"Mit Strumpfband und Lederhose!" auf der Hilpoltsteiner Burg

28.6.2018, 06:00 Uhr

© Robert Unterburger

Erst mal macht Bernadette Haas-Sörgel ihre Tupper-Box auf, holt sich ein Brot heraus, beißt herzhaft hinein und setzt sich dann in ihren Regie-Stuhl. Dann schlägt sie das Manuskript auf und liest aufmerksam mit, was die Burgspieler ihr auf der Bühne vorspielen.

Es ist Burgspielprobe. Das Wetter ist ganz angenehm hier oben auf der Burg. Sogar die Sonne scheint. Erst nach Sonnenuntergang wird es frisch. "Seit Ende Februar proben wir", erzählt Bernadette Haas-Sörgel, "zuerst einmal in der Woche, dann zweimal, und in der Woche vor der Aufführung jeden Tag".

Frankophiler Spinner

Heute gibt es einen Durchlauf von Szene eins bis vier – und das gleich zweimal hintereinander. Vor der Bühne steht eine Schüssel mit Nervennahrung, sprich: Süßigkeiten. Souffleuse Jennifer Scheuerlein stellt ihren Stuhl vor die Bühne und wartet auf "Action". Auch Josef Lang, der Leiter des Burgspiels, spitzt in das Manuskript, bis er selbst als "Schreinermeister Helmut Koller" dran ist.

In der Komödie von Pirmin Stern geht es um eine nackte Schaufensterpuppe, einen durchgeknallten Ladeninhaber mit einem Faible für Frankreich, einen "tieffliegenden Intelligenzakrobaten", einen Vertreter namens Bodo Strack ("Bodo Strack, immer auf Zack!"), um hysterische Verkäuferinnen, Kundinnen, Näherinnen, eine Auszubildende und eine Postbotin.

Ladeninhaber "Kleider-Klaus" (gespielt von Julian Sörgel) war auf der Modenschau in Paris und möchte nun seinen ländlichen Klamottenladen auf das Niveau der internationalen "Fashion" heben. Als Spinner mit frankophilen Neigungen nennt er sich seitdem "Claude Clautieu" und würzt seine Äußerungen mit möglichst vielen französischen Wörtern und Ausdrücken, auch wenn er deren Bedeutung nur ansatzweise durchschaut.

Schreinermeister Helmut Koller (Josef Lang) und sein naiver Geselle Manfred Nagel (Julian Rebler) tragen beim Umbau des Ladens mit viel Situationskomik ebenso zur Unterhaltung bei wie der Vertreter Bodo Strack (Hans-Joachim Fricke), der den Damen seine Liebesbedürfnisse und dem Claude die Landhausmode ans Herz legt.

Der Kunde Adam Klamm (Thomas Schmauser) öffnet an der Ladenkasse seine eigene "Geld-Börse", um möglichst viele Prozente zu erringen. Verkäuferin Anne Richtig (Heike Kerner) begeistert sich an den heimlichen Geschäften der Auszubildenden Evi Fromm (Tanja Jäschke) – sie verkauft Dessous unter dem Ladentisch. Und die Näherin Kordula Kort (Evelyn Brandl) preist ihre Strumpfbänder an.

Anspielungen auf Hofstetten

Kundin Brigitte Taler (Sonja Mählert-Berner) ist von den neuen Ideen entzückt, denn auch sie liebt alles Französische, und befeuert mit ihren eigenen Kreationen die Diskussion weiter. Und die Postbotin mit dem zutreffenden Namen Gerda Bring (Stefanie Schmauser) hat Mühe, ihre Briefe und Päckchen an den Mann zu bringen, meistert dies aber mit stoischer Geradlinigkeit.

Ein Markenzeichen der Burgspiele ist es, dass immer auch witzige Anspielungen zu bekannten Namen, Ereignissen oder Orten gemacht werden. So wird dieses Mal Hofstetten kräftig durch den Kakao gezogen. "Was gibt es bei euch in Hofstetten?", fragt der Schreinermeister Helmut Koller seinen etwas dusseligen Gesellen Manfred Nagel, der sich schämt, die nackte Schaufensterpuppe anzuschauen. "In Hofstetten gibt es nackte Kühe, Ziegen und Schafe, aber die haben meist ihren Wollpullover an", antwortet der Manfred und wird daraufhin von seinem Meister als "Tieffliegender Intelligenzakrobat" beschimpft.

Es ist eine lustige Truppe, die oben auf der Burg probt. Ab und zu stoppt die Regisseurin den Spielfluss, kritisiert Kleinigkeiten und macht Verbesserungsvorschläge. Auch die Souffleuse Jennifer Scheuerlein muss immer wieder ein Stichwort geben, wenn der Text noch nicht so recht sitzt. Das witzige Stück verspricht echte Angriffe auf die Lachmuskulatur.

Erfolgreiche Stücke

Autor Pirmin Stern, der die Komödie geschrieben hat, wurde 1963 geboren und ist als zweites von drei Kindern in einem Mehrgenerationenhaus aufgewachsen. Hier prägten ihn Geselligkeit, Humor und vielfältige Interessen. Die Erfahrung aus seiner Handwerkerlehre, einem sozialen Beruf und dem eigenen Theaterspiel, das er schon seit dem 14. Lebensjahr ununterbrochen betreibt, brachten ihn 2005 dazu, auch selbst Theaterstücke zu schreiben. Seine Werke werden auf Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum aufgeführt.

Das Stück "Strumpfband und Lederhose" feiert am Sonntag, 15. Juli, um 19.30 Uhr, Premiere. Weitere Aufführungen sind: Freitag, 20. Juli; Samstag, 21. Juli; Freitag, 27. Juli; Samstag, 28. Juli; Burgfestsamstag, 4. August; Burgfestsonntag, 5. August. Spielbeginn ist jeweils 20.30 Uhr. Die Eintrittspreise belaufen sich auf allen Plätzen im Vorverkauf auf zehn Euro, Karten an der Abendkasse kosten elf Euro.

Kartenvorverkauf ab Montag, 2. Juli, in der Residenz Hilpoltstein und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie  unter www.hilpoltstein.de/burgspiel. Abendkasse eine Stunde vor Spielbeginn auf der Burg.

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