit, dem Konzept zu besonderen Lorbeeren zu verhelfen. Denn Leo N. und ihre „Wahrheit ist die Pflicht“-Idee sind diesmal Teil des „Blaue Nacht“-Kunstwettbewerbs.

Die Besucher können dabei für einen Publikumsfavoriten votieren, der am Ende seitens der E-nergie mit einem Preisgeld von 5000 Euro bedacht wird.

Einfach Kärtchen vor Ort einwerfen oder ans Organisationsbüro senden. Das genügt – wirklich wahr!

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