Männertour im Biker-Schneckentempo

3.6.2017, 08:53 Uhr
Männertour im Biker-Schneckentempo

© Foto: Weinig

Donnerstagmorgen. Alles ist ruhig. Ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch kündigt sich mit Morgennebel über den Feldern und orange-roter aufgehender Sonne an. Erst in gut drei Stunden wird der Hilpoltsteiner Marktplatz wieder von geschäftigem Treiben beherrscht sein.

Erst übertönt die Kirchenglocke die morgendliche Idylle. Dann durchschneidet Motorengeknatter die Stille. Benzingestank liegt in der Luft. Dazwischen Gelächter und fröhliche Abschiedsgrüße — die "Hip-da-Moped-Gang" ist wieder auf Tour!

Neun Männer im Alter zwischen Mitte 20 und Anfang 50 in Jeanskutten, mit offenen Helmvisieren und gut "gedopt" mit einem ordentlichen Kaffee zum Wachbleiben haben ein Ziel: Torbole am Gardasee. Und: Sie haben die Langsamkeit zum Prinzip gemacht. Denn gefahren wird auf Zweirädern, deren Alter zum Teil die des Fahrers übertreffen.

Liebevoll restauriert

Allesamt liebevoll restaurierte "50er" Mopeds, deren Vergangenheit in mancher Scheune als ehemaliger "Schrotthaufen" zu finden ist.

Markus Brandl, Vorsitzender und — selbstverständlich — bei dem Gardasee-Trip mit dabei, kann sich gar nicht mehr genau an das Wann und Wie erinnern, als bei "Hip-da-Moped" die Idee geboren wurde, mit den Mopeds tatsächlich einmal die Alpen zu überqueren.

Die Idee zündete sofort. Und auf Dauer. Denn mittlerweile ist es die siebte (Männer-)Tour, die jetzt, über Pfingsten, Station in Torbole macht.

Dort kennt man die fränkische Moped-Gang schon. Trudeln sie im für Motorradfahrer ungewöhnlichen Schneckentempo in "Meckies Bar" — an sich eine Kult-Kneipe für Mountainbiker — ein, gibt’s von der Wirtin erst einmal Sekt für alle. Auch das ist schon gute Tradition, auf die sich beide Seiten freuen.

Dass Rad-Pedaleure und Motorradfahrer oft und gerne über die Alpen an den Gardasee kommen — eine Selbstverständlichkeit. Aber mit so einer kleinen, "untermotorisierten" Maschine? Das ist selbst im Land des versierten Zweirad- und Motorsports eine Rarität.

Doch der "Hip-da-Moped"-Truppe geht es auch nicht um den Rausch der Geschwindigkeit; ums Pässe-fahren-auf-Teufel-komm’-raus; immerhin durchaus gängigen "Antriebsmotoren" für (Männer-)Motorradtouren. "So wie wir unterwegs sind, nämlich viel auf Landstraßen und Nebenrouten, haben wir viel mehr Zeit und Gelegenheit, um die Landschaft zu genießen", erzählt Brandl.

Bei Maximaltempo 50 (nur bergab auch mal ein bisschen schneller), muss es auch nicht die dicke Motorrad-Lederkluft sein; nicht der schalldichte Integralhelm und die Gegensprech-Funkanlage.

Weil die Devise gilt "der Weg ist das Ziel", wird in jedem Jahr die Route neu gewählt, gibt es einen "Navigator", der wenig befahrene Straßen ausfindig macht, das Übernachtungsquartier — heuer in Sölden — bucht. Ohne Übernachtung geht’s bei gut 500 Kilometern nämlich nicht. Und auch nicht ohne einen Begleitbus, der Gepäck und — wohlweislich — auch so manches Ersatzteil im Laderaum dabei hat. Das logistische Feintuning hat sich im Lauf der Jahre gut eingespielt.

"Uns ist es schon passiert, dass wir in Weißenburg die erste Panne hatten. Das haben wir dann vor Ort repariert — und weiter ging’s", erinnert sich Brandl. Irgendwie selbstverständlich: Wer einen zweirädrigen "Oldie" fährt, muss im Zweitberuf Mechaniker sein.

Noch einen weiteren Vorteil bietet der Begleitbus: Die Gardasee-Truppe darf für den Heimweg Mensch und Maschine schonen — und im Bus nach Hause fahren. Schließlich sind zwei Tage Hinfahrt à (mindestens) acht Stunden im Mopedsattel nicht ganz "ohne". Gut, dass es Radfahrerhosen gibt, die selbst unter einem coolen "Hip-da-Moped"-Jeans-Outfit nicht zu sehr auftragen.

Heiße "Rennen"

Apropos Radfahrer: Mit denen liefert sich die Moped-Truppe immer wieder heiße "Rennen". Denn vor allem an den Pässen — vergangenen Donnerstag stand das Timmelsjoch auf der Roadmap — kann es gut sein, dass so mancher unmotorisierte Alpenüberquerer die "da-Moped"-Tourfahrer locker in die Tasche steckt.

Tourchef Brandl kann da nur lässig grinsend mit den Schultern zucken: "Egal – bergab kriegen wir die meistens dann schon wieder" — das ist die "Hip-da-Moped"-Version eines Biker-Geschwindigkeitsrausches. Und ist Teil des Prinzips der "etwas anderen" Variante eines klassischen "allein-unter-Männern-Ausflugs".

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