Nichts für Schreckhafte: Brauchtumszug in Hilpoltstein

6.1.2018, 12:00 Uhr
Nichts für Schreckhafte:  Brauchtumszug in Hilpoltstein

© Foto: HiZ-Archiv/ C. Raithel

"So viele wie noch nie sind dabei." Katrin Schade freut‘s, wenn sie sieht, was sich aus den eher "zögerlichen Anfängen" innerhalb weniger Jahre entwickelt hat. "Wir mussten hier schon ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten", gibt die Vorsitzende der "Hilpoltsteiner Flecklasmänner e.V." unumwunden zu. "Die Besucher wussten wohl anfangs nicht, was es mit so einem Brauchtumgszug auf sich hat."

Das war einmal. Nicht nur, dass mit den gut zwei Dutzend beteiligten Fußgruppen heuer so viele Beteiligten wie noch nie auf den Beinen sind; angesichts der permanent gewachsenen Zuschauerzahl hat sich das Organisationsteam entschieden, die Marschroute durch die Hilpoltsteiner Altstadt zu verlängern.

Knalleffekt zum Auftakt

Los geht‘s, wie von Anfang an üblich, mit einem echten "Knalleffekt": Die Böllerschützen Obererlbach und Häusern geben um 14 Uhr den Startschuss für den Umzug, der sich beim Gasthof Bögl eine halbe Stunde zuvor formiert.

Über die Zwingerstraße zieht dieser dann quer über den Marktplatz — hier werden die Gruppen einzeln vorgestellt — an der Polizei vorbei, hoch zur Kolpingstraße, dann über die Kirchenstraße zur Christoph-Sturm-Straße, wieder vorbei an der Polizei zurück zum Marktplatz.

Dazwischen gibt es jede Menge zum Zuschauen und Zuhören. Denn allein drei Guggenmusik-Gruppen mischen sich in das illustre Maskenvölkchen, das zugegebenermaßen nicht unbedingt etwas für Schreckhafte und Zartbesaitete ist. Verzerrte Fratzen, furchteinflößende Hörner, Fangzähne im Gebiss, Peitschen und Goißln — Attribute, die vielen Brauchtumsgestalten zu eigen sind.

Kein Zufall. Oder kalkulierter "Showeffekt". Sondern schlichtweg Ausdruck einer Zeit, "in der die Menschen um ihre bloße Existenz kämpfen mussten; im Glauben an Dämonen und Geister, ausgeliefert den Naturgewalten", erklären Katrin Schade und ihr Mann Marc, die sich seit Jahren mit den heimischen Fastnachtsbräuchen und deren Herkunft beschäftigen; dafür schon viele Stunden in Archiven uralte Schriften, Fotos und Abbildungen gesichtet haben und ihr Wissen gerne weitergeben.

In den Schulen unterwegs

So auch in diesem Jahr, wenn sie — ganz bewusst — wenige Tage vor dem Brauchtumsumzug in drei Hilpoltsteiner Schulen auf Tour gehen, um über die Fastnacht im Allgemeinen und die Geschichte der Flecklasmänner im Speziellen zu informieren.

Nicht in einem trockenen Vortrag. Sondern mit einer Menge Anschauungsmaterial im Gepäck — angefangen von alten Fotografien über das "Flecklasmo"-Kostüm bis hin zur selbst geschnitzten Maske aus der Hand von Katrin Schade, die aus einer Spalter "Flecklimaskenschnitzerfamilie" stammt und diese Familientradition aus Überzeugung und mit Begeisterung weiterführt.

"Wir finden es einfach wichtig, gerade der jungen Generation zu vermitteln, dass vieles von dem, was für uns heute alltäglich ist, früher nicht alltäglich war. Und daraus sind ja auch unsere Brauchtumsgestalten entstanden, die zum Beispiel den Winter — mit all der einst für Mensch und Tier verbundenen Härte — vertreiben sollten", so Katrin und Marc Schade.

"Wenn wir in unsere Brauchtums-kostüme schlüpfen, sind wir uns dieser langen Geschichte, die damit verbunden ist, immer bewusst. Das macht für uns auch das Besondere aus, wenn wir als Flecklasmänner umhergehen — mal abgesehen davon, dass man damit schon ordentlich Schabernack mit anderen treiben kann", machen die Schades keinen Hehl aus dem Spaß, den sie dabei haben.

Mit ihrer Begeisterung für diese besondere Form der Brauchtumspflege sind sie bei Weitem nicht alleine. Im Gegenteil. Immer mehr Fastnachter entdecken die wilden Fastnachtsgesellen als Alternative zum närrischen Fasschingstreiben für sich. Wenn beim Hilpoltsteiner Brauchtumsumzug beispielsweise zum ersten Mal die "Brombachseer Seenteufel" mit von der Partie sind, ist das eine Gestalt, die erst im vergangenen Jahr ins Leben gerufen wurde — basierend auf einer alten Sage!

Wer‘s genauer wissen will, kann sich im Vorfeld des Hilpoltsteiner Brauchtumsumzugs schon einmal kundig machen: In vielen Geschäften und öffentlichen Einrichtungen in der Burgstadt sowie in der Tourist-Info in Roth und bei der Hilpoltsteiner Zeitung liegt die aktuelle Festschrift mit kleinen Portraits der beteiligten Gruppen auf.

Der 4. Brauchtumsumzug durch die Hilpoltsteiner Altstadt beginnt am Sonntag, 14. Januar, 14 Uhr, und dauert gut eine Stunde. An mehreren Essens- und Getränkeständen ist auch für ein gastronomisches Angebot entlang der Strecke gesorgt. Mehr Infos zum Verein online unter www.hilpoltsteiner-flecklasmaenner.de

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