Landessieger kommt aus Abenberg

3.11.2016, 16:43 Uhr
Landessieger kommt aus Abenberg

© Michael Matejka

Schweigend sitzen sie sich gegenüber. Ihre Arbeitsplätze sind getrennt durch Werkzeugkästen, Zangen, Draht und feine Feilen.

Wie ein Scheinwerfer fällt das Tageslicht durch die Rundbogenfenster der Werkstatt in der Humboldtstraße und entlockt jedem kleinen Stück Blech ein majestätisches goldgelbes Glitzern.

Stefan Mohr hält ein Teil hoch und kneift die Augen prüfend zusammen. Es gehört zu einem Motorrad. Zu einer Waschmaschine. Oder zum Stromabnehmer der Straßenbahn. Für den Laien jedenfalls ist alles denkbar. „Ein Maschinenstock“, erklärt der 24-jährige Geselle. Später werden darin die drei Ventile der Trompete eingesetzt. Kurzer Blickkontakt über den Schreibtisch hinweg, eine Absprache zwischen dem Meister Christoph Endres und Stefan Mohr — und weiter geht es mit der Arbeit.

„Das muss einfach passen“, sagt der 45-jährige Endres — und spricht in diesem Fall nicht von den Ventilen und dem Maschinenstock. Er meint die Chemie zwischen sich und dem Gesellen, der bis vor kurzen noch Azubi war. „Man verbringt hier so viel Zeit miteinander, das wäre fatal, wenn man sich da auf den Geist ginge.“

Landessieger

Endres und Mohr wissen, was sie aneinander haben. Stefan war froh, dass er nach dem theorielastigen Maschinenbau-Studium die Chance bekommen hat, hier, unweit der Heimat in Abenberg, eine Ausbildung zu machen. Bei der Probearbeit vor drei Jahren wusste er zu überzeugen. Erstmals nach über 20 Jahren wurde mit ihm in Mittelfranken wieder ein Blechblasinstrumentenbauer ausgebildet. „Ich glaube, der Letzte war damals ich“, sagt Endres. Wenn er berichtet, dass Stefan soeben Landessieger für Blechblasinstrumentenbau geworden ist, schwingt auch eine gut dosierte Nuance von Stolz mit.

Und so wird der junge Instrumentenbauer auch übernommen und hat erst mal einen sicheren Arbeitsplatz in der „Instrumentenmeile“ Humboldtstraße, wo es auch einen Geigenbauer und ein Fachgeschäft für Holzblasinstrumente gibt.

Bald will der junge Mann seinen Meister machen. Der sei zwar in der Branche nicht mehr nötig, um sich selbstständig zu machen oder um auszubilden, aber das weitere Wissen will er sich nicht entgehen lassen.

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