Lang: Untersuchungsausschuss "Angela Merkel" geplant

6.9.2017, 05:58 Uhr
"Ich möchte zeigen, dass die Mehrheit der AfD-Mitglieder eher bürgerlich eingestellt ist", meint Siegfried Lang, der sich selbst wenig Chancen ausrechnet, in den Bundestag einzuziehen

© Viola Bernlocher "Ich möchte zeigen, dass die Mehrheit der AfD-Mitglieder eher bürgerlich eingestellt ist", meint Siegfried Lang, der sich selbst wenig Chancen ausrechnet, in den Bundestag einzuziehen

20 Jahre war Siegfried Lang aus Burgsalach in der CSU aktiv, dann wechselte er in die AfD und kandidiert nun für den Bundestag. Dort will er sich vor allem in der Euro-Politik engagieren und einen Untersuchungsausschuss "Angela Merkel" anstreben.

In der CSU ging es ihm irgendwann zu sehr um die Personen und ihre persönliche Karriere und nicht mehr genug um die Sache, deswegen trat er 2007 aus der Partei aus. In der AfD hofft Siegfried Lang wieder mehr Sachpolitik machen zu können und sieht die Möglichkeit, eine ernstzunehmende Opposition zu bilden, die die Richtung der Politik mittelfristig wieder etwas korrigieren könne.

"Mir gefällt nicht, dass Politik nicht mehr für Bürger gemacht wird, sondern für Groß-Konzerne, dass unser Mittelstand vernachlässigt wird, dass in der Krankenpflege alles kaputt gespart wird und dass Politiker sich nicht mehr an Gesetze halten", sagt der 53-Jährige. Damit meint er die Euro-Rettung: "Das verstößt gegen Verträge." Aber auch die Grenzöffnung, die Angela Merkel 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise veranlasste. "Das verstößt gegen das Schengen-Abkommen und dagegen, dass sich, wer zu uns kommt, ausweisen muss."

"Kein Konzept erkennbar"

Aber er nimmt auch Bezug auf die Energiewende. "Das hat sie kurzfristig entschieden wegen irgendwelcher Ereignisse in Japan ohne hier ein Parlament zu befragen oder auch ein Konzept erkennen zu lassen. Es ist ja gerade in der Energiepolitik kein langfristiges Konzept erkennbar." Er möchte, dass das in einem Untersuchungsausschuss aufgearbeitet wird.

In der AfD sieht er sich vor allem der bürgerlichen Mitte zugehörig und ist dort auch einer der Sprecher. "Ich möchte zeigen, dass die Mehrheit der AfD-Mitglieder eher bürgerlich eingestellt ist", sagt er. In der öffentlichen Wahrnehmung würden Personen in den Fokus gerückt, die es nicht wert seien: "Sorry, ein Herr Poggenburg hat genauso viele Mitglieder wie ich in Mittelfranken. Wenn er etwas sagt, geht es durch alle Medien, wenn ich etwas sage nicht. Das liegt vielleicht daran, dass es nicht hetzerisch genug ist", glaubt Lang.

Schießbefehl?

Kontrovers, so geben sich auch die Parteioberen der AfD ab und an. Frauke Petry etwa sprach davon, dass Grenzbeamte unter Umständen bei einem illegalen Grenzübertritt von der Schusswaffe Gebrauch machen müssen. Auch Lang sagt: "Ich bin der Meinung, es gibt Gesetze und die Grenzsoldaten unterliegen hier Gesetzen und an die müssen sie sich halten."

Auf den Hinweis, dass das wohl kaum ein Schießbefehl sei, antwortet Lang nur: "Dann lesen sie die Gesetze!" Eine angedeutete Übereinstimmung mit seiner Parteichefin? Klar sagt er es nicht.

Zudem findet er, dass die Grenzen Europas zu wenig geschützt seien. "Im Gegenteil, es wird von verschiedenen Organisationen ins Ausland gefahren und die Leute illegal nach Europa geholt." Das heißt, Seenotrettung sei dann Beihilfe zur Flucht? "Ja, so wie sie praktiziert wird, ja. Seenotrettung ist dringend nötig, aber Seenotrettung heißt, ich rette Menschen aus Seenot und bringe sie nach Hause." Er würde es begrüßen, wenn gerettete Flüchtlinge wieder in das Land gebracht würden, in dem sie gestartet sind. Lang glaubt, dass die Flüchtlinge so gut vernetzt seien, dass sie die Überfahrt übers Mittelmeer dann bleiben ließen.

Keine Waffen liefern

Dass die Menschen dort oft in großen Lagern im Elend leben, leugnet er nicht, aber: "Dass hier vieles schief läuft, dass wir unsere Entwicklungshilfepolitik überdenken müssen, dass wir den Menschen vor Ort helfen müssen, das ist ein ganz großes Gesamtpaket. Das beginnt damit, dass ich Syrien nicht bombardieren darf, ich sollte auch keine Waffen dorthin liefern. Wir müssen diese Entwicklungspolitik ganz anders aufziehen." Denn den Menschen solle die Möglichkeit geboten werden, so leben zu können wie sie es wollten. Das wünscht er sich im Übrigen auch für die Menschen, die bereits nach Deutschland emigriert sind. Diesen Menschen müsse man die Chance geben "bei sich zuhause zu leben." Warum schließlich gebe es in Deutschland so viele Parallelgesellschaften?

Seine Kernkompetenzen sieht Lang in der Wirtschafts- und Gesundheitspolitik. Es könne nicht sein, dass eine Krankenschwester die Patienten zweier Stockwerke versorgen müsse und, dass kleine Krankenhäuser geschlossen würden, nur weil sie ineffizient seien. "Ist unsere Gesundheit so ein niedriges Gut, dass sie sich rentieren muss?", fragt er.

Kleinunternehmer gestärkt

Ihm ist es zudem ein Anliegen, dass Kleinunternehmer gestärkt würden. Er selbst ist selbstständiger Handelsvertreter im Beauty- und Healthcare-Bereich. Bei welchem Unternehmen "tut nichts zur Sache", findet er. Eine kurze Google-Recherche weist ihn als Partner bei der Firma LR Health und Beauty aus, die ihre Produkte über Netzwerk-Marketing vertreibt.

"Es ist meines Erachtens politisch gewollt, dass Großkonzerne gestärkt werden und Kleinunternehmer links liegen gelassen werden", glaubt Lang. Hier müssten Vorschriften abgebaut werden und Selbstständigkeit erleichtert werden.

Bei der Eurorettung hat er eine sehr klare Meinung. Der Euro müsse abgeschafft werden, denn er stifte nur Unfrieden in Europa. "Der Euro ist in seiner Gesamtkonstruktion ein Problem, denn die Menschen in Europa leben unterschiedlich. Die Griechen etwa haben eine andere Mentalität, sie leben anders als wir und genau das will ich erhalten", erklärt Lang.

Er hofft, dass die AfD bei der Bundestagswahl ein zweistelliges Ergebnis einfährt, räumt sich selbst aber mit Listenplatz 18 in Bayern keine Chance ein.

Verwandte Themen


4 Kommentare