Neuer Lebensgeist für eine alte Dame

10.7.2014, 15:44 Uhr
Neuer Lebensgeist für eine alte Dame

© Carola Scherbel

Sie hat schon mehr als ein Menschenleben auf dem Buckel: Ursprünglich stand sie in Bad Kissingen als Turnhalle, 1937 brachen Rother Bauhofmitarbeiter sie dort ab und bauten sie in Roth als Veranstaltungs- und militärische Schulungshalle wieder auf. Nach dem Krieg und wenig Beschädigungen wurde die Stadthalle immer mehr zum Zentrum von Großveranstaltungen, noch heute sind Frühlingsfest, Rund ums Rad, Challenge oder Kirchweih nicht denkbar ohne die Stadthalle. Insgesamt finden alljährlich fast 100 Veranstaltungen in der Halle statt.

Doch inzwischen haperts an allen Ecken und Enden: Brandschutz, Statik, Wärmeschutz — alles müsste auf den heutigen Stand und die Halle runderneuert werden. „Das wäre so teuer, dass sich eine Sanierung nicht lohnt“, urteilt Stefan Hofmann. Leiter des städtischen Hochbauamtes.

Genehmigung verlängert

Die Genehmigung für den Betrieb läuft also unweigerlich aus — zunächst sollte das Gebäude schon heuer abgerissen werden, dann hat das Landratsamt die Genehmigung bis August 2015 verlängert, „dann ist aber“, so Stefan Krick von der Stadtverwaltung, „unweigerlich Schluss“.

Einen Neubau hat der Stadtrat bereits beschlossen, die Planungen laufen, damit die neue Halle bis Frühjahr 2016 stehen könnte.

Ein Jahr bleibt noch bis zum Abriss, und nachdem der Stadthallenwirt sich aufgrund der Abrisspläne anderweitig orientiert hat, wurde für diese Übergangszeit nun Ersatz gefunden: Jochen Scharf, der in Schwabach das Casa Fontana und den Markgrafensaal bewirtschaftet und sich mit seiner KIA-Niederlassung in Roth (das sich soeben als Gelände fürs Fußball-Public Viewing bewährt hat) schon „als halber Bürger der Stadt“ fühlt, will die Bewirtung übernehmen. Ab 1. November sorgt er mit seinem geübten Gastroteam (das aus acht fest angestellten und 30 Servicekräften besteht) dann für Speis, Trank, Licht und Deko in der Halle.

Und hat darüber hinaus viel vor: Zum Beispiel für Hochzeiten erscheint ihm die Stadthalle ideal, weil ihn „das Ambiente außenrum totel begeistert“. Sektempfang am Wasser im Grünen, „wo gibt’s das schon?“ Genügend Parkplätze seien vorhanden, die Halle verfügt über eine Bühne und einen richtigen Tanzboden, schwärmt Scharf und lädt gedanklich schon zu fetzigen Ü-30-Partys ein — natürlich nur im lösungsorientierten Gespräch mit der Nachbarschaft, wie er betont.

Möglich sei vieles, glaubt der agile Mehrfach-Unternehmer. In der Halle dürfen unter Auflagen bis zu 400 Gäste sitzen, tagen oder feiern, aber auch für „nur“ 100 Gäste könne sie durchaus schick gemacht werden, ist Scharf überzeugt. Und hat sich jetzt schon in den Charme der betagten Dame verliebt. „Dagegen kommt ein kalter Betonneubau doch niemals an.“

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