Mit geklautem Geld dicken Max gemimt

27.8.2014, 15:43 Uhr

Unbekannt sind die Jungs dem Jugendrichter Reinhard Hader in Schwabach nicht. Der 18-jährige Tobias F. (alle Namen von der Redaktion geändert) hatte schon mehrfach vor dem Richtertisch gestanden, viele Male war er ohne Schein am Steuer unterwegs gewesen, nach zwei Diebstählen aus dem heimischen Tresor – die 2500 und 5000 Euro hat er jeweils zügig in Spielcasinos getragen und verzockt – wurde er zu einem Jahr Jugendstrafe ohne Bewährung verurteilt. Vor wenigen Wochen wurde er verhaftet und sitzt seitdem seine Strafe ab. In den Saal zum Schöffengerichtstermin begleiteten ihn zwei bewaffnete Polizisten.

Sein Freund Markus S., ebenfalls 18, hat bisher so gut wie nichts in seinem Sündenregister stehen, was ihn vorbelastet, aber er war der Haupttäter: Schon im August hatte er aus einer Geldkassette im Wohnzimmer der Mutter erst 200, dann wenige Wochen später 2300 Euro genommen. Als seine Mutter und deren Lebensgefährte den Diebstahl bemerkten, gestand Markus und gelobte Besserung. An dem besagten Oktoberabend aber kam der damals 17-Jährige mit drei Freunden vor dem Haus an, stieg über ein Fenster in die Wohnung ein – „einen Schlüssel hab ich schon seit Jahren nicht mehr“ — und nahm die Geldkassette gleich komplett mit.

Nach der Darstellung von Markus wusste Tobias, der mit ihm eingestiegen war und noch eine verschlossene Zimmertür geöffnet hatte, über die Herkunft des Geldes „gar nichts“. Zwei weitere Kumpels, die draußen im Auto geblieben waren, hätten ebenfalls keine Ahnung gehabt, dass Markus gerade die eigene Mutter beklaut hatte. Einer von den beiden, Simon (20), saß nun wegen des gemeinschaftlichen Diebstahls ebenfalls auf der Anklagebank.

Noch im Auto hatten die vier dann die Geldkassette aufgebrochen und überrascht auf die beträchtliche Summe von 10 000 Euro geblickt, der Betrag sei gerecht geteilt worden. Schöffenrichter Hader merkte dazu an: „Wenn Ihr dann immer noch von nichts wissen wollt, was habt ihr dann eigentlich zwischen den Ohren?“ Außerdem erweiterte er die Anklage auf Hehlerei.

Der vierte junge Mann hatte seinen Anteil von 2500 Euro übrigens später zurückgegeben und wurde heimgebracht – von Tobias, ohne Führerschein.

Gefeiert wurde dann mit einem Zigaretten- und Getränkekauf in Tschechien, danach ging man in Nürnberg zum Shoppen und in eine Hotelbar. Den Alkohol bekam man laut Markus selbstverständlich: „Wenn ich 3000 Euro in der Tasche hab, kann ich auch mal fünf Euro Trinkgeld geben.“ Vom restlichen Geld ist nichts mehr zu finden, angeblich soll Tobias‘ angeschrammtes Auto damit repariert worden sein, und einen Teil will Markus im Hotelzimmer in einem Bilderrahmen versteckt haben.

Von den Roadmovie-Geschichten, die Tobias und Markus teilweise episch ausbreiteten, ließ sich Staatsanwältin Lena Hübschmann-Walther aber nicht beeindrucken. „Dreist“ nannte sie die Diebstähle von insgesamt 13 000 Euro, dreist auch eine Autofahrt von Tobias, der direkt nach einer polizeilichen Vernehmung in Roth von der Polizeiinspektion weggefahren war. Die Verhandlung erscheine den Angeklagten eher als lustiger Jux, die Jugendstrafen (sie plädierte auf ein Jahr für Markus, zwei Jahre für Tobias) sollten nicht zur Bewährung ausgesetzt werden. Einzig Simons achtmonatige Jugendstrafe, so ihr Antrag, könne eine auf Bewährung sein. „Vielleicht ist die Verhandlung ein Wink mit dem Zaunpfahl“, hofft auch Petra Zwingel von der Jugendgerichtshilfe für den jungen Mann, der eine Ausbildungsstelle in der Tasche hat.

Für Markus konnte auch das Plädoyer seines Verteidigers Wolfgang Wehr, dass der Junge seit seiner Kindheit unter ADHS leide, nichts am Urteil ändern. Im Gegenteil: Die drei Schöffenrichter unter Haders Vorsitz gingen bei Markus mit der 15-monatigen Jugendstrafe und dem dreiwöchigen Warnschussarrest und Arbeitsstunden sogar noch über den Antrag der Staatsanwältin hinaus. Die Strafe setzte Hader jedoch zur Bewährung aus. Und zum Verhalten von Markus im Gerichtssaal meinte der Richter: „Das war Kindergartenniveau.“

Dass der arbeits- und wohnungslose Tobias „in die richtige Spur gelenkt werden muss“, hatten auch Petra Zwingel und sein Anwalt Rudolf Gerber festgestellt, das Urteil von einem weiteren Jahr in Haft schien ihn zu schocken. Aber, so Hader, „Du hast genug Chancen gehabt.“ Tobias jedoch gestand erst am Ende ein: „Ich hab begriffen, dass ich Mist gebaut hab.“

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