Neues vom „Blau“

5.9.2016, 06:00 Uhr
Neues vom „Blau“

© Foto: Tobias Tschapka

Darüber hinaus fanden die Besucher heuer das Festivalgelände nicht einen halben Kilometer östlich, sondern westlich von Wallesau, denn der veranstaltende Verein „Musikinitiative Wallesau“ mit rund 15 Mitgliedern hat dort eine Fläche gefunden, die viermal so groß ist wie die frühere Waldlichtung. „Aber wir haben versucht, den neuen Ort so idyllisch zu gestalten“, meint Daniel Salomon von der Musikinitiative.

In der Tat erhellte nicht nur ein „Sky-Beamer“ die Nacht und lotste die Besucher zum Festivalgelände, sondern es hingen auch wieder bunte Lampions in den Bäumen. Außerdem luden rund um die Bühne Strohballen zum Verweilen ein, und die Sterne funkelten über der großen Wiese zwischen Wald und Maisfeld — ein perfektes Spätsommerwochenende.

Bisher war „Wallesau ist blau“ eher ein Dorado für die „Kuttenfraktion“, die Besucher bekamen vor allem Heavy Metal um die Ohren geblasen. Das galt heuer vorwiegend für den ersten Tag. Mit Gruppen wie „Stonem“ aus Landsberg oder „need2destroy“ aus Ulm, der Punkband „Die Dorks“ aus Markl am Inn oder „Battery High“ aus Hilpoltstein wurde das Festival seinem Ruf am Freitag mehr als gerecht, aber diesmal wollte man auch die Fans anderer Stilrichtungen anlocken. Das klappte ganz gut, obwohl sich auch der Samstag nicht „metalfrei“ präsentierte. Das „Knüppelfrühstück“, bei dem im Bierzelt zu Heavy Metal-Klängen aus der Konserve Weißwürste serviert wurden, deutete schon darauf hin. Dieses Frühstück der besonderen Art, zu dem man keinen Festivalpass brauchte, kam so gut an, dass es im nächsten Jahr zu den Weißwürsten vermutlich Livemusik geben wird.

Dank an die Feuerwehr

Stichwort essen: Verhungern musste bei „Wallesau ist Blau“ niemand, denn passend zum Logo des Festivals, das aus grimmig schauenden (blauen) Wildsäuen besteht, gab es auch die obligatorische „Sau am Spieß“, es wurde gegrillt, es gab Pizza und vieles mehr.

Bei Organisation und Durchführung sei alles glatt gegangen, nicht zuletzt dank der Hilfe der Eckersmühlener Feuerwehr, der Salomon ein besonderes Dankeschön aussprach.

Zurück zur Musik: Am Samstag gab es nicht nur wieder Metal, Ska und Punk von und mit „ANTIPEEWEE“ aus Abensberg, „The FireWorks“ aus Hersbruck, „Rapid“ aus München oder „Reduce To Ashes“ aus Roth zu hören, sondern sogar Bluesrock — und einen Liedermacher. „Filistine“, ein sehr gut eingespieltes Trio aus Neumarkt, bot hochkarätige Gitarrensoli, die sich deutlich von den Power-Akkorden der Heavy-Bands abhoben, und auch die schön ausgearbeiteten Songs hatten viel Potential und großen Wiedererkennungswert. Da staunten auch die Punks und Kuttenträger nicht schlecht, wie schnell die Finger von Gitarrist Om Hari Lasar über das Griffbrett flogen, auch optisch erinnerte er an Jimi Hendrix.

Headliner mit Akustikgitarre

Ebenfalls ungewöhnlich der Headliner, der ohne hohe Verstärkertürme und dutzende Effektgeräte auskam. Götz Widmann reichte ein Mikrofon und eine Akustikgitarre, und als der „Godfather of Liedermaching“, der in Heidelberg aufwuchs und jetzt in der Schweiz lebt, seinen ersten Song anstimmte, war es richtig voll vor der Bühne. Punks, Heavy-Metaller und „Normalos“ lauschten den teils komischen, teils satirischen Ausführungen des Musikers, die sich grob gesagt um Politik, Sex, Alkohol und Cannabis drehten. So sang er über merkwürdige Veränderungen, die er an seinem Körper feststellt. Panisch kam er zum Schluss, dass er vermutlich schwanger sei und keine Ahnung habe, wer die Mutter sei. Dann spekulierte er, wie groß die Distanz wäre, würde er alle Bierflaschen, die er in seinem Leben schon geleert hatte, aneinanderreihen. Zweimal um die Erde? Schnell rechnete er nach, kam nur auf 2,8 Kilometer — und war bitter enttäuscht.

Mit dem nächtlichen Auftritt des Liedermachers ging „Wallesau ist Blau“ zu Ende, aber 2017 folgt die Fortsetzung. „Auf alle Fälle wieder auf unserem neuen Festivalgelände, denn die Rückmeldungen sowohl von den Musikern als auch von den Gästen waren alle überaus positiv“, so der rundum zufriedene Daniel Salomon. Er freut sich — genauso wie seine Vereinskollegen der „Musikinitiative Wallesau“ — jetzt schon auf die Neuauflage.

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