Nach fast 60 Jahren geht das Kapitel Raiffeisenbank zu Ende

27.11.2015, 18:36 Uhr
Nach fast 60 Jahren geht das Kapitel Raiffeisenbank zu Ende

© Foto: Norbert Herle

Der Laibstädter Raiffeisenverein selbst war bereits 1897 als Darlehens-Verein gegründet worden. Das Statut wurde erstmals am 20. Juli 1897 errichtet. Aus den ostelbischen Gebieten wurde damals das Getreide so billig nach West- und Süddeutschland eingeführt, dass viele Bauernhöfe in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Ein Ausweg aus der Not schien allein durch Selbsthilfe möglich. So wurde die Idee von Raiffeisen, auf dem Land Spar- und Darlehenskassen zu bilden, gerne angenommen und vor allem durch die örtlichen Priester vorangetrieben, wie auch in Laibstadt, wo Pfarrer Simon Bauer gleich zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates gewählt wurde.

Am 4. Juni 1936 stimmten die Mitglieder der Verschmelzung mit dem Aberzhausener Spar- und Darlehenskassenverein zu. In der Generalversammlung am 2. April 1939 wurde die Erweiterung des Genossenschaftsbezirks auf Kippenwang und Ohlangen beschlossen. Nun nannte man sich „Spar- und Darlehenskasse Laibstadt e.G.m.u.H.“. Nachdem sich 1954 auch die Gemeinden Schloßberg, Rudletzholz und Selingstadt angeschlossen hatten, wurde noch im selben Jahr das Vorhaben zum Bau eines eigenen Raiffeisengebäudes wieder aufgenommen.

Im Januar 1955 erhielt der Zimmermeister Otto Enzenhöfer aus Thalmässing den Auftrag zur Planung des Lagerhauses. Nun war nicht nur Platz geschaffen worden für die Lagerung von Kunstdünger und Spritzmittel, sondern auch für Gerätschaften wie Saatgut-Reinigungsanlage mit Beizvorrichtung, Kleereiber zur Saatgewinnung und eine fahrbare Schädlingsbekämpfungsspritze. Ein großer Aufzug ermöglichte es, auch den Keller und das Dachgeschoss als Lagerflächen zu nutzen.

1957 schloss man mit Franz Struller, der in unmittelbarer Nähe zum Lagerhaus einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb führte, einen Lagerhaltervertrag ab. Als Entschädigung erhielt er eineinhalb Prozent der von ihm ab Lagerhaus verkauften Waren. Es wurde angestrebt, dass zu bestimmten Stunden eine Person zur Kundenbedienung anwesend sein sollte. Nachdem der langjährige Rechner Michael Wohlmuth 1967 nach 35 Jahren Tätigkeit in den Ruhestand verabschiedet worden war, stellte man erstmals einen hauptamtlichen Geschäftsführer ein. Zuvor hatte man das Lagerhaus mit einem Kassenraum und einem Büro ausgestattet. Das war möglich, da man vorsorglich 1956 im Lagerhaus bereits Räumlichkeiten dafür vorgesehen hatte.

Nur noch Zweigstelle

Nach 73 Jahren endete schließlich aus wirtschaftlichen Gründen die Selbstständigkeit der Laibstädter Raiffeisengenossenschaft. Am 29. Januar 1970 stimmten die Mitglieder in einer außerordentlichen Versammlung der Verschmelzung mit der Raiffeisenbank Hilpoltstein mit 57 Ja- und vier Neinstimmen zum 1. April 1970 zu und das Raiffeisengebäude ging in deren Besitz über. Seitdem war Laibstadt nur noch Zweigstelle, die von Heideck aus betreut wurde.

Eng verbunden war diese Zeit mit Anton Harrer, der bald den Spitznamen „Raiffeisen-Toni“ bekam. Von 1970 bis 2000 war er 30 Jahre lang fünf Tage in der Woche vormittags am Lagerhaus anzutreffen. Er versorgte die Landwirte mit Dünge- und Spritzmittel und kümmerte sich auch um Putzen und Beizen von Saatgetreide. Später habe er Bestellungen auch ausgefahren. Doch das Geschäft war in den letzten Jahren seiner Tätigkeit stark rückläufig, nachdem immer mehr Landwirte aufgegeben hätten und zunehmend die Supermärkte mit einem entsprechenden Sortiment die Szenerie beherrschten.

Ein bisschen Wehmut über das endgültige Aus der „Laibstädter Raiffeisen“ schwingt auch bei Hans Dorner mit. Er war hier nicht nur seit 1981 der kompetente Ansprechpartner für alle Laibstädter in Sachen Geld, sondern er hat in der Bank auch seine Frau kennen gelernt.

1993 gab noch einmal größere Umbaumaßnahmen. Damals diente das alte Laibstädter Rathaus kurzzeitig als Ausweichquartier. Danach stand neben dem verschönerten Kassenraum zusätzlich ein modernes Büro zur Verfügung, in dem auch Beratungsgespräche stattfinden konnten. Zeitweise waren in dieser Phase sogar zwei Bankangestellte in Laibstadt. Während der eine die Kunden am Schalter bediente, konnte der andere Beratungsgespräche im Büro durchführen. Durch die zunehmende Mobilisierung und das aufkommende Online-Banking musste jedoch im Laufe der Zeit das Öffnungsangebot immer mehr reduziert werden, zuerst auf zwei halbe Tage in der Woche, zuletzt ab 2006 war die Laibstädter Raiffeisenfiliale nur noch montags von 15 bis 18.30 Uhr geöffnet.

„Die weiter andauernde Niedrigzinsphase, die zunehmende Digitalisierung des Bankgeschäftes und die enorm steigenden Anforderungen aufgrund gesetzlicher Vorschriften belasten zunehmend die Rentabilität des Bankgeschäftes und zwingen zu Kosteneinsparungen“, so Raiffeisenvorstandsvorsitzender Georg Peter, dem die Entscheidung zur Schließung als gebürtigen Laibstädter natürlich schwerfiel. Auch die Überlegungen hinsichtlich eines Geldautomaten und eines Kontoauszugsdruckers in Laibstadt seien wegen der hohen Kosten schnell vom Tisch gewesen. „ Was aus dem Gebäude wird, sei allerdings im Moment noch nicht klar. Zum Teil ist es vermietet, zum Teil nutzen derzeit Pfarrei und Heimatverein Laibstadt einzelne Räume als Lager.

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