Ludwig Sothmann: Wo Neuntöter und Kammmolch zuhause sind

21.8.2015, 18:02 Uhr
Ludwig Sothmann: Wo Neuntöter und Kammmolch zuhause sind

© Foto: Beate Windisch

Wenn Ludwig Sothmann Kraft tanken will, dann läuft er von seinem Haus die kurze Strecke hoch nach Solar, biegt kurz vor dem Ort links ab, geht übers Feld, dann durch die Wiese und ist nach 20 Minuten in seinem „Garten Eden“. Hier zwischen Solar und dem Auhof liegt der Froschweiher.

Schon als kleiner Bub ist der heute 75-Jährige regelmäßig hierher gelaufen. Noch heute ist dieser Ort sein Lieblingsplatz, den er immer dann aufsucht, wenn er mal alleine sein will, die Gedanken sortieren, eine Rede vorbereiten. Immer mit dabei sind das kleine Notizheft, aber vor allem auch die Lupe und das Fernglas. Beides hat Sothmann griffbereit, dann kann er sich die Blüten auf der Wiese genau anschauen oder die Vögel suchen, die sich in Baum und Hecke verstecken.

Voller Leben

Das Gebiet rund um den Froschweiher ist voller Leben, irgendwo klopft, knackt, raschelt es immer. Seit 1981 ist das 2,9 Hektar große Gebiet ein so genanntes flächenhaftes Naturdenkmal, weil „seine Erhaltung wegen seiner ökologischen Bedeutung im öffentlichen Interesse liegt“. An diesem Schutz ist Ludwig Sothmann vielleicht nicht ganz „unschuldig“, ist der Apotheker doch schon seit Jahrzehnten aktiver Umweltschützer.

Die Familie von Ludwig Sothmann ist vor rund 65 Jahren nach Hilpoltstein gekommen. Der Vater ist Apotheker, der Großvater auch, kein Wunder, dass auch der Sohn Pharmazie studiert. 1968 macht der junge Apotheker in Hilpoltstein seine eigene, die „Neue Apotheke“ auf und verkauft dort nicht nur Medikamente, sondern sammelt auch schon mal Unterschriften: gegen den Regionalflugplatz zum Beispiel, der in den Schwarzachwiesen bei Freystadt gebaut werden sollte. 3000 Unterschriften kamen bei dieser Aktion zusammen. Und der Flugplatz kam nicht...

Auch um den Froschweiher zu schützen, hat sich Sothmann seinerzeit an die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt gewandt. Erfolgreich: Weiher und Wiesen sind eines der ersten Schutzgebiete, die im Landkreis Roth ausgewiesen wurden.

Wer hier spazieren geht, findet — je nach Jahreszeit – Hauhechel und Odermennig, Johanniskraut und Riesen-Binse, Enzian und vier verschiedene Orchideenarten, die auf dem für die Gegend eigentlich untypischen Lehmboden wachsen. Wenn Ludwig Sothmann sich ins Grüne setzt, dann sieht er in der Ferne auch mal Rehe oder ein Hase kommt ziemlich dicht ran. Ist es ruhig, kann man Spechte klopfen oder einen jungen Neuntöter nach den Eltern rufen hören.

Zwergtaucher und Kammmolch dagegen hat Ludwig Sothmann schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen oder gehört. Kein Wunder, ist der Froschweiher doch im Moment ziemlich zugewachsen.

Alle paar Jahre wird er „teilentlandet“. Im Herbst ist es wieder so weit, dann werden Schilf und Erde herausgebaggert, und dann fließt hoffentlich auch wieder Wasser in den Weiher, damit sich Frosch, Ente und Molch hier wieder wohlfühlen, hofft Sothmann.

Lebensraum für seltene Tiere

Mittlerweile ist auch der Baumbestand hinter dem Weiher geschützt. In dem „Naturwaldreservat“ ist jegliche Nutzung untersagt. Stattdessen wird das Gebiet sich selbst überlassen. Auch das ist gut für die Vielfalt der Natur, sagt Sothmann und meint damit unter anderem die Weide, die fast 100 Jahre alt ist, und das Totholz, das seltenen Tieren und Pflanzen Lebensraum bietet.

Diese Natur und ihre Artenvielfalt zu schützen, hat sich der Hilpoltsteiner zur Berufung gemacht. Vor mehr als 40 Jahren war der junge Apotheker in den LBV eingetreten, vier Jahre später bereits stand er an der Spitze des Vereins. Unter seinem Vorsitz entwickelte sich der einstige Vogelschutzverband hin zu einem Naturschutzverband, der sich um den gesamten Lebensraum und die Artenvielfalt kümmert und inzwischen rund 75 000 Mitglieder zählt.

Im vergangenen Jahr war Sothmann nach 36 Jahren von seinem Ehrenamt als Vorsitzender zurückgetreten. Aktiver Naturschützer ist er geblieben. Der LBV-Ehrenvorsitzende ist unter anderem  Präsidiumsmitglied im Deutschen Naturschutzring und deshalb immer noch viel unterwegs.

Der Froschweiher ist Sothmanns Rückzugsort. Hierher kommt er zum Auftanken, zum Ausruhen. Hierher kommt er in der Regel auch alleine, ohne seine Frau oder eines seiner beiden, inzwischen großen Kinder. Einfach zum Nachdenken und zur Ruhe kommen. Hier, so Sothmann, „ist einer der entspannendsten Plätze im Landkreis“.

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