Leckere "Überflieger" aus heimischen Teichen

31.8.2017, 17:57 Uhr
Leckere

Sven Weichenberger, Ringassistent beim Fischereierzeugerring Mittelfranken, musste dafür mit seinem Netz erst einmal ein Exemplar aus den Teichen von Georg Gsänger an Land bekommen. Dieser ist nicht nur Teich-, sondern auch Gastwirt. In besagter Wirtschaft kommen so jene Karpfen auf den Tisch, "die drei Sommer hinter sich haben", so lautet die Faustregel. Was sich nach seinen ersten Würfen im Netz baumelt, sind aber nur kleine Exemplare.

Nach halber Umrundung des Weihers gelang aber dann der große Wurf. Kurz wurde der knapp eineinhalb Kilogramm schwere Karpfen von den Ehrengästen begutachtet, ehe er Landrat Herbert Eckstein aus den Händen flutschte, förmlich in Richtung Wasser "flog" und Weichenberger den Fisch zurück ins Wasser bugsierte.

Das Gewässer leide, wie Gsänger sagte, an der Trockenheit. Teilweise ist der Wasserstand auf seinen insgesamt zweieinhalb Hektar großen vier Teichen um einen halben Meter tiefer als sonst. Einen hat er bereits abgefischt – und einen Verlust von 25 Prozent feststellen müssen. Aus 200 mittelgroßen Karpfen waren nur 150 große geworden. Der Kormoran lässt grüßen.

Vor zwei Jahren, als Gsänger noch auf die kleinen (K1) Exemplare setzte, war das Ergebnis vernichtend. Denn die schmeckten dem Raubvogel besonders: Nur 50 von 1000 Karpfen überlebten. Seit er umgestellt hat, bleiben die Verluste einigermaßen im Rahmen. Die Wasserknappheit allerdings macht ihm zu schaffen. Der Steinbach, der seine Teiche speise, sei "zum Rinnsal" geworden, so Gsänger.

Verschärft hat sich die Situation durch ein vom Straßenbauamt im Zuge des B2-Ausbaus angelegtes Biotop. Das Wasser soll hier eigentlich nur durchgeleitet werden, wird aber in Zeiten mangelnder Niederschläge einfach "nicht mehr hergegeben", sagt der Teichwirt, der so das Nachsehen hat.

Vielleicht gäbe es die Chance, den ursprünglichen Fließweg wieder herzustellen, so die Vertreter des Wasserwirtschaftsamts Nürnberg: Chef Ulrich Fitzthum und der für unseren Raum zuständige Abteilungsleiter Klaus Winklmair. Dann begann es zu regnen.

Im Gasthaus selbst gab es seitens des Landrats, der zugleich Vorsitzender der Teichgenossen ist, großes Lob für die hohe Beteiligung der Gastronomie an der nunmehr zehnten "Original Regional"-Aktion "Heimischer Fisch frisch auf den Tisch". 33 Gastwirte aus 14 Gemeinden sind ebenso mit von der Partie wie sechs Teichwirte. Auf ganz kurzen Wege sich selbst beliefern kann Georg Gsänger, dessen "Alte Linde" nicht nur als "Karpfen-Gourmettempel", sondern auch als "Schnitzel-Ranch" bekannt ist. "Frischer geht es beim Fisch nicht", so der Rother Landwirtschaftszentrumschef Werner Wolf.

Die Gesamtbilanz im Landkreis in Sachen Teichwirtschaft kann sich sehen lassen: 1600 Teiche verteilen sich auf 900 Teichanlagen und 290 Hektar Wasserfläche. Die Bedeutung des Karpfen darinnen dürfe man nicht unterschätzen, befand HOGA-Kreisvorsitzende Monika Schmidt. "Wir brauchen ihn in unserer Region!" Auch wenn die Art des Genusses sich verändere. Sei früher "Karpfen blau" der Klassiker gewesen, habe er erst durch die gebackene und dann durch die Filetform interne Konkurrenz bekommen, heutzutage seien vor allem bei der Jugend die Karpfen-Chips beliebt.

Unterstützung erhalten Teichwirte derzeit durch ein großzügiges Förderprogramm, dass Anreize zur Sanierung bieten soll, wie Wilhelm Baier, Fachberater für Fischereiwesen beim Bezirk, erläuterte. Auch Betriebsnachfolgen könnten so erleichtert werden. Die Anreize wirken, es würden wieder "höhere Summen in die Teichwirtschaft investiert." Damit die nachfolgenden jungen Teichwirte nicht zu großes bürokratisches Ungemach bekommen, hat sich das Wasserwirtschaftsamt etwas einfallen lassen und schickt den eigene Verwaltungsnachwuchs, also die künftigen Abteilungsleiter selbst zum Abfischen, damit "sie selbst spüren können, was sie von anderen einfordern" (Fitzthum). Eine Verschlankung der Vorgaben wäre angebracht, denn die Checkliste für eine Teichkontrolle sei derzeit "sieben Seiten lang" wie Veterinärdirektor Herbert Hurka vom Landratsamt monierte.

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