Mit Blechblasinstrumenten an die Südspitze Amerikas

4.3.2019, 15:14 Uhr
Mit Blechblasinstrumenten an die Südspitze Amerikas

© Foto: Robert Schmitt

230 Frauen und Männer wollten sehen und hören, welche Leistungen Orchesterleiter Walter Greschls junge, aber an vielen Stellen bereits hoch erfahrene Schützlinge zu erbringen vermögen. Zehn der zwölf Künstlerinnen und Künstler kommen aus Roth. Alle sind um 20 Jahre alt und spielen oft schon über ein Jahrzehnt im Stadtorchester. Einige studieren ihr Instrument sogar bereits an Musikhochschulen.

Ein wunderbares Beispiel für die Leistungsfähigkeit des Rother Stadtorchesters ist Lucas Linner. Der 20-jährige Klarinettist aus Schwabach ist im Stadtorchester zu einem exzellenten Musiker gereift und studiert nun in Mainz. Mit seinem Studienfreund Leonhard Schwarz mit Bassethorn stellte er seine Klasse beim Konzertstück Nr. zwei von Felix Mendelssohn-Bartholdy unter Beweis, um sich dann wieder ins Stadtorchester einzureihen.

Es folgte die Abteilung für Blechbläser. Tobias Schaffer erwies sich als hochsensibler Waldhorn-Solist. Mit "Cape Horn" von Otto Schwarz hatte er auf eine Komposition gesetzt, die die gesamte Bandbreite seine Instruments offenbar werden ließ. Kap Horn, die Südspitze Amerikas, steht für Extreme. Wo höchste Gefahr herrscht ist auch immer höchstes Potential für Schönheit zu finden. Vielleicht sogar ein schönes Sinnbild für den gesamten Abend. Denn ganz ungefährlich ist es in Zeiten einer immer mehr um sich greifenden Technikmanie nicht, sich einem musischen Fach als Beruf zu nähern. In diesem Sinne wäre "Ärger mit der Tuba" vermutlich durchaus möglich. Doch Christian Freimuth aus Hilpoltstein hat ihn gewiss noch nie erlebt. Schließlich spielt er das Instrument bereits seit seinem sechsten Lebensjahr. "Trouble With The Tuba" ist ein pfiffiges Stück von William Relton, das die Tücken der des Bläserbasses aufs Korn nimmt.

Wohl eine der besten Leistungen des Abends zeigte Posaunist Paul Amthor. Sein Vortrag des "Concertinos for Trombone op. 4" des russischen Komponisten Rimsky-Korsakow war hohe Kunst. Sogar spektakulär wurde es, als sich der Sound von drei Alphörnern aus verschiedenen Ecken der Kulturfabrik zu einem Klangerlebnis der besonderen Art vereinigte. "Begegnungen" von Kurt Gäble spannte einen Raum auf, den Jeremias Neufanger, Claus Polte und Paul Amthor kongenial zu füllen vermochten.

Ähnlich außergewöhnlich ging es weiter. Spielt Jonathan Fiegl doch ein Instrument, das im allgemeinen wohl eher als unmodern, ja sogar antiquiert gesehen wird. "Die Zither ist unterschätzt", meinte hingegen Oliver Christ in seiner Anmoderation. In der Tat. Jonathan Fiegl studiert Zither und demonstrierte auf wunderbaren Weise, über welche Klangvielfalt und Klangbreite sein Instrument verfügt. Dabei durfte das berühmteste Stück für Zither nicht fehlen. "Der dritte Mann" ist die Titelmelodie des gleichnamigen Spionagethrillers, mit dem Orson Welles Filmgeschichte geschrieben hat. TV-Musik stand im Mittelpunkt, als Trompeter Oliver Christ und Klarinettist Sebastian Zellner Musik-Comedy auf die Bühne zauberten. Die Titelmelodie der "Dick-und-Doof-Fernsehserie" aus den 1970 Jahren war für die beiden Programm. Als Stan Laurel und Oliver Hardy kämpften sie während ihres Spiels in Slapstickmanier um Olis Melone, ohne aus dem Takt zu geraten.

Mit Katharina Schlammberger und Leonhard Greschl komplettierten zwei exzellente Sänger die Riege der Rother Talente. Katharina sang zwei echte Klassiker: Mit "Somewhere Over The Rainbow" und "Girl From Ipanema" spannte sie stimmlich einen schönen Bogen von "ergreifend" bis "swing-groovy". Leonhard Greschl ist ein musikalischer Tausendsassa. Der Sohn des Orchesterchefs spielt Geige, Klavier, Waldhorn und Kontrabass. Karriere will er aber als Sänger machen. Ein Roger-Cicero-Medley und der Reibeisen-Klassiker "Feeling Good" unterstrichen diese Ambitionen.

Lions-Club-Vorstandsmitglied Dietmar Weidlich hatte die Besucher begrüßt und erklärte dabei den Begriff "Talent", der nicht nur eine Begabung beschreibt, die zu außerordentlichen Leistungen befähigt. "Im antiken Griechenland war es eine Währungs- und Maßeinheit", so Weidlich. Ein Talent war exakt so viel Geld, um 200 Ruderer einen Monat lang zu versorgen. Bei den Hellenen haben dazu 25 Kilogramm Silber gereicht. Die Rother Talente sind gewiss mehr wert. Denn ausschließlich Reden ist ja bekanntlich Silber. Musik und Gesang sind immer Gold.

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