Marlene Mortler in Rother Kita Waldwichtel

9.4.2018, 15:43 Uhr
Marlene Mortler in Rother Kita Waldwichtel

© Foto: mrm

Die Kindertagesstätte Waldwichtel ist derzeit die einzige Einrichtung im Landkreis Roth, die an diesem Förderprogramm teilnimmt. Gut 75 Kinder werden aktuell dort spielerisch mit dem Thema Sprache gefördert und gefordert. Dabei erforschen die Erzieherinnen mit den Kindern nicht nur den Wochenmarkt am Marktplatz oder die Bücherei. Bei den Exkursionen geht es in die Bücherei oder in die Gemüseabteilung eines Supermarktes.

Über die Erlebnisse und Entdeckungen wird dann ausführlich in der Gruppe gesprochen. "Wir nutzen alle Situationen, um zu sprechen", erklärt Heidi Niemitz. Selbst bei alltäglichen Selbstverständlichkeiten, wie dem Mittagessen, könne man entweder nur still sein Essen einnehmen, oder aber auch darüber reden. Die Kinder der Kindertagesstätte Waldwichtel unterhalten sich beispielsweise beim Essen interessiert über die Orangen, die es zum Nachtisch gibt. "Da gibt es viel zu erzählen: Woher die Orange kommt, wie sie schmeckt und warum die eine größer ist, als die andere." Beim Dialog mit den Kleinen staunte Marlene Mortler nicht schlecht: "Die Kinder sind unheimlich aufmerksam." In der Tat gab es in der Leseecke schnell Gesprächsstoff zwischen den Kindern und der Abgeordneten. Von Zurückhaltung war nichts zu spüren, und auch ein russisches Mädchen, das vor einem Jahr noch kein Wort Deutsch gesprochen hatte, plauschte interessiert mit Mortler über die vorgelesene Geschichte.

"Sprechen ist unwahrscheinlich wichtig." Das Engagement in den Sprach-Kitas macht sich laut Anita Eitel im späteren Leben der Jungen und Mädchen bezahlt. "Die Kleinen werden immer unruhiger und unkonzentrierter. Es kommt immer häufiger zu Wahrnehmungsproblemen", erklärt die Waldwichtel-Leiterin weiter. Sie bedauert auch, dass Kindertagesstätten nicht mehr familienergänzend seien, sondern schon familienersetzend.

Alleinerziehende Mütter oder insbesondere berufstätige Eltern kämen mit der Erziehung an ihre Grenzen. Die Arbeit bleibe dann an den Erzieherinnen hängen. Den Einsatz von Heidi Niemitz betrachtet Eitel deshalb als "Luxus" für die Kita.

Mit den zusätzlichen 19,5 Stunden der Fachkraft könne allerhand bewegt werden. "Ich bin motiviert und mache das gerne", so Niemitz. Sie sehe sich nicht nur als Sprachfachkraft, sondern auch als Bedürfnis- und Wünsche-Erfüllerin. "Ich bin bei den Kindern deshalb sehr beliebt."

Kritik gab es allerdings an endlosen Formularen, die es zu bearbeiten gibt und dem damit verbundenen Bürokratismus. Auch im Krankheitsfall gebe es keine Vertretung. "Die Fachkräfte müssten sich vom normalen Tagesablauf abgrenzen können – das ist aufgrund des Personalmangels derzeit nicht möglich", erklärt Niemitz.

Dennoch sei man auf einem guten Weg und hoffe, dass das Förderprogramm weiter bestehen bleibt. Marlene Mortler zeigte sich äußerst zuversichtlich: "Ich bin überzeugt, dass das Projekt nach 2019 weitergeführt wird."

Durch die gewonnenen Eindrücke sei sie sich darüber im Klaren, dass kleine Kindertagesstätten mit diesem Projekt völlig überfordert seien. "Durch die Bürokratie und Dokumentation braucht man einen großen Träger im Hintergrund." Mit der Awo habe die Kindertagesstätte Waldwichtel deshalb einen guten Partner an der Seite.

Auch CSU-Landtagsabgeordneter Volker Bauer kann von einer "guten Entwicklung" des Förderprogramms berichten. In vielen Bereichen müssten sich die Entscheidungsträger aber noch sensibilisieren. Die Eindrücke aus der Kita Waldwichtel will Bauer auf jeden Fall Richtung München weiterkommunizieren.

0 Kommentare